Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
09.05.2009 | 11:08 | Milchwirtschaft  

Aigner verspricht Milchbauern Hilfe

Berlin/Nordstrand - Bundesagrarministerin Ilse Aigner (CSU) hat den Milchbauern angesichts deutlich gesunkener Preise Hilfe zugesagt.

Bundesagrarministerin Aigner
(c) proplanta
Dazu gehörten wegen der teils dramatischen Liquiditätslage mancher Betriebe Maßnahmen zur Sicherung der Zahlungsfähigkeit, sagte Aigner am Freitag auf der Insel Nordstrand in Schleswig-Holstein. «Ich versuche alles, ihnen zu helfen.» Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter warnte davor, dass bäuerliche Existenzen zerstört werden. Der Streit zwischen Bauern, Handel und Bundesregierung über gesunkene Milchpreise weitet sich aus: Der Einzelhandel wies in einem Brief an Aigner eine Mitverantwortung für den Preisrutsch zurück.

«Mit den jüngsten Preissenkungen für Milch und Molkereiprodukte verhalten sich die Einzelhandelsunternehmen marktkonform und geben lediglich die niedrigeren Einkaufspreise an die Kunden weiter», schrieb Einzelhandelspräsident Josef Sanktjohanser in dem Brief, der der Deutschen Presse-Agentur dpa vorliegt. Er wies Aigners Vorwurf zurück, dass ihr der Handel zugesagt habe, bei Milch nicht mit Billigst-Angeboten zu werben. Mehrere Discounter hatten die Preise für Milch und Milchprodukte deutlich gesenkt. Ein Liter Vollmilch geht schon für 48 Cent über den Ladentisch.

«Mit den niedrigen Preisen wird die Nachfrage nach deutschen Milchprodukten im In- und Ausland angekurbelt», schrieb Rewe-Vorstand Sanktjohanser. Die Ursache des Preisrutsches sei nicht die Struktur des Handels mit wenigen Konzernen, sondern die Überproduktion. In Deutschland sind nach Zahlen des Einzelhandels in der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Freitag) 15 bis 18 Prozent zu viel Milch auf dem Markt. Das wären rund fünf Millionen Tonnen bezogen auf die Menge von 2008.

Bayerns Agrarminister Helmut Brunner (CSU) fordert zur Rettung existenzbedrohter Bauern eine europaweite Drosselung der Milchproduktion um fünf Prozent. Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsminister Christian von Boetticher (CDU) sieht die EU am Zug. «Die Instrumente, die wir für eine Anpassung der Milchmenge benötigen, haben wir nicht.» Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter verlangte, die Milchproduktion europaweit zu drosseln.

Bauernpräsident Gerd Sonnleitner warf dem Handel vor, die Molkereien «gnadenlos an die Wand» zu drücken. Bei den Preisen könne «nicht einmal der tüchtigste Milchbauer überleben», sagte er der «Neuen Osnabrücker Zeitung». Sonnleitner hatte Proteste angekündigt, schloss einen Milchlieferboykott wie 2008 aber aus. «Das hat nichts gebracht.» Der Bauernpräsident rechnet mit Einbußen von acht Milliarden Euro in diesem Jahr für die gesamte Landwirtschaft.

Der FDP-Agrarpolitiker Hans-Michael Goldmann warf Aldi vor, der Discounter habe Zusagen aus Anzeigen von 2008 gebrochen, für kostendeckende Preise zu sorgen. (dpa)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Milchmarkt: Nichts neu macht der Mai

 Rohmilchpreise in Deutschland zu niedrig

 Ausgeglichene Verhältnisse am Milchmarkt

 Milchlieferbeziehungen: BMEL hält an Artikel 148 fest

 Blockbutter wird teurer

  Kommentierte Artikel

 Zahl der Bäckereien weiter rückläufig

 Wundermittel und Jahrhundertgift PFAS: Derselbe Circus - andere Clowns

 Deutsche Verbraucher offen für abgelaufene Lebensmittel

 Brandenburger Dackel wohl von Wolf angegriffen

 Tag des Wolfes - Bauern machen Druck für vereinfachten Abschuss

 Erleichterungen bei GAP-Anträgen und Hanfanbau

 In der Corona-Pandemie wurden zu oft Antibiotika verschrieben

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa