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09.09.2013 | 09:15 | Aktueller Rat zum Pflanzenbau 

Feldmäuse kontrollieren und Tipps zur Sortenwahl bei Winterroggen / Wintertriticale

Dresden - Auf Stoppelflächen und Grasrandstreifen wurde wieder örtlich die Aktivität von Feldmäusen beobachtet. Zur Unterbrechung der »grünen Brücke« als Nahrungsgrundlage der Mäuse wird ein schneller Stoppelumbruch empfohlen.

Feldmäuse
(c) Vielfalt - fotolia.com
Ackerbauliche Maßnahmen wie Pflügen oder tiefes Grubbern helfen zur Befallseindämmung vor der Saat. Als weitere vorbeugende Maßnahme zum Schutz der neu ausgesäten Winterungen hat sich auch das Aufstellens von Sitzkrücken bewährt. Aufgelaufene Flächen sollten fortlaufend kontrolliert werden, um rechtzeitig Maßnahmen einleiten zu können.

Ausfallgetreide

In Sachsen wurden wieder umfangreiche Untersuchungen auf Blattläuse an Ausfallgetreide durchgeführt. Auf ca. 40 % der Ausfallgetreideflächen wurde ein Blattlausbefall von 5 bis 40 % befallene Pflanzen festgestellt. Am häufigsten sind Flächen im Raum Dresden und im Süd-Osten von Leipzig befallen.

Im Raum Chemnitz ist die Befallslage noch sehr ent-spannt. Diese Ausfallbestände begünstigen die Weiterverbreitung virusübertragender Blattläuse auf die Neusaaten und damit die Verbreitung des Gerstengelbverzwergungsvirus (BYDV). Deshalb ist es wichtig, auch die restlichen Ausfallflächen zu beseitigen. Besonders durch das Gerstengelb- und Weizenverzwergungsvirus gefährdet sind extrem früh gesäte Getreidebestände.

Zuckerrüben Blattkrankheiten

Weiterhin bleibt der Befallsdruck mit Blattkrankheiten in diesem Jahr insgesamt gering. Cercospora tritt neben Ramularia verbreitet in vorwiegend niedrigen Befallsstärken auf. Der Bekämpfungsrichtwert (45 % Befallshäufigkeit unter Berücksichtigung aller auftretenden Blattkrankheiten) wurde nur auf einigen wenigen Monitoringschlägen bisher überschritten. Späte Fungizidmaßnahmen ab Anfang September sind nur dann sinnvoll, wenn es sich um Flächen handelt, die für einen späteren Rodetermin vorgesehen sind und der Bekämpfungsrichtwert überschritten wurde.

Sortenwahl bei Winterroggen und Wintertriticale


Im Erntejahr 2013 konnten in Sachsen ca. 42.800 ha Winterroggen geerntet werden. Damit stabilisierte sich die Anbaufläche auf einem Niveau über 40.000 ha. Hauptverwertungsrichtung ist die Nutzung als Brotroggen, wobei der Bedarf relativ stabil ist. Brotroggensorten sollten ertragsstark sein, eine geringe Mutterkornanfälligkeit aufweisen sowie möglichst stabile Fallzahlen bei ungünstigen Erntebedingungen zeigen.

Größere Sortenunterschiede sind in der Braunrostanfälligkeit und Standfestigkeit festzustellen, zwei ertragsrelevante Sorteneigenschaften. Vom Bundessortenamt wurden in den letzten drei Jahren neue ertragsstarke Winterroggensorten zugelassen, die hinsichtlich Mutterkornanfälligkeit eine mittlere bis sehr hohe Anfälligkeit in Infektionsversuchen gezeigt haben.

Saatgut diese höher eingestuften Sorten wird in der Regel mit einer Einmischung von 10 % Populationsroggen vermarktet. Außerdem gibt es z. Zt. Diskussionen über die Methodik der Infektionsversuche. Vor der Entscheidung, eine dieser Sorten anzubauen, sollte die Abstimmung mit dem Handel bzw. Verarbeiter vorgenommen werden.

Grundsätzlich kann zwischen Hybrid-, Populations- und synthetischen Sorten gewählt werden. Leistungsstarke Hybridsorten ermöglichen z. Zt. einen Mehrertrag von 15 bis 20 % gegenüber den besten Populationssorten, wobei höhere Saatgutkosten zu beachten sind. Synthetische Sorten wie z. B. Kapitän sind sowohl im Ertrag als auch in den Saatgutkosten zwischen Hybrid- und Populationssorten einzustufen.

Wintertriticale ist eine klassische Futter- und mittlerweile auch Bioenergiegetreideart deren Anbauumfang sich in den letzten Jahren auf 20.000 bis 25.000 ha eingepegelt hat. Vorteile von Wintertriticale sind das hohe Ertragspotenzial sowie die geringeren Ansprüche an den Standort im Vergleich zum Winterweizen. Neben einem hohen Ertragsvermögen stehen weitere ertragssichernde Merkmale im Focus der Sortenwahl. Hierzu zählt z. B. die Winterfestigkeit.

Die 2013 geprüften Sorten weisen alle eine mittlere bis sehr gute Frosthärte auf. Ein gutes Resistenzniveau gegenüber den wichtigsten Blattkrankheiten sowie ein gute Standfestigkeit können zur Risikominderung in der Triticaleerzeugung beitragen. Ältere Sorten sind häufig sehr anfällig gegenüber wichtigen Blattkrankheiten und erfordern eine intensive, mit höheren Kosten verbundene Bestandesführung.

Neue Sorten bringen meist verbesserte Resistenzeigenschaften mit. Die Resistenzen können allerdings schnell brechen. Deshalb sind Triticalebestände regelmäßig in die Gesundheitsüberwachung einzubeziehen. Auf Gelbrost ist bei anfälligen und neuen Sorten besonders zu achten. Gelbrost kann innerhalb kürzester Zeit Bestände sehr stark schädigen, mit entsprechenden Auswirkungen auf Ertrag und Qualität.

Sortenempfehlungen für die Aussaat 2013:

Wintertriticale:

D-Süd-Standorte: Grenado, Agostino1), KWS Aveo (vorläufig)
Löß-Standorte: Agostino1), Tulus, Sequenz (auslaufend), KWS Aveo (vorläufig)
V-Standorte: Agostino1), Grenado, Cosinus, Sequenz (auslaufend)
1) geeignet für den aufwandsreduzierten Anbau

Winterroggen:
D-Süd-Standorte: Brasetto, Palazzo, Guttino, Helltop 1), Visello (auslaufend), Conduct, Dukato, Kapitän (auslaufend), SU Mephisto2)
Löß-Standorte: Brasetto, Guttino, Palazzo
V-Standorte: Brasetto, Guttino, Palazzo, Visello (auslaufend), Amilo, SU Mephisto2)
1) Hellkornroggen
2) Anbauanteil wegen höherem Mutterkornrisiko begrenzen


Quelle: Dr. Michael Kraatz und Martin Sacher / LfULG Dresden


> Weitere Informationen finden Sie im Pflanzenbauberater

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