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14.01.2019 | 06:50 | Weinbau 

Entwicklung des Weinmarktes in Europa bis 2030

Brüssel - Die Europäische Union wird ihre Weinausfuhren in den kommenden elf Jahren trotz möglicher Handelskonflikte und einer starken Konkurrenz am Weltmarkt wahrscheinlich weiter erhöhen.

Weinmarkt Europa Ausblick
(c) proplanta
Davon geht zumindest die Europäische Kommission in ihrem aktuellen „EU Agricultural Outlook 2018 - 2030“ aus, wobei das Vereinigte Königreich noch als Mitgliedsland betrachtet wird, dessen Importe aus den anderen EU-Staaten also in den Prognosejahren nicht als Ausfuhren betrachtet werden.

Die Brüsseler Marktexperten sagen für das Vermarktungsjahr 2020/21 einen EU-Weinexport von 24,8 Mio. hl voraus; das wären etwa 1 Mio. hl mehr als in der vergangenen Saison, die im Juli 2018 endete. Für 2025/26 wird mit einer Ausfuhrmenge von 26,8 Mio. hl gerechnet.

Im Vermarktungsjahr 2030/31 soll diese sich sogar auf 29,0 Mio. hl belaufen. Die Kommission setzt bei ihrer optimistischen Prognose vor allem auf eine weiter zunehmende Nachfrage nach Weinen mit geografischer Herkunftsangabe. Zudem dürfte sich nach ihrer Einschätzung der Exportmarktanteil von Schaumund Stillwein zu Lasten von Fasswein erhöhen.

Das durchschnittliche jährliche Wachstum für die Weinexporte insgesamt beziffert die Kommission für die vergangene Dekade auf rund 2 %. Dabei seien bei teils kräftigen Produktionsschwankungen mögliche Lieferengpässe mit dem Abbau von Lagerbeständen abgefedert worden. Zuletzt seien die Weinbestände nach der schlechten Ernte 2017 bis zum 31. Juli 2018 auf 154,0 Mio. hl abgebaut worden, verglichen mit 171,7 Mio. hl ein Jahr zuvor, berichtet die Kommission.

Die Auslandsnachfrage nach EU-Schaumwein habe in den vergangenen fünf Jahren um 36 % zugelegt; auf diesen Weintyp seien 2017/18 rund 3,3 Mio. hl oder 14 % des gesamten Weinexports der EU entfallen. Gut nachgefragt gewesen seien auch Weine mit geografischer Herkunftsangabe. Daneben seien 3,6 Mio. hl Fasswein in den Export gegangen, was einem Anteil von 15 % entspreche. Die Ausfuhren von Stillwein in Flaschen seien in den vergangenen fünf Jahren um insgesamt 11 % gestiegen.

Briten wichtiger Kunde

Ein bedeutender Weinkunde im noch innergemeinschaftlichen Handel ist der EU-Kommission zufolge das Vereinigte Königreich. Auf Großbritannien und Nordirland seien 2017/18 etwa 24 % des Weinexportvolumens der EU-27 entfallen. Dafür hätten die Briten rund 2,6 Mrd. Euro ausgegeben, was 19 % der gesamten Auslandserlöse der EU-27 für Wein entsprochen habe. Nachgefragt worden seien vor allem Still- und Schaumwein in Flaschen.

Wichtigste Weinlieferanten des Vereinigten Königreichs waren Italien, Frankreich und Spanien. Die betreffenden Exportmengen der drei Länder werden für die vergangene Vermarktungssaison mit insgesamt etwa 7,7 Mio. hl angegeben. Die länderspezifischen Mengenanteile bezogen auf die gesamten Lieferungen der EU-27 nach Großbritannien und Nordirland veranschlagen die Brüsseler Fachleute für Italien auf 44 %, für Frankreich auf 23 % und für Spanien auf 18 %.

Zu möglichen Auswirkungen des Brexit auf die Handelsströme geht die EU-Kommission in dem Outlookbericht nicht ein. Sie sagt für die EU-28, also für die Union einschließlich des Vereinigten Königreichs, eine Zunahme der Weinimporte voraus. Die Nachfrage nach Drittlandweinen soll sich 2030/31 auf 14,9 Mio. hl belaufen; das wären im Vergleich zur vergangenen Vermarktungssaison 800.000 hl oder 5,7 % mehr. Dabei soll der Importanteil von Fasswein, der zurzeit auf 63 % veranschlagt wird, deutlich höher ausfallen.

Rund 450.000 spezialisierte Winzer

Dem Outlook der Kommission zufolge ist die Weinproduktion in der Europäischen Union 2018 gegenüber dem schwachen Jahrgang 2017 deutlich gestiegen, und zwar um schätzungsweise 30,4 Mio. hl oder 22 % auf 168,4 Mio. hl. Dieses Volumen stimmt überein mit der ersten Vorschätzung, die die Internationale Organisation für Rebe und Wein (OIV) bereits Ende Oktober veröffentlichte.

Nach Einschätzung der EU-Kommission dürfte sich die EU-Weinproduktion in den kommenden Jahren knapp unter diesem hohen Niveau stabilisieren. So erwarten die Fachleute für 2020 eine Erzeugung von 165,8 Mio hl Wein. Für 2025 werden 166,0 Mio hl prognostiziert und für 2030 etwa 165,1 Mio. hl.

Von 2008 bis 2018 war noch ein durchschnittliches Minus von jährlich 0,5 % verzeichnet worden. Unterdessen habe sich ein deutlicher Strukturwandel im Weinbau vollzogen, stellen die Brüsseler Beamten fest. Nach ihren Angaben gab es 2016 nur noch rund 450 000 spezialisierte Winzer in der EU; das entsprach gegenüber 2005 einem Rückgang um 22 %. Gleichzeitig hat sich deren Weinbaufläche nur um 3 % verkleinert.

Zahl der Winzer in Italien und Deutschland stark gesunken

Am stärksten fiel der Konzentrationsprozess dem Bericht zufolge in Italien und Deutschland aus. Dort sei die Zahl der Winzer bis 2016 im Vergleich zu 2005 um 40 % beziehungsweise um 38 % gesunken, so die Kommission. Gleichzeitig seien die Weinbauflächen aber in Italien um 16 % und in Deutschland um 2 % ausgeweitet worden. Außerdem habe sich der Anteil der Weinbauer mit weniger als 5 ha in Italien 2016 im Vergleich zu 2012 um 7 Prozentpunkte auf 74 % verringert, in der Bundesrepublik um 6 Prozentpunkte auf nur noch 64 %.

Derweil sei der betreffende Anteil in Frankreich und Spanien auf dem Niveau von 45 % stabil geblieben. Die EU-Kommission weist auch auf deutliche Ungleichgewichte bei den Betriebsgrößenklassen hin. So habe 2016 nur etwa jeder hundertste Weinbaubetrieb in der EU über eine Fläche von mehr als 100 ha verfügt. Diese Unternehmen hätten allerdings 17 % des gesamten Weinbauareals auf sich vereint. Im selben Jahr habe die Hälfte der Winzer über jeweils weniger als 2 ha verfügt; sie hätten zusammen nur 4 % der gesamten Weinbaufläche in der EU bewirtschaftet.

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Weinmarkt der Europäischen Union 2016-2030
AgE
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