Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
15.01.2007 | 16:37 | Milchproduktion  

Bericht der FAO zur Lage am Weltmilchmarkt

Die Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen FAO rechnet damit, dass die Milchproduktion weltweit künftig weiter zunimmt.

Milch
(c) proplanta
Die steigenden Futterkosten könnten das Wachstum allerdings dämpfen, heißt es im Bericht der FAO über den Weltmilchmarkt 2006. In den meisten Regionen der Welt war die Milcherzeugung in den vergangenen Jahren gestiegen, das Preisniveau am internationalen Markt schwankte, lag aber über dem langjährigen Durchschnitt.

Die Weltmilchproduktion wird für 2006 auf 657 Millionen Tonnen geschätzt, das wären 2,2 Prozent mehr als 2005. 2007 wird ein weiteres Wachstum erwartet. Mit Steigerungsraten von mehr als vier Prozent trugen Entwicklungsländer wie China, Indien, Pakistan und südamerikanische Staaten wesentlich zum steigenden Milchaufkommen bei, während die Erzeugung in den entwickelten Länder insgesamt stagnierte.

In Australien und der EU ging die Milcherzeugung zurück, in den USA und Neuseeland stieg sie hingegen. Die entwickelten Länder verloren damit weiter Anteile an der Erzeugung. Das Wachstum in den Erzeugungsregionen mit niedrigen Kosten wurde in den vergangenen drei Jahren durch hohe Weltmarktpreise für Milchprodukte stimuliert.

Hohe Nachfrage pusht die Produktion in Asien
Asien hat 2006 Europa als Region mit der höchsten Milchproduktion abgelöst. 34 Prozent des Weltmilchaufkommens entfallen nun auf Asien nach 30 Prozent vor fünf Jahren. Die jährlichen Wachstumsraten von etwa fünf Prozent gehen auf einen starken Anstieg der Nachfrage zurück, unterstützt vom Wachstum der Gesamtwirtschaft: China hat seine Produktion in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt, in Indien werden jährlich gut drei Prozent mehr Milch produziert. In Pakistan und im Iran besteht nach Einschätzung der FAO ebenfalls beträchtliches Wachstumspotenzial.

Brasilien erstmals Netto-Importeur
In Südamerika war Brasilien, der größte Milcherzeuger in der Region mit einem Anteil von fast 50 Prozent, 2006 erstmals Netto-Exporteur. Das Aufkommen wuchs lediglich um drei Prozent wegen schwächerer interner Nachfrage und steigender Futterkosten.

In Argentinien rechnet man 2006 mit einer um acht Prozent höheren Erzeugung als Reaktion auf die steigende Nachfrage am heimischen Markt und im Exportgeschäft. 2007 könnte sich diese Tendenz aufgrund steigender Produktionskosten und der Unsicherheit über die Preis- und Exportsteuerpolitik abschwächen. Steigende Milchmengen melden auch Mexiko, Venezuela, Chile und Uruguay.

Kleinstrukturierte Erzeugung in Afrika
Weniger als fünf Prozent des Weltmilchaufkommens werden in Afrika produziert. Die Viehhaltung dort ist durch eine große Zahl von Kleinbauern charakterisiert. Sie spielen eine wichtige Rolle für die Ernäh-rungssicherheit und schaffen Beschäftigungsmöglichkeiten für die ländliche Bevölkerung.

Heißer Sommer bremste das Wachstum in den USA
In den USA ist 2006 schätzungsweise 2,8 Prozent mehr Milch erzeugt worden als 2005. Wäre der Sommer dort nicht so extrem heiß gewesen, wäre das Wachstum dort wohl noch größer gewesen. 2007 wird mit einer weiter steigenden Produktion gerechnet, die allerdings durch die anziehenden Futterkosten gedämpft werden könnte. In Kanada dürfte das Milchaufkommen nach Quotenanpassungen in 2006 leicht zurückgegangen sein.

Dürre verringerte die Milchmenge in Europa
In Europa ist 2006 weniger Milch erzeugt worden, was nach Einschätzung der FAO auf Dürre in Südeuropa, Polen und England zurückzuführen ist. Weitere Gründe sind die Entkopplung der Direktzahlungen in der Europäischen Union und die Anpassung der Erzeugung an die Milchquoten in einigen EU-Ländern. In Russland dürfte im vorigen Jahr 1,8 Prozent mehr Milch produziert worden sein, und ein ähnliches Wachstum wird für 2007 vorhergesagt.

Wachstumspause in Ozeanien
Auf Ozeanien entfallen zwar lediglich vier Prozent der Weltmilch-produktion, von dort stammen aber 30 Prozent der international gehandelten Milchprodukte. Produktionsschwankungen haben daher einen großen Einfluss auf die Preise am internationalen Markt.

Wegen ungünstiger Witterung konnte Ozeanien an die Wachstumsraten, die um die Jahrtausendwende zu beobachten waren, nicht weiter anknüpfen. So leidet Australien in diesem Sommer unter einer verheerenden Dürre. In Neuseeland könnte es 2006/07 aber einen Produktionsrekord geben, da die Zahl der Milchkühe um schätzungsweise ein Prozent gewachsen ist und die Produktivität zugenommen hat.

Quelle: ZMP Agrarmarkt 15.01.2007
© ZMP   
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Stabile Rohmilcherzeugung in den USA

 Butter im Höhenflug

 Mehr Rohmilch kommt nicht

 Kampf um Zollquoten für Milch zwischen Neuseeland und Kanada

 Butter wird teurer

  Kommentierte Artikel

 Wut und Wahlen 2024: Die zunehmend mächtige Gruppe der Nichtwähler

 NRW-OVG verhandelt Streit um ein paar Gramm Wurst zu wenig

 Ruf nach Unterstützung der Imker

 Kein kräftiger Aufschwung in Sicht - Wirtschaftsweise für Pkw-Maut

 Schutz vor Vogelfraß durch Vergrämung?

 Globale Rekord-Weizenernte erwartet

 Immer mehr Tierarten sorgen in Thüringen für Ärger

 Größere EU-Getreideernte erwartet

 Bedarf an hofeigenen KI-Wetterfröschen wächst rasant

 Was will die CDU in ihrem neuen Programm?