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04.12.2017 | 06:37 | Apfelmarkt 

Agrarmarkt aktuell: Defizitäre Apfelernte

Schwäbisch Gmünd - Aktuell fällt die Nachfrage nach Äpfeln der Jahreszeit entsprechend noch etwas ruhiger aus. Zitrusfrüchte aus Spanien bieten sich zunehmend als Alternative an.

Apfelmarkt 2017
(c) proplanta
Jedoch ist die Käuferreichweite bei Äpfeln in diesem Jahr größer. Besitzer von Hausgärten sind im Frühjahr vom Frost nicht verschont geblieben und treten diesen Herbst, früher als sonst, als Käufer auf.

Um die Nachfrage braucht man sich am Bodensee aber ohnehin keine Sorgen zu machen: Erste Vorratsdaten für Süddeutschland zeigen ein Defizit gegenüber dem Vorjahr von über 100.000 t bzw. fast 75 % auf. Am Bodensee werden die Apfelvorräte bereits im Frühjahr zur Neige gehen, die beliebte Sorte Elstar könnte sogar schon zum Jahresanfang ausverkauft sein.

Bereits jetzt kann etwa der Großmarkt München nur knapp ausreichend mit süddeutscher Ware versorgt werden. Händler kaufen verstärkt an der Niederelbe, in Südtirol und Frankreich Ware hinzu. Selbst polnische Äpfel werden vermehrt nach Deutschland importiert.

Schon jetzt ist abzusehen, dass sich in der zweiten Saisonhälfte die Versorgungslage mit heimischen Äpfeln noch einmal verschlechtern wird. So fehlen bundesweit aktuell bei Elstar, Braeburn und Gala „nur" 35 % der Mengen vom Vorjahr. Der Ausfall bei lange haltbaren Lagersorten wie Jonagold summiert sich allerdings auf 50 % und wird sich umso stärker bemerkbar machen.

Auch EU-weit fällt das Defizit bei Tafeläpfeln mit -28 % bzw. -1,6 Mio. t überraschend deutlich aus. Wichtige Exportländer wie Italien und Polen müssen mit über 30 % kleineren Vorräten haushalten. Lediglich Frankreich verfügt über weitgehend normale Bestände und hält sich mit Preisaufschlägen zurück.

Anfang November verlangte man dort mit 95 €/dt einen Aufpreis von gerade einmal 16 % gegenüber dem Jahr 2016. In Deutschland hingegen haben sich die Apfelpreise denen von Italien angeglichen. Sie liegen mittlerweile bei 86 €/dt und damit doppelt so hoch wie im Vorjahr. Damit bleibt Ware der Handelsklasse 2 als vergleichsweise günstige Alternative gefragt. Bei Preisen von 55 €/dt zeigen sich bei den Kunden keine Akzeptanzprobleme gegenüber Frostberostung.

Von dem hohen Preisniveau in Deutschland kann besonders die Niederelbe profitieren, deren Ernteausfälle dadurch überkompensiert werden. In Baden-Württemberg jedoch fehlt den Obstbauern ein Großteil der Einnahmen. So wurden im Zuge des Frosthilfe-Programms zuwendungsfähige Schäden in Höhe von 120 Mio. € gemeldet, darunter 65 Mio. € bei Kernobst. Immerhin 40 % hiervon könnten, die Zustimmung des Landtags vorausgesetzt, Anfang 2018 als Ad-Hoc-Hilfen an die Betroffenen ausbezahlt werden.
LEL Schwäbisch Gmünd
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