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04.04.2011 | 17:32 | Biermarkt Deutschland 

Angesagtes Alkoholfreies: Bayerns Brauer kämpfen gegen Markttrend

München - Der Biermarkt schrumpft, daran gibt es nichts zu deuteln. Der entscheidende Trick ist, sich von diesem Trend zu lösen - kein ganz einfaches Unterfangen für viele Brauereien.

Bier
(c) proplanta
Doch es gibt sie, die Brauereien mit Produkten «im an sich schrumpfenden Markt, die sich loslösen vom Umfeld», sagt Lothar Ebbertz, Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Brauerbunds. Alkoholfrei heißt das Zauberwort. Ohnehin hätten die Brauereien es bislang versäumt, Biertrinkern die Kennerschaft nahezubringen, sagt Ebbertz. Bier als Luxusgetränk?

Warum nicht, meint Ebbertz. «Die Qualität eines guten Bieres steht gutem Wein in nichts nach», betont er. Doch gebe es Nachholbedarf - während Wein als hochwertig wahrgenommen werde, müsse Bier «weg vom Freibierimage». Stattdessen setzt er auf Edelbiere - die sich für einen hohen Preis verkaufen lassen. Er spricht von der «besonderen Wertigkeit».

Doch bis die Verbraucher davon überzeugt sind, bleibt die Lage auch vieler bayerischer Brauer schwierig - der kühle und verregnete Sommer hat ihnen im vergangenen Jahr zu schaffen gemacht. Der Bierabsatz sank nach Angaben des Bayerischen Brauerbunds um 3,2 Prozent auf 21,6 Millionen Hektoliter. Auch bundesweit ist die Lage wenig rosig: 2010 schrumpfte der deutsche Biermarkt zum vierten Mal in Folge. Der weltweit als Biertrinker eingeschätzte Deutsche schluckt im Durchschnitt noch 101,8 Liter des Gerstensaftes im Jahr - satte 40 Liter weniger als 1991.

Doch es gibt sie noch, die Wachstumssegmente: Denn immer mehr Menschen wollen alkoholfreies Bier. Mit 1,3 Millionen Hektolitern verkauften die bayerischen Brauer 2010 gut 20 Prozent mehr alkoholfreies Bier als im Vorjahr. 2009 habe das Absatzplus noch bei 30 Prozent gelegen, sagt Ebbertz.

Wohl vor allem dank des Trends zu alkoholfreiem Bier steigerte die Privatbrauerei Erdinger Weißbräu im vergangenen Jahr den Absatz auf rund 1,65 Millionen Hektoliter. Im Jahr zuvor waren es etwas mehr als 1,5 Millionen Hektoliter. Die Brauerei sieht sich als deutscher Marktführer beim Weißbier und beziffert den eigenen Marktanteil für 2009 auf mehr als 18 Prozent vor den beiden Münchner Konkurrenten Paulaner und Franziskaner.

«Wir haben 2001 den Zug ins Rollen gebracht über die gezielte Positionierung von Erdinger Alkoholfrei als Getränk für Sportler», sagt Erdinger-Vertriebsgeschäftsführer Josef Westermeier. Angaben zu Zahlen macht das Familienunternehmen traditionell nicht. Aus der jüngst im elektronischen Bundesanzeiger veröffentlichten Bilanz für 2009 geht allerdings hervor, dass die Firma im vorletzten Jahr einen leichten Gewinnrückgang von 2,12 Millionen Euro auf 1,98 Millionen Euro verbuchen musste. Der Umsatz lag 2009 bei rund 154 Millionen Euro. Für 2010 ging Erdinger von ähnlichen Zahlen aus. Der Anteil von Weißbier am gesamten Biermarkt lag 2009 bei 9,5 Prozent.

Auch, wenn nach Angaben der GfK-Marktforscher wenige junge Biertrinker nachkommen: Erdinger setzt nach Westermeiers Worten auf die junge Zielgruppe. «Wachstum ist durchaus möglich, wenn wir schaffen, was die gesamte Brauwirtschaft in den letzten Jahren versäumt hat: die jüngeren Verbraucher wieder vom Bier zu überzeugen», sagt er. Bier-Mixgetränke seien keine Lösung - teuer in der Werbung, und verkaufen sie sich gut, ist der Erfolg seiner Einschätzung nach nur von kurzer Dauer. «Ich halte die Schrumpfung nicht dadurch auf, dass ich Getränke erfinde, die dem Bier sehr ähnlich sind», meint auch Ebbertz.

Auch anderen Brauereien in Bayern gehe es «signifikant besser» als der Branche, darunter viele Mittelständler, erklärt Ebbertz. 2009 habe beispielsweise die regionale Brauerei Gutmann in Titting alkoholfreies Hefeweizen eingeführt, sagt Fritz Gutmann, ein Spross der Inhaberfamilie. Zahlen nennt er zwar nicht, aber «man sieht schon, dass es gerne getrunken wird».

Doch ihrem Ruf als Biertrinker werden die Deutschen wohl weiterhin nicht gerecht werden. Denn das beliebteste Getränk der Deutschen ist der Kaffee - vor Mineralwasser und Limonaden und Säften. Bier folgt erst an vierter Stelle. (dpa)
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