Hans-Jürgen Seele als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Niedersächsischen Braugerstenanbaues rechnet mit einer erneuten Ausdehnung der Anbaufläche um schätzungsweise 5.000 auf 20.000 Hektar.
In den vergangenen Jahren boten die Mälzer als Käufer des Rohstoffs für die Biererzeugung den Landwirten zu niedrige Preise. Mit gerade noch gut 110 Euro je Tonne war vor zwei Jahren der Tiefststand erreicht worden, seitdem ziehen sie wieder an und erreichten im vergangenen Winter mit bis zu 300 Euro je Tonne eine Spitzenniveau, wie es zuletzt Mitte der siebziger Jahre erzielt wurde. Auf der Braugerstenschau in Wittingen, dem Branchentreff mit Landwirten, Handel, Verarbeitern und Brauereien, wurde jetzt ein Vorvertragspreis von 260 Euro je Tonne genannt. Seele wertet diesen Preis als recht attraktiv und empfiehlt den Landwirten gut ein Drittel ihrer voraussichtlichen Erntemenge zu diesen Konditionen abzusichern.
Von den Spitzenpreisen haben auch in der abgelaufenen Saison nur wenige Landwirte profitieren können, da ein großer Teil der Erträge bereits kurz nach der Ernte verkauft wird. Die Vertragspreise für
Braugerste lagen im Vorjahr bei gut 150 Euro je Tonne, nach der Ernte kletterten sie auf 210 bis 220 Euro und erreichten etwa ab November den Spitzenwert von 300 Euro je Tonne. Die Entwicklung demonstriert, dass ein Landwirt den Markt sehr genau beobachten und rasch handeln muss, um tatsächlich die steigenden Preisen mitnehmen zu können. Als Wermutstropfen bleibt auch die Feststellung, dass nicht nur für die Verarbeiter die Kosten steigen, sondern auch die Landwirte mit ständig steigenden Ausgaben für Saatgut, Düngemittel, Energie und andere Produktionsmittel konfrontiert werden.
Mit einer vermarkteten Menge von rund 70.000 t Braugerste lag das Angebot in Niedersachsen nur knapp über dem niedrigsten Level im Jahr 2006, damals wurden nur 60.000 t Braugerste in Niedersachsen erzeugt. Die Spitze gab es bei besten Witterungsbedingungen im Jahr 1999 mit 250.000 t. Und eine Tonnage von rund 200.000 t sieht Seele als gutes Polster für die Braugerstenerzeuger, sie könnten dann den Bedarf der norddeutschen Mälzereien in Höhe von cirka 400.000 Tonne zur Hälfte abdecken.
Die Braugerste wird vornehmlich auf den sandigen Böden im Nordosten Niedersachsens angebaut. Sie stellten auf der Braugerstenschau in Wittingen auch die meisten Proben. Acht von ihnen wurden mit einem ersten Preis ausgezeichnet, dabei stehen Schönheitsideale wie Dickbauchigkeit, feine Spelzen und einheitliche Sortierung im Mittelpunkt – diese müssen allerdings nur von den präsentierten Gerstenkörnern erfüllt werden. Für die Aussaat im Frühjahr 2008 empfiehlt die Arbeitsgemeinschaft die Sorte Marthe, als zusätzliche Sorten werden daneben Braemar und NFC Tipple akzeptiert. (LPD)