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08.11.2010 | 11:27 | Medizin-Splitter 

Hasenpesterkrankungen selten aber nicht ungefährlich

Karlsruhe/Hohenheim - Die im Volksmund als Hasenpest bekannte Erkrankung ist in Deutschland nicht häufig, doch immer wieder treten Fälle auf.

Feldhase
(c) Wolfgang Kruck - fotolia.com
So berichten Dr. Emanuela Capka vom Klinikum Chemnitz (Internist 2010, 51) von einem Fall, bei dem ein junger Bundeswehrsoldat an dieser Infektion erkrankte. Wegen der Halsschmerzen und hohem Fieber mit Lymphkontenschwellung wurde zunächst eine Mandelentzündung diagnostiziert. Erst die feingewebliche Untersuchung eines entnommenen Lymphknotens und Blutuntersuchungen führten zur richtigen Diagnose, einer Tularämie (medizinischer Begriff für die Hasenpest).

Im Oktober 2005 infizierten sich bei einer Treibjagd auf Hasen im Landkreis Darmstadt-Dieburg neun Jäger und Treiber mit Tularämie, von denen einer verstarb. Fast alle waren am Ausnehmen oder Abbalgen beteiligt. Sie hatten keine Krankheitszeichen an den Tieren festgestellt und doch waren diese infiziert.

Wie das Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin mitteilte wurde 2007 mit 21 Fällen eine Häufung von Tularämie beobachtet. Die meisten davon traten in Baden-Württemberg auf. So wird von einem Fall berichtet, wo sich im Landkreis Biberach gleichzeitig drei Personen beim Zerlegen eines von Jägern getöteten Feldhasen infizierten.

Aber auch durch Zecken und Stechmücken sind Übertragungen beschrieben. In einem Fall wurde ein 18 Monate altes Kind wahrscheinlich über eine Stechmücke angesteckt. Dieser Infektionsweg könnte nun auch in Deutschland (bisher nur aus Skandinavien bekannt) laut dem RKI, ein erhöhtes Risiko für größere Bevölkerungsgruppen darstellen.

Der Erreger der Krankheit ist ein Bakterium, das in erster Linie von infizierten Tieren auf den Menschen übertragen wird. In Europa wurde die Tularämie erstmals 1931 dokumentiert. Während des Zweiten Weltkriegs traten an der osteuropäischen Front Epidemien mit mehr als Hunderttausend Infektionen auf. Der ehemalige sowjetische Biowaffenforscher Ken Alibek vermutete, dass die Krankheiten die Folge eines Einsatzes mit Tularämieerregern, als biologische Waffen, waren. Ist die Diagnose gestellt, kann die Erkrankung in der Regel mit dem richtigen Antibiotikum geheilt werden.


Fazit
Die Hasenpest (Tularämie) ist bisher in Deutschland selten. Die Infektion mit dem bakteriellen Erreger erfolgt meist durch den Biss infizierter Tiere (z.B. Hasen) über einen Insektenstich oder durch infektiöses Tiermaterial. Damit sind bestimmte Berufsgruppen wie Jäger, Waldarbeiter und Landwirte besonders gefährdet. Da eine Infektion mit Tularämie-Erregern nicht immer zu sichtbaren Organveränderungen beim Tier führt, muss der Jäger beim Ausweiden und Zerlegen von Hasen und Kaninchen aus freier Wildbahn sauber und spritzfrei mit Handschuhen arbeiten, um einen Kontakt der Haut und Schleimhäute mit Blut und den Organen des Tieres zu vermeiden.

Verendete oder kranke erlegte Hasen und Kaninchen dürfen nicht aufgebrochen und nicht verfüttert werden. Sollte man beim Spaziergang über die Felder tote Tiere finden, ist eine Benachrichtigung der örtlichen Polizei anzuraten. Eine Therapie mit Antibiotika ist möglich. Wichtig dabei ist, den behandelnden Arzt auf einen eventuellen Kontakt mit vorgenannten Infektionsquellen aufmerksam zu machen. (Hr)



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Gerne steht Ihnen Herr Dr. med. H. Rüdinger, Facharzt für Allgemeinmedizin-Sportmedizin, Rede und Antwort.


Dr. med. Heimfried Rüdinger

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