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29.06.2008 | 16:39 | Milchpreise 

Bauernpräsident dringt auf EU-Hilfe für Milchbauern

Berlin - Bauernpräsident Gerd Sonnleitner hat die EU- Kommission kurz vor dem Deutschen Bauerntag attackiert und finanzielle Hilfe für Milchbauern gefordert.

Bauernpräsident Gerd Sonnleitner
(c) DBV
«Wir müssen unsere Milchbauern stabilisieren, und dazu brauchen wir Geld», sagte er in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa in Berlin. EU- Agrarkommissarin Mariann Fischer Boel lehnt die Forderung nach einer Unterstützung in Millionenhöhe ab. Die Kommissarin habe für Entwicklungs- und Schwellenländer Geld aus dem Agrarhaushalt angeboten, als die Nahrungsmittelpreise weltweit stiegen, sagte Sonnleitner. «Für die Milchbauern, die wirklich existenzielle Nöte haben, hat sie kein Geld.»

Auf dem Deutschen Bauerntag an diesem Montag in Berlin treffen Sonnleitner und Fischer Boel aufeinander. Dabei geht es um die Milchpreise und die EU-Agrarpolitik. Die EU-Kommission plant im Rahmen der Überprüfung der Agrarreform von 2003, die EU-Beihilfen für Landwirte zugunsten ländlicher Gebiete zu kürzen. Davon wären vor allem ostdeutsche Großbauern betroffen. Am Dienstag ist Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zu Gast auf dem Bauerntag. Sonnleitner rief Merkel dazu auf, die Kürzung der EU-Beihilfen zu verhindern. «Die Bauern haben bei der Agrarreform sehr viele Anpassungsschritte vollziehen müssen», sagte Sonnleitner. «Da kann man nicht während dieser Zeit schon wieder neue, große Änderungen erbringen.»

Der Bauernpräsident rechnet mit einer Stabilisierung der Milchpreise in diesem Jahr. «Wir werden das Niveau des letzten Jahres auf jeden Fall erreichen», sagte Sonnleitner. «Wir sehen jetzt schon im ganzen Spektrum aller Milchprodukte, dass wir einen Anstieg bereits in großen Teilen haben, und der wird sich fortsetzen.» Die Steigerung der Kosten fresse dies aber wieder auf. «Da sind wir extrem unter Druck.» Der Erzeugerpreis war 2007 teils bis auf 42 Cent pro Liter geklettert, seitdem aber deutlich gesunken.

Sonnleitner kritisierte den Einzelhandel scharf. «Wenn die Kräfteverhältnisse so ungleich sind wie beim Lebensmitteleinzelhandel, dann muss eben politisch etwas gestaltet werden, und das ist die Stärkung der Position der Molkereien und der Milchbauern.» Dazu gebe es jetzt Gespräche mit dem Bundeskartellamt. Bundesagrarminister Horst Seehofer (CSU) will in den kommenden Tagen mit dem Handel über die Milchbauern sprechen.

Der Bauernpräsident sagte den Milchbauern Unterstützung zu. «Solidarität hat es bei uns immer mit den Milchbauern gegeben.» Zugleich kritisierte der Bauernpräsident die Vorschläge des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter (BDM) für höhere Milchpreise. «Der BDM will einen Basispreis generell über ein Milchkartell einführen. Das, glauben wir, ist in unserer Gesellschaft rechtlich nicht durchsetzbar.» Die Milchviehhalter hatten dem Bauernverband mangelnde Solidarität vorgeworfen.

Lösungen für die brenzlige Lage am Milchmarkt wird es aus Sicht des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM) nicht geben, ohne dass die Steuerung der Milchmenge in die Hände der Bauern gelangt. «Die Menge hat den entscheidenden Einfluss auf den Preis», sagte der stellvertretende BDM-Vorstandsvorsitzende Walter Peters in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa in Dornum (Kreis Aurich). «Das letzte Jahr hat ja ganz exemplarisch gezeigt, wie sich die Menge auf den Preis auswirkt. Wir hatten zwei Prozent weniger Milch und schon stand der Milchmarkt Kopf. Damals hatten wir die 43 Cent ja, die wir jetzt als Basispreis fordern.» (dpa)
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