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11.10.2020 | 01:58 | Milchmarkt 

Gebremster saisonaler Anstieg der EU-Milchpreise

Bonn - Die im ersten Halbjahr 2020 in der Europäischen Union gesunkenen Milcherzeugerpreise kommen nur sehr langsam wieder in Fahrt und bleiben vorerst klar unter dem Vorjahresniveau.

Milchmarkt
Nach Rückgang im ersten Halbjahr verläuft die aktuelle Befestigung der Milcherzeugerpreise in der EU nur zögerlich - Höhere Milchanlieferungen als im Vorjahr und Corona-Folgen dämpfen - Milchpreisniveau von 2019 kaum noch zu erreichen - Auch internationales LTO-Milchpreisranking zeigt nur verhaltene Aufwärtsentwicklung - Deutsche Molkereien schneiden im EU-Vergleich eher unterdurchschnittlich ab. (c) proplanta
Nach Angaben der EU-Kommission ist der durchschnittliche Milchpreis in den 27 Mitgliedstaaten von Januar bis Juni um 2,65 Euro oder 7,5 % auf 32,53 Euro/100 kg Milch gefallen. Neben saisonalen Gründen setzte dabei auch die Corona-Krise die Preise am Milchmarkt unter Druck.

Von Juni bis zu dem von der Kommission für September geschätzten Auszahlungspreis von 33,41 Euro/100 kg würde die saisonale Befestigung der Auszahlungsleistung gerade einmal 0,90 Euro oder 2,8 % betragen. In vorherigen Jahren fiel dieser Zuwachs oft größer aus.

Für den vergleichsweise schwachen Anstieg gibt es gleich mehrere Gründe. Zum einen war die Trockenheit in diesem Sommer meist nicht ganz so stark ausgeprägt und auch früher beendet als in den Vorjahren. Dies hat zu einem recht deutlichen Anstieg der EU-Milcherzeugung beigetragen.

Von Januar bis Juli 2020 wurde nach Kommissionsangaben 2,0 % mehr Rohstoff an die Molkereien geliefert als im Vorjahreszeitraum. Entsprechend stieg die Produktion vieler Molkereierzeugnisse an, am stärksten bei Vollmilchpulver mit 4,7 % und Käse mit 2,0 %. Gleichzeitig dämpften aber zum anderen die Corona-Folgen die Nachfrage, insbesondere im Bereich der Großverbraucher und der Außer-Haus-Verpflegung, und auch der internationale Handel geriet stellenweise ins Stocken. Als Gegenmaßnahme setzte die EU-Kommission die bezuschusste private Lagerhaltung (PLH) für Magermilchpulver, Butter und Käse in Gang.

Negativ wirkte sich nach dem Brexit außerdem der deutlich rückläufige Absatz im Vereinigten Königreich aus, obwohl sich die Handelsregeln im Übergangszeitraum noch nicht geändert haben. Dies konnte aber meist durch höhere Lieferungen in andere Drittstaaten aufgefangen werden.

Letztlich blieben nur die EU-Magermilchpulverexporte im ersten Halbjahr 2020 klar hinter dem Vorjahresniveau zurück; bei Käse schwächte sich das Wachstum der Drittlandsausfuhren auf 2,0 % ab.

Schwaches Pfund hilft Iren



Der eher verhaltene Anstieg der EU-Milchpreise wird auch in dem vom niederländischen Bauernverband (LTO) durchgeführten internationalen Milchpreisvergleich mit 16 europäischen Molkereien sichtbar. Diese zahlten im August für ein Kilogramm Standardmilch mit 4,2 % Fett und 3,4 % Eiweiß einschließlich Zuschlägen für Qualität und Nachhaltigkeit im Mittel 32,71 Cent/kg. Dies waren lediglich 0,2 Cent mehr als im Vormonat und nur 0,51 Cent/kg mehr als im Mai, als der ermittelte Auszahlungspreis der LTO seinen Jahrestiefpunkt erreicht hatte.

Der negative Abstand zur Vorjahresvergütung hat zwar zuletzt abgenommen, doch belief er sich im August bei den betrachteten Molkereien im Schnitt noch auf 0,85 Cent/kg beziehungsweise 2,5 %. Lediglich die drei irischen Molkereien Glanbia, Dairygold und Kerry zahlten im Berichtsmonat höhere Preise als zwölf Monate zuvor. Hierbei kommen aber auch Wechselkursveränderungen zum Tragen, denn das britische Pfund hat 2020 gegenüber dem Euro deutlich abgewertet.

Im Ranking der Auszahlungsleistung rangieren diese drei irischen Molkereien sowohl beim aktuellen Preis als auch beim Zwölfmonatsmittel auf den hinteren Rängen. Für September und Oktober ist laut LTO nach den bisher bekannten Informationen der Molkereien nur mit einer verhaltenen Anhebung der Milcherzeugerpreise zu rechnen. Im gesamten Jahr 2020 dürfte damit das Niveau von 2019 nicht erreicht werden.

Franzosen vorn



Der Erhebung der LTO zufolge haben im August die vier französischen Molkereien überdurchschnittlich gut abgeschnitten. Deren Auszahlungsleistungen lagen mit 34,04 Cent/kg bei Lactalis bis 36,50 Cent bei Danone deutlich über dem Schnitt von allen erfassten Molkereien von 32,71 Cent/kg. Drei von ihnen haben im August das Milchgeld gegenüber dem Vormonat angehoben. Dass dies nicht nur an einer saisonalen Preisgestaltung mit hoher Vergütung bei rückläufigen Mengen im Sommer liegt, zeigt das Zwölfmonatsmittel.

Auch bei diesem Maß liegen die französischen Milchverarbeiter auf den vorderen Plätzen. Übertroffen werden diese beim Jahresdurchschnitt nur von der italienischen Molkerei Granarolo und dem finnischen unternehmen Valio.

Hochwald im Mittelfeld



Unter den deutschen Molkereien wird von der LTO für die genossenschaftliche Hochwald im August der höchste Milchpreis mit 32,63 Cent/kg ausgewiesen. Mit dem Preis rangiert Hochwald im Mittelfeld des gesamten Rankings. Dieser enthält aber auch Zuschläge und setzt die Teilnahme am Nachhaltigkeitsprogramm und gentechnikfreie Fütterung voraus.

Gleiches gilt für die eingerechneten Zuschläge des Deutschen Milchkontors (DMK) mit einem angegebenen Augustpreis von im EU-Vergleich unterdurchschnittlichen 30,68 Cent/kg und für Müllermilch in Leppersdorf mit 30,68 Cent/kg.

Etwas höher lag im August mit 31,82 Cent/kg die Auszahlungsleistung von Arla, und FrieslandCampina vergütete die Rohmilch mit 32,95 Cent/kg. Arla und Friesland liegen auch im Zwölfmonatsmittel vor den deutschen Molkereien, allerdings sind in diesem noch nicht alle Nachzahlungen erfasst.
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Milchauszahlungspreisvergleich europäischer Molkereien
AgE
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