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15.06.2015 | 19:00

Immenser Sachschaden nach Schlammlawine

Lawinenschaden
(c) proplanta

Technik soll vor Muren warnen



Eine große Schlammlawine bedrohte in Oberstdorf mehrere Gebäude, Menschen mussten deswegen ihre Häuser verlassen. Im Schwarzwald verschüttete am Wochenende ein Erdrutsch einen Wanderweg - Großalarm für die Helfer. Anfang Juni gingen in Österreich schon Dutzende Muren ab und richteten große Schäden an. Was nach einer dramatischen Zunahme solcher Ereignisse klingt, ist zunächst einmal das Zeichen für den Beginn der Schlammlawinen-Saison.

Was ist eine Schlammlawine?

Eine Schlammlawine, auch Mure oder Murgang genannt, kommt üblicherweise im Gebirge vor. Es ist allerdings nicht nur der alpine Raum betroffen. Auch kleinere Bergketten wie die Schwäbische Alb sind bedroht. Die Mure ist eine Mischung aus Wasser und verschiedenen festen Materialien. Neben Erde kann solch eine Lawine auch Hölzer und  Gesteinsschutt aufnehmen und mit ins Tal reißen. Oft bewegen sich diese Lawinen zunächst in natürlichen Bachläufen. Nach Angaben des Bayerischen Landesamtes für Umwelt kann eine Mure letztlich bis zu 60 Kilometer pro Stunde schnell werden. Wenn sich die Schlammlawine in Bewegung gesetzt hat, ist sie manchmal so kraftvoll, dass sie größere Felsen mitreißt und Straßen sowie Gebäude zerstört.

Zu welcher Zeit kommen Schlammlawinen vor?

Der Winter ist die Zeit der Schneelawinen, der Sommer die Zeit der Schlammlawinen. Auslöser ist häufig Wasser, das entweder bei der Schneeschmelze oder infolge starken Regens in größerer Menge vorkommt. Das Wasser weicht den «mürben» (Mure) Boden auf und löst ihn an steilen und schuttreichen Hängen ohne geschlossene Vegetation vom Untergrund. «Wird eine kritische Kombination von Wasser, Gefälle und Schutt erreicht, kommt es zu Murabgängen», erläutert das Umwelt-Landesamt.

Kommen solch heftige Regenfälle, die zu Schlammlawinen führen, häufiger vor?

In Oberstdorf registrierten Wetterstationen am Sonntag extreme Niederschläge. Sie maßen mehr als 90 Liter Wasser pro Quadratmeter innerhalb von zwei Stunden. Dies allein ist aber nicht ungewöhnlich. «Solcher Starkregen kommt immer wieder vor im Sommer», sagt der Leiter der Münchner Niederlassung des Deutschen Wetterdienstes, Volker Wünsche. Allenfalls die Schlammlawine hebe dieses Oberstdorfer Unwetter von anderen ab - doch auch hier sagt Wünsche: «Murenabgänge im Alpenraum sind nichts Neues.» Beispielsweise gab es in Immenstadt 1873 eine Katastrophe, als ein Erdrutsch den Ortskern überrollte und ganze Häuser mitriss. Elf Menschen starben damals in der Allgäuer Gemeinde.

Was kann gegen Muren getan werden?

Wissenschaftler erforschen das Entstehen solcher Schlammlawinen. Für sie sind dabei auch kleinere Muren, die ohne große Folgen bleiben, interessant. In den besonders betroffenen Gebieten wird auch am Aufbau von Frühwarnsystemen gearbeitet. Dabei werden einerseits Gefährdungskarten erstellt. Aber auch die Technik wird eingesetzt: In Lichtenstein-Unterhausen auf der Schwäbischen Alb installierten Forscher der Universität Bonn für ein Projekt über Erdrutsche ein System, das die Bodenfeuchtigkeit als wesentlichen Faktor misst und so frühzeitig Alarm schlagen kann. (dpa)
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