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28.06.2010 | 10:00 | Medizin-Splitter 

Sport ja - Schmerzmittel nein!

Karlsruhe/Hohenheim - Jüngere und ältere Menschen wollen durch Sport fit bleiben.

Tabletten
(c) Zsolt Bota Finna - fotolia.com
Richtig durchgeführte körperliche Aktivitäten sind gesund. Dies gilt inzwischen als wissenschaftlich eindeutig belegt. Häufig werden aber Schmerzmittel, besonders im Profisport, völlig unkritisch eingenommen: Oft sogar wie eine Tasse Kaffee - morgens, mittags und abends. Aber auch bei Freizeitaktivitäten, vornehmlich im Ausdauersportbereich, finden Schmerztabletten Anwendung. Aus Angst vor Beschwerden am Bewegungsapparat erfolgt der Griff zum Medikament bereits vor Beginn der Übungseinheit oder des Wettkampfes.

Befragungen beim Bonn- und Boston-Marathon haben ergeben, dass ca. 50 % der Teilnehmer dies so praktizieren. Ein gefährliches Vorgehen, denn unter körperliche Belastung kommt es bereits physiologischer Weise zur Minderung der Durchblutung im Magen-Darm-Trakt und in den Nieren.

Durch die anhaltenden Stauch- und Schüttelbewegungen beim Laufen resultiert zusätzlich eine erhöhte Durchlässigkeit der Darmwand und im Nierengewebe, die durch Schmerzmittel noch weiter verstärkt wird. Die Folge können Blutungen im Magen-Darm und in der Niere sein. 

Bei Verwendung schmerzstillender Substanzen treten in den Nieren leichter Störungen des Salz-Wasser-Haushalts, mit nachfolgenden Kreislaufstörungen bis hin zum Herztodesfall, ein. Werden diese Pharmaka (den sog. NSAR, wie die nichtsteroidalen Antirheumatica abgekürzt werden) regelmäßig eingesetzt, kann ein chronisches Nierenversagen - kürzlich bei einem Profifußballer in der Bundesliga geschehen - die Folge sein.


Marathon
Nicht nur im Profisport wird immer häufiger zu Schmerzmittel gegriffen. (Foto: Photosani - fotolia.com)


Die meist gebrauchten Mittel sind Acetylsalicylsäure (allgemein bekannt unter dem Produktnamen „Aspirin“), Diclofenac (Produktname z.B. „Voltaren“) und Ibuprofen. Aber auch Kombipräparate wie „Thomapyrin“ und andere zählen dazu. Solche Mischpräparate, mit mehr als zwei Substanzen, entsprechen nicht mehr den heutigen pharmakologischen Anforderungen an ein modernes Pharmakon.

Paracetamol, oft bei Fieber und Grippe eingesetzt, ist nur schwach bei Muskel- und Gelenkschmerzen wirksam. Folglich kommt es dadurch leicht zur Überschreitung der Tageshöchstmenge, was zu Leberstörungen bis hin zum tödlichen Leberversagen führen kann.

Unter der Einnahme dieser NSAR, vornehmlich aber der Acetylsalicylsäure (z.B. Aspirin), wird zusätzlich die Blutungsneigung durch veränderte Blutgerinnung erhöht. Das kann bei operativen und zahnärztlichen Eingriffen sowie Verletzungen Probleme bereiten.

Forscher der Harvard University fanden zudem heraus, dass die regelmäßige Einnahme von Analgetika wie Acetylsalicylsäure (ASS) oder Paracetamol insbesondere bei jüngeren Männern auf lange Sicht das Gehör schädigen können. Von 26.917 Probanden im Alter zwischen 40 und 74 Jahren waren regelmäßige Anwender unter 50 Jahren bei Einnahme von ASS 33 %, NSAR 61 % und Paracetamol-Gabe 99 % häufiger von Hörverlust betroffen als Gelegenheits-Anwender.

Aspirin und Paracetamol sind frei verkäuflich. Diclofenac und Ibuprofen werden erst ab einer bestimmten Einzeldosierung verschreibungspflichtig. Somit kommen viele dieser Arzneimittel ohne ärztlichen Rat zur Anwendung. Erschwerend kommt hinzu, dass der Laie an den Phantasienamen, die als geschützte Markennamen existent sind, nicht ohne weiteres erkennen kann, welche Substanz eigentlich sich dahinter verbirgt.


Fazit
Schmerzen beim Sport deuten auf Überlastung hin. Es sollte deshalb nur so viel Sport getrieben werden, wie man schmerzfrei verkraften kann und sich daher die Frage nach Schmerzmitteln vor oder nach dem Sport überhaupt nicht stellt. Wenn NSAR, aus welchem Grund auch immer eingenommen werden, wird eine ärztliche Betreuung dringend empfohlen. (Hr)



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Gerne steht Ihnen Herr Dr. med. H. Rüdinger, Facharzt für Allgemeinmedizin-Sportmedizin, Rede und Antwort.

Dr. med. Heimfried Rüdinger
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