Mehrmengen verglichen zum Vorjahr, ausgelastete Lager- und Trocknungskapazitäten in den Sammelstellen sowie Auswuchs und deutlich tiefere Qualitätsparameter beim Brotgetreide sind Faktoren, die grosse Flexibilität erfordern. Eine Beurteilung der Versorgungslage erfolgt Mitte Oktober auf Basis der Gesamterhebung der Erntemengen durch swiss granum per Ende September.
Swiss granum, die Branchenorganisation Getreide, Ölsaaten und Eiweisspflanzen, hat Ende August gestützt auf Rückmeldungen von 29 Sammelstellen eine Einschätzung der Erntesituation 2014 vorgenommen. Diese Sammelstellen bilden zusammen 39% des Schweizer Marktes für Gerste, 40% für Weizen und 54% für Raps ab.
Die gesamte Schweizer Produktion wurde anhand von Hochrechnungen basierend auf den inländischen Mengen 2013 ermittelt. Auf dieser Grundlage hat der Vorstand von swiss granum an seiner Sitzung vom 3. September 2014 eine erste Situationsanalyse durchgeführt.
Brotweizen
Die diesjährige Erntesituation verlangt von allen Marktpartnern grösste Flexibilität. Die vielen Niederschläge im Juli und August erschwerten die Ernte stark. Dadurch verlängerte sich die Brotgetreideernte. Der Brotweizen ist zudem regional unterschiedlich stark von Auswuchs betroffen und muss wegen der feuchten Einlieferung noch getrocknet werden. Diese Faktoren stellen die Sammelstellen vor grosse logistische Herausforderungen.
Die Lager- und Trocknungskapazitäten sind stark ausgelastet. Gefordert sein werden auch die Verarbeiter. Die aussergewöhnliche Witterung sowie die höheren Erträge beeinflussten die Qualität des Brotweizens negativ, wie die ersten Resultate der Schnelltests zeigen. Sowohl Fallzahlen wie auch Proteingehalte der Ernte 2014 sind deutlich tiefer als in den Vorjahren.
Gestützt auf die Augusterhebung ist gesamtschweizerisch im Durchschnitt rund 23% des Brotweizens von Auswuchs betroffen (Fallzahl unter 220 s). Gleichzeitig sind Mehrerträge von durchschnittlich rund 16% verglichen mit dem Vorjahr zu verzeichnen. Insgesamt wird eine Brotweizenernte in der Grössenordnung von 460-475‘000 t Brotweizen geschätzt. Davon können, Stand heute, rund 355-365‘000 t als mahlfähiger Brotweizen bezeichnet werden.
Es handelt sich um eine provisorische Einschätzung, da die Übernahme der Brotweizenernte in höheren Lagen erst zu 90% abgeschlossen ist und die Aufbereitung des Brotweizens in den Sammelstellen noch erfolgen wird. Die Übersicht von Roggen und Dinkel zum Gesamtbild Brotgetreide steht noch aus.
Gerste / Futterweizen
Aufgrund der durchschnittlich um 17% höheren Erträge verglichen mit 2013, konnte der Flächenrückgang bei Gerste (- 450 ha) mengenmässig kompensiert werden. Basierend auf der Hochrechnung wird die inländische Gerstenproduktion aktuell auf rund 190-200‘000 t geschätzt.
Die Situation beim Futterweizen (Futterweizensorten) kann zurzeit noch nicht abschliessend beurteilt werden. Gemäss den Hochrechnungen wird die Menge Auswuchsweizen, welche zusätzlich im Futtermittelmarkt abgesetzt werden wird, auf rund100‘000 t geschätzt.
Raps
Bedingt durch hohe Flächenerträge sind 2014 Rekordmengen an Raps zu verzeichnen. Durchschnittlich wurde gesamtschweizerisch 24% mehr Raps geerntet als im Vorjahr. Auf Basis der Hochrechnung wird die inländische Rapsproduktion aktuell auf rund 90-93‘000 Tonnen geschätzt. Möglichkeiten zur Vermarktung resp. Verarbeitung oder Überlagerung dieser
Rekordernte werden aktuell zwischen den betroffenen Marktpartnern diskutiert.
Beurteilung der Versorgungslage
Ein genaues Bild über die Ernte 2014 wird die Gesamterhebung von swiss granum liefern, deren Resultate in der ersten Hälfte Oktober vorliegen werden. Basierend darauf wird die Kommission „Markt-Qualität Getreide“ von swiss granum Mitte Oktober 2014 die Versorgungslage insgesamt beurteilen und über allfällige Massnahmen der Branche zur Sicherstellung der inländischen Versorgung mit Brotgetreide entscheiden. (swissgranum)
