Hunderte Tonnen Wurstwaren müssen vernichtet werden, weil in Produkten der Firma Sieber gesundheitsgefährdende Bakterien gefunden wurden. Der Inhaber erhebt nun Vorwürfe gegen die Behörden. (c) proplanta
Wurst-Rückruf bei Sieber: Wie die Behörden prüften und reagierten
Das Robert-Koch-Institut (RKI) vermutet, dass das Sieber-Produkt «Original Bayerisches Wammerl» in Zusammenhang mit einem Listeriose-Ausbruch in Süddeutschland von 2012 an bis heute steht.
Warum führte die Spur erst jetzt zu der Fleischfirma?Laut dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und
Lebensmittelsicherheit (LGL) in Erlangen sind Listeriose-Erkrankungen sehr schwer einer Ausbruchsquelle zuzuordnen. Listerien können viele Lebensmittel kontaminieren, etwa Wurst, Milchprodukte oder Fisch. Und nur ein kleiner Anteil der Menschen, die Listerien aufnehmen, erkrankt auch tatsächlich an Listeriose.
Die Symptome treten erst bis zu acht Wochen nach dem Verzehr auf. Bei nachträglichen Befragungen ist es so schwer, die verdächtigen Lebensmittel einzugrenzen. Dazu werden Lebensmittel häufig international vertrieben. Deshalb fehlt bei Listerioseausbrüchen oft eine klar umschriebene Gruppe zusammengehörender Erkrankungsfälle.
Wie kamen die Behörden auf die Sieber-Wurst?Die Ausbruchsquelle ermittelten die Gesundheitsbehörden dank ganz neuer Untersuchungsmethoden aus dem Gebiet der Molekulardiagnostik. Damit gelang die erste Eingrenzung: Die Listeriosen des Musters, das in Süddeutschland seit 2012 auftritt, mussten demnach durch Schweinefleisch ausgelöst worden sein. Seit Februar kontrollierte das LGL deshalb verstärkt entsprechende Produkte.
Im März wurde schließlich bei einer Sieber-Probe aus dem Einzelhandel eine hohe Keimzahl nachgewiesen. Verstärkte betriebliche Kontrollen ergaben aber keine verdächtigen Keimwerte in den Lebensmitteln. Auch bei den seit 2010 rund 20 getesteten Produkten der Firma gab es keine Auffälligkeiten.
Allerdings zeigten inzwischen weitere Laboruntersuchungen eine hohe Wahrscheinlichkeit dafür, dass die unter der Bezeichnung «Original bayerisches Wammerl» vertriebenen Produkte im Zusammenhang mit dem bis heute anhaltenden Listeriose-Ausbruch in Süddeutschland stehen. So kam es erst zur Verzehrwarnung durch das bayerische Verbraucherschutzministerium und schließlich zum Rückruf der Ware.