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01.05.2009 | 22:31 | Klimaforschung  

Sicheres Klima bedeutet Verzicht auf Kohle

London - Rund drei Viertel der verbliebenen fossilen Brennstoffe - Kohle, Öl und Gas - müssen unabgebaut bleiben, wenn das Ziel die Erwärmung auf maximal zwei Grad Celsius zu beschränken, Wirklichkeit werden soll.

Kohle
(c) cirquedesprit - fotolia.com
Wissenschaftler raten Politikern im Fachmagazin Nature dazu, den weltweiten CO2-Ausstoss zu reduzieren, anstatt "sichere" Levels von jährlichen Emissionen festzulegen. Insgesamt mehr als 100 Nationen haben sich bereit erklärt, Schritte zu unternehmen, um den Temperaturanstieg auf maximal zwei Grad zu beschränken.

"Um den gefährlichen Veränderungen Einhalt zu gebieten, müssen wir den Gesamtausstoß an Treibhausgasen reduzieren und nicht die Emissionsraten in einem bestimmten Jahr", meint Myles Allen vom Physics Department der Oxford University. Klimapolitik erfordere eine Ausstiegsstrategie. "Das bedeutet, dass wir einen Plan fassen müssen, um die Netto-Emissionen zu verringern." Das beim Rio Earth Summit gefasste Vorhaben, den gefährlichen Klimawandel abzuwenden, hat nicht definiert, um welche Größenordnung es eigentlich gehe. Die EU-Staaten haben sich darauf geeinigt, die maximale Erwärmung auf zwei Grad Celsius zu beschränken. Seit dem Industriezeitalter sind die Temperaturen weltweit um 0,7 Grad Celsius gestiegen.

Das Team um Allen hat errechnet, wie viel CO2 bis 2050 in die Atmosphäre gepumpt werden kann, um den kritischen Wert von zwei Grad Celsius nicht zu überschreiten. Berechnet ab dem Jahr 2000, sind die Wissenschaftler auf einen Wert von rund einer Billion Tonnen gekommen. "Es hat 250 Jahre gedauert um die erste halbe Billion Kohlendioxid zu emittieren. Rechnet man den derzeitigen Verbrauch mit ein, dann dauert es weniger als 40 Jahre, ehe die zweite Billion in die Atmosphäre geblasen ist", schreibt der Forscher.

Seit dem Jahr 2000 ist nämlich bereits ein Drittel dieser Menge erreicht. Nur ein rascher Ausstieg aus dem gesamten Szenario könne etwas ändern, meint der Klimaforscher Malte Mainshausen vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung, der eine ähnliche Studie im Nature publiziert hat. "Wenn wir fossile Energien verbrennen wie bisher, werden wir das Kohlenstoff-Budget in nur zwanzig Jahren ausgeschöpft haben", erklärt Meinshausen. Das bedeute auch, den fossilen Brennstoffen den Rücken zu kehren, um eine weitere Erwärmung aufzuhalten.

Politiker einiger Staaten - wie die USA, Japan und Brasilien - haben in den vergangenen Monaten angekündigt, den CO2-Verbrauch bis 2020 noch weiter zu erhöhen, um dann massiv nach unten zu fahren. "Geophysikalisch mag das zwar richtig sein, aber wir konnten kein Wirtschaftsmodell finden, bei dem Emissionen in diesem dann nötigen Ausmaß von sechs Prozent jährlich gesenkt werden können", kritisiert Bill Hare vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung diese Haltung.

"Nutzt man die entsprechenden erneuerbaren Primärenergieträger für die Bereitstellung von Nutzenergie in Form von Wasser, Wind und Sonne und im Wärmebereich Biomasse der Energieumwandlung, ist mittelfristig keine zusätzliche CO2-Freisetzung notwendig", meint Energieexperte Hans Kronberger und Präsident der Photovoltaic Austria (PVA). "Sonnenlicht ist der Rohstoff der Zukunft, da es weit über 10.000 Mal mehr verfügbar ist als der Bedarf der ganzen Menschheit beträgt. Liefer- und Preisgarantie bei Null Cent sind gegeben."

"Sowohl in der Stromerzeugung, als auch in der Mobilität, deren Zukunft ebenfalls im elektrischen Antrieb liegt, kann die fossile Verbrennung vollkommen ersetzt werden", argumentiert Kronberger. Der Umstieg sei nur eine Frage der Rahmenbedingungen. "Kostenwahrheit und Einberechnung der externen Folgekosten bei der Nutzung würden den Weg in die richtige Richtung weisen", zeigt sich der Experte überzeugt. (pte)
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