Neben einer latenten Überproduktion, die weiter systematisch ausgebaut wird (Quotenerhöhung), ist besonders die Milchpreisfindung kritisch zu hinterfragen. Diese orientiert sich nicht an den Kosten der
Milchproduktion, sondern wird den Landwirten von der Molkereiwirtschaft rückwirkend diktiert. Der Milcherzeuger erhält das, was übrig bleibt, wenn alle Produktionsfaktoren der Abnehmerseite entlohnt sind und das deckt zur Zeit nicht einmal die Produktionskosten.
Die gegenwärtige
Agrarpolitik führt daher zur Aufgabe tausender Milchviehbetriebe und zum Ausbluten ganzer ländlicher Regionen. Tausende Arbeitsplätze im vor- und nachgelagerten Bereich werden systematisch vernichtet. Liquiditätsprogramme und Exportsubventionen helfen den Milch-Bauern nicht, sondern zerstören Märkte in Entwicklungsländern und verschleudern nur Steuergelder. Die Bundespolitik will dennoch den fatalen Weg der totalen Marktderegulierung weitergehen.
Um so mehr ist zu begrüßen, dass sich in Hessen die
SPD für sinnvolle Maßnahmen der Mengenregulierung auf europäischer und deutscher Ebene (u.a. Aussetzung der Milchquotenerhöhungen und Abschaffung der Saldierung) einsetzt und die GRÜNEN in ihrem aktuellen Antrag die Landespolitik auffordern, die Erzeugerseite zu unterstützen und beispielgebend für Andere mit den Staatsbetrieben Eichhof und Domäne Berberbeck der Micherzeugergemeinschaft (MEG) Milch Board beizutreten.
Die
MEG Milch Board bietet den deutschen Milcherzeugern die Möglichkeit, sich am Markt zu bündeln und ein Gegengewicht zur stark konzentrierten Abnehmerseite (Molkereien) herzustellen. Diese Bündelung ist nicht gegen die Molkereibranche gerichtet, sondern die logische Konsequenz einer in der Gegenwart ungerechten Machtverteilung am Milchmarkt.
Die rechtliche Grundlage der MEG Milch Board ist das Marktstrukturgesetz. Darin werden Zusammenschlüsse land- und fischwirtschaftlicher Betriebe zur Stärkung ihrer Marktstellung mit der Möglichkeit einer Basis-Preisgestaltung ausgestattet - als Gegengewicht zur Konzentration auf Nachfrageseite.
Durch die mögliche Befreiung der Andienungspflicht kann jeder aktive deutsche Milcherzeuger, unabhängig davon welcher Molkerei er angehört, Mitglied in der MEG Milch Board werden. Diese Bündelungsmöglichkeit über Molkerei- und Bundesländergrenzen hinaus, ist einmalig! Ein gegeneinander Ausspielen landwirtschaftlicher Interessen wird dadurch erschwert. (meg)