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08.09.2017 | 11:10 | Medikationsfehler 
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Augentropfen, Tablette & Co. - Diese Fehler lassen sich vermeiden!

Karlsruhe/Stuttgart - Es gibt zahlreiche Möglichkeiten wie sich Fehler bei der Medikamenteneinnahme einschleichen können. Es soll hier nicht über Medikationsfehler in der Klinik und Praxis berichtet werden, sondern darüber, welche Fehler ein Patient selbst machen kann.

Medikationsfehler
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(c) Coka - fotolia.com
Oft werden Augentropfen (AT) falsch angewendet, denn  Augentropfen richtig anzuwenden fällt vielen Patienten nicht leicht. "Patienten mit Augenkrankheiten sollten sich in der wohnortnahen Apotheke die Anwendung dieser erklärungsbedürftigen Arzneimittel demonstrieren lassen", so Professor Dr. Martin Schulz (Geschäftsführer Arzneimittel der ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände). Wird etwa aus Unsicherheit oder bei eingeschränktem Sehvermögen mehr als ein Tropfen in das geöffnete Unterlid getropft, so wird die überschüssige Flüssigkeit durch die Tränenkanäle schneller abtransportiert. Dies vermindert die Wirkung am Auge.

Einige verschreibungspflichtige Augentropfen gegen Glaukom können bei falscher Anwendung Nebenwirkungen wie Herzprobleme oder Atembeschwerden verursachen. Augentropfen sollten vor der Anwendung auf Körpertemperatur gebracht werden. Die Tropfflasche immer im gleichen Winkel halten, ohne dass die sterile Tropferspitze das Lid berührt. In der Apotheke gibt es verschiedene Hilfsmittel, die das Eintropfen erleichtern.

Kaum ein Patient berücksichtigt, dass Augentropfen besser wirken, wenn das Lid nach dem Eintropfen für kurze Zeit geschlossen wird. Werden verschiedene Augentropfen angewendet, sollte dazwischen mindestens zehn Minuten pausiert werden. Puppillenerweiternde Mittel und Augensalben sowie ölige Augentropfen können zu Sehbehinderungen führen. Bei der Abgabe ist es sinnvoll, den Patienten darauf hinzuweisen (Vorsicht: Autofahrer).

Augenspülungen aus Drogenzubereitungen (Kamille, Augentrost u.a.) sind nicht mehr gebräuchlich. Der unsterile Aufguss enthält einen hohen Anteil an Schwebestoffe der im Auge zu Reizungen führen kann.

Prostaglandin-Analoga sind Augentropfen zur Behandlung eines erhöhten Augeninnendrucks und eines Weitwinkelglaukoms. Die Tropfen werden einmal täglich abends angewendet. Zu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Veränderungen der Wimpern, der Irispigmentierung und lokale Reaktionen am Auge. Zusatz OK bedeutet bei Augentropfen ohne Konservierungsstoffe.

Aerosole sind eine äußerst wirksame Form von über die Lunge applizierbaren Wirkstoffen. Es muss aber ausreichend gewährleistet, dass der Patient das Inhalationssystem hinreichend beherrscht. Der Erklärungsbedarf und die Anforderung an das Apothekenpersonal sind hoch. Neben der technischen Anwendung der Geräte spielt die richtige Inhalationstechnik eine entscheidende Rolle, damit der Wirkstoff dort ankommt, wo er soll.

Bei kortisonhaltigen Aerosolen zur Asthmatherapie sollte man den Patienten darauf hinweisen, die Mundhöhle nach jeder Anwendung auszuspülen, um systemische Wirkungen und lokal Pilzinfektionen zu verhindern. Werden bronchialerweiternden Substanzen und Kortison gemeinsam als Spray gegeben, muss der Patient zuerst das bronchialerweiternde Aerosol und danach das Kortisonpräparat anwenden. Erst dann wird eine ausreichende Deponierung der Medikamente und damit eine bessere Wirkung gewährleistet.

Tablette und Tablette sind nicht unbedingt gleich. Vor der Einnahme von Tabletten müssen je nach Zusammenstellung unterschiedliche Punkte berücksichtigt werden: Eine Tablette mit einem schützenden Überzug gegen Magensaft darf nicht geteilt werden, da sonst der  Wirkstoff durch den Magensaft zerstört wird. Bei  einer geteilten Filmtablette in Retardform  flutet der Wirkstoff schneller an und die Wirkdauer ist verkürzt. Der Zusatz SL bei einer Tablette bedeutet: schnell-langsam. In der Tablettenhülle befindet sich schnell freisetzbarer Wirkstoff und im Tablettenkern langsam freisetzbarer Wirkstoff. Dies dient dem schnellen Wirkungseintritt mit einer Wirkung über längere Zeit. Eine Teilung dieser Tabletten macht den Effekt zu Nichte.

TTS-Systeme werden auf die Haut aufgebracht und geben ihren Wirkstoff kontinuierlich frei. (1 x kleben für 1-7-Tage, statt 3 x täglich schlucken). Die ursprüngliche Euphorie ist inzwischen abgeklungen, denn nur wenige Stoffe durchdringen überhaupt die Haut. Daher sind nur einzelne Substanzen dazu verfügbar. In einer Studie von Lampert et al. der Universität Heidelberg weisen die Autoren darauf hin, dass jeder Schritt im TTS-Anwendungsprozess fehleranfällig sei. Es haben sich zahlreiche Todesfälle bei Kindern ereignet, bei denen die Pflaster zufällig übertragen wurden (z.B. bei der Entsorgung). Das Fachmedium Apotheke adhoc empfiehlt Patienten auf eine kindersichere Beseitigung zu achten. Auf der Homepage der Firma LTS ist die richtige Anwendung von TTS patientenfreundlich erklärt.

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Facharzt für Allgemeinmedizin-Sportmedizin, Dr. med. H. Rüdinger
Hr
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Kommentare 
cource schrieb am 09.09.2017 11:38 Uhrzustimmen(36) widersprechen(26)
100%ige vegane rohkost macht solche mittelchen überflüssig, teure medikamente dienen nur dem dicken schlitten in der garage des pillendrehers
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