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26.03.2015 | 11:02 | Milchbetriebe 

Vogelsänger zum Ende der Milchquote in Brandenburg

Potsdam - Brandenburgs Agrarminister Jörg Vogelsänger wirbt dafür, das Ende des europäischen Milchquotensystems zum 1. April „vor allem als Chance zu sehen. 

Offener Milchtank
Dem Wachstum der Milcherzeugung sind Grenzen durch die Verfügbarkeit von Flächen, Regelungen zur Gülleverwertung, Baurecht und auch durch Fachkräftemangel gesetzt. (c) proplanta
Brandenburgs Milchproduzenten haben sich mit Investitionen in artge-rechte Stallanlagen und in moderne Melktechnik gut auf die Zeit nach der Quote vorbereitet. Investiert wurde in den vergangenen Jahren sowohl in größeren wie auch in kleineren Betrieben." Als aktuelles Beispiel aus der EU-Förderperiode 2007 bis 2014 nannte Vogelsänger den neuen Stall mit Melkzentrum der Gahryer Agrargenossenschaft, den der Minister am 28. Februar feierlich eröffnen durfte (siehe unsere Pressemitteilung vom 25. Februar). Investiert wurde in den vergangenen Jahren unter anderem auch in den Milchviehstall mit Melkzentrum und Biogasanlage der Agrar GmbH Langengrassau, in den neuen Kuhstall der Agrargenossenschaft Hohennauen.

In der Agrar GmbH Berlinchen, im Bio-Betrieb von Familie Funkel konnte ein Stallneubau realisiert werden. Die Agrarprodukte Dedelow GmbH hält 2.600 Milchkühe. Mit Hilfe Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER) haben die Uckermärker in verbesserte Haltungsbedingungen investiert: Eine neue Liegehalle für rund 500 Kühe ermöglichte eine Ausdünnung des Bestands in der Stallanlage und damit einen höheren Komfort für alle Tiere. Das Milchgut Bahnitz war zu DDR-Zeiten LPG und startete nach der Wende als eingetragene Genossenschaft, seit einigen Jahren dann als AG. Der spezialisierte Milchviehbetrieb wurde in den vergangenen Jahren immer wieder umgebaut, moderni-siert und vorbildlich weiterentwickelt.

Mehrfach wurde dazu vom Land eine Investitions-förderung für den Betrieb gewährt, der durchgängig vorzügliche Haltungsbedingungen für die Tiere und Top-Milchgewinnungs-, -lager- und Umwelttechnik aufweist und vor einigen Jahren auch deshalb Konsultationsstützpunkt in Fragen der Milcherzeugung wurde. Verbessert wurde aber auch das Umfeld: Der Milchhof Zwiebler ist ein Familienbetrieb in Reichenwalde. Nachdem in einer früheren Förderperiode der Neubau eines Viehstalls unterstützt wurde, ist die Zufahrtsstraße zum Betrieb ausgebaut worden.

Dafür wurde zum zweiten Mal auf Mittel des ELER zugegriffen. Fördermittel des Landes flossen auch in die drei Bio-Molkereien in Biesenthal, Münchehofe und Brodowin sowie in die Fami-lien-Molkerei Hemme-Milch Schmargendorf. „Wir rechnen aktuell nicht mit größeren Verwerfungen", so der Minister weiter: „Auch in Brandenburg ist die Milchquote, die letztendlich der Versuch war, einen planwirtschaftlichen Ansatz mit der Marktwirtschaft zu vereinen, gescheitert. Deshalb begrüßen wir den Ausstieg aus der Quote." Die 1984 in der EU und nach der deutschen Einheit ab 1991 auch in Brandenburg einge-führten Lieferrechte konnten nicht verhindern, dass Milcherzeugnisse teilweise unter den Produktionskosten gehandelt wurden.

Für erweiterungswillige Milcherzeuger im ökologi-schen und im konventionellen Bereich war die Quote ein Hemmschuh. Für Landwirte und Verwaltung bedeuteten die Quoten viel Bürokratie und auch Strafzahlungen. Nicht zuletzt hat die Quote Kapital gebunden, das für Investitionen nicht zu Verfügung stand. Ein Strukturwandel in der Milchwirtschaft hat in Brandenburg bereits in den ersten Jahren nach dem Mauerfall stattgefunden mit der Folge, dass hier heute vor allem auf Milch spezialisierte Betriebe diesen Produktionszweig prägen. „Dieser hohe Grad der Speziali-sierung ist auch ein Grund, warum Brandenburger Milcherzeuger seit Jahren bei den Qualitätsindikatoren zur Spitze unter den deutschen Bundesländern gehören", unter-streicht Vogelsänger.

1991 gab es im Land Brandenburg 1.176 Betriebe, die Kühe hielten. Von 1989 bis zum Juni 1992 waren die Bestände bei Rindern um 61,2 Prozent und bei Milchkühen auf 58,2 Prozent zurückgegangen. Aktuell gibt es in Brandenburg 163.512 Milchkühe, die in 517 Milchbetrieben gehalten werden. Die durchschnittliche Jahresleistung liegt bei 9.277 Kilo-gramm Milch pro Kuh und damit in etwa auf Vorjahresniveau. Die Brandenburger Milch-quote wird mit 1,35 Millionen Tonnen angegeben. Brandenburg zählt damit zu den kleine-ren Milcherzeugerregionen in Deutschland. Schwerpunktregionen sind Regionen mit hohem Grünlandanteil wie Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersach-sen, Nordrhein-Westfalen, Bayern.

Dem Wachstum der Milcherzeugung sind Grenzen durch die Verfügbarkeit von Flächen, Regelungen zur Gülleverwertung, Baurecht und auch durch Fachkräftemangel gesetzt. Mit der Milchwirtschaftlichen Lehr- und Untersuchungsanstalt in Oranienburg ist Branden-burg Sitzland einer der wichtigsten Ausbildungseinrichtungen in diesem Bereich. Die aktuelle Top Ten der Brandenburger Milchviehhaltung ergibt sich aus den Qualitäts- und Quantitäts-Analysen, die der Landeskontrollverband regelmäßig herausgibt:

Agrar GmbH Kienberg (Havelland)

Paries, Klein Mutz (Oberhavel)

GRÜPA-Hof Grün-Paries GbR, Klein Mutz (Oberhavel)

Agrargenossenschaft Uckro (Dahme-Spreewald)

Landwirtschaftsbetrieb Margit Lüdemann, Neulögow (Oberhavel)

Landwirtschaftsbetrieb Frank Zwiebler, Reichenwalde (Oder-Spree)

Jeßnigker Agrar GmbH (Elbe-Elster)

MILGETA Vierraden GmbH (Uckermark)

Bauerngesellschaft GbR Wiesenau (Oder-Spree)

Agrargenossenschaft e.G. Lossow-Güldendorf (Frankfurt Oder)

Vogelsänger: „Wer in unserer Datenbank der Ausbildungsbetriebe für ‚Grüne Berufe‘ in der Landwirtschaft nachschlägt, wird viele dieser Betriebe wiederfinden: Auch das ist ein Signal, dass Milchwirtschaft in Brandenburg eine gute Zukunft hat." (MLEUL/BB)
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