Mineralölindustrie bemängelt schlechte Informationspolitik zu E10
Eine schlechte Informationspolitik ist aus Sicht der Mineralölindustrie Schuld an der geringen Nachfrage nach dem umstrittenen Biosprit E10. Die Verbraucher seien sehr verunsichert. Der Vorwurf zielt vor allem auf die Hersteller.
Vielen sei einfach nicht klar, welches Auto den Bio-Sprit vertrage, sagte die Sprecherin des Verbandes der Mineralölwirtschaft, Karin Retzlaff, am Montag. Laut Verband wurde vergangene Woche an 45 Prozent der knapp 15.000 Tankstellen in Deutschland E10 angeboten. Angesichts der Verunsicherung der Verbraucher empfiehlt der Verband: «Wer nicht sicher ist, soll Super oder Super-Plus tanken.»
Die Mineralölindustrie steht selbst stark in der Kritik, sie habe zu wenig informiert. «Der Verbraucher muss den Hörer in die Hand nehmen», sagt dazu die Sprecherin von Shell, Cornelia Wober. Aus Haftungsgründen dürften nicht die Tankstellen Auskunft darüber geben, welche Autos E10 vertragen, sondern nur die Hersteller.
«Grundsätzlich ist zu wenig kommuniziert worden und die Unsicherheit bei Verbrauchern geschürt worden», sagte die Sprecherin von Total, Carola Backes. Dies sehen auch Deutsche
BP und Shell so. Shell und Total halten anders als BP und Aral weiterhin offiziell daran fest, bis Ende des Monats E10 flächendeckend einzuführen.
Die Tankstellen-Ketten befürchten weiter Engpässe, weil Autofahrer mehr Super-Plus als üblich zapfen. «Wenn Kunden andere Kraftstoffe wollen, müssen wir aufpassen, dass es keine Leerstände gibt», sagte der Sprecher der Deutschen BP, Tobias Wolny. Zur Deutschen BP gehört auch Aral.
Genaue Verkaufszahlen zum neuen Benzin nennen die Tankstellen-Betreiber nicht. Die Deutsche BP schätzt ihren aktuellen Marktanteil von E10 auf gerade einmal 40 bis 45 Prozent. Super-Benzin, was durch E10 ersetzt werden soll, kommt im Vergleich auf einen Marktanteil von 90 Prozent. Die Durchschnittspreise an den Aral-Tankstellen liegen nach Firmenangaben für einen Liter Super-E10 momentan bei 1,51 Euro, während Super-Plus 1,59 Euro kostet.