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27.09.2023 | 13:04 | Aktueller Rat Pflanzenschutz 

Gemüsebau: Tierische Schädlinge auf dem Vormarsch?

Karlsruhe - Heute geht der renommierte und weit über die Landesgrenzen hinausbekannte Gemüsebauexperte A. Altmann vom Landwirtschaftsamt im Breisgau-Hochschwarzwald der Frage nach, welche tierischen Schädlinge sich im Profianbau auf dem Vormarsch befinden und bei welchen jetzt tatsächlich noch größere Aktivitäten zu erwarten sind.

Gemüseanbau
(c) proplanta
Lauchminierfliege:

Regen und sinkende Temperaturen holen die Lauchminierfliege allmählich aus der Sommerruhe. In einzelnen Schnittlauchbeständen wurden erste Fliegen und die charakteristischen Fraßpunkte gefunden. Erfahrungsgemäß dauert es nun noch etwa eine bis zwei Wochen, bis der Höhepunkt der Aktivität erreicht wird. Einwandern kann die Fliege in Lauch-, Knoblauch- und Zwiebelbestände, die in Sichtweite zu Befallsquellen stehen. Als solche gelten Flächen, auf denen zwischen Anfang April und Ende Mai Schnittlauch, Lauch oder Zwiebelgemüse stand.

Praxistipps: Wenn als alleinige Maßnahme das Abdecken mit Netzen vorgesehen ist, müssen diese umgehend aufgelegt werden.

Ist ein Insektizideinsatz geplant, muss dieser in unmittelbarer Nachbarschaft von Befallsquellen möglichst bald erfolgen, sofern Kontaktmittel wie Pyrethroiden (Karate Zeon, Cyperkill Max u. a.) verwendet werden. Kommen (teil-)systemische Mittel (SpinTor, NeemAzal-T/S u.a.) zum Einsatz, kann mindestens bis Ende der kommenden Woche gewartet werden. Eine zweite Behandlung sollte nach etwa 2 (Kontaktmittel) bis 3 Wochen erfolgen.

Bei weiter entfernten Flächen sind Behandlungen voraussichtlich erst in zwei bis drei Wochen erforderlich.

Achtung: Mit dem Einsatz (teil-)systemischer Mittel darf aber auch nicht zu lange gewartet werden. Wenn die Temperatur dauerhaft unter ca. 15°C sinkt, ist die Wirkstoffaufnahme in die Pflanze verringert. Eventuell noch vorhandener Befall mit Lauchmotte wird bei Behandlungen gegen Lauchminierfliege miterfasst.

Möhrenfliege:

Auch bei der Möhrenfliege scheint mit dem Ende des Hochsommerwetters Bewegung ins Geschehen zu kommen. Ein einzelnes Exemplar ging einer der Gelbtafeln auf den Leim.

Praxistipps: Dort, wo Möhrenfliegen vorkommen, ist in den nächsten Tagen mit einem Anstieg der Aktivität zu rechnen. Diese wird sich voraussichtlich in die Länge ziehen, weil die Fliegen aufgrund der wärmebedingten Sommerruhe (Ästivation) verzettelt schlüpfen. Die begrenzte Zahl zugelassener Insektizidanwendungen sollte sinnvoll terminiert werden. In Befallslagen braucht eine erste Behandlung nicht vor Wochenbeginn erfolgen, weitere im Abstand von etwa sieben (Pyrethroide wie Karate Zeon) bis 14 (Minecto One) Tagen.

Achtung: In vielen Fällen kann man auf Maßnahmen wohl verzichten. Das trifft zum Beispiel für Bestände zu, die nicht beregnet wurden und sich in windoffener Lage mehrere hundert Meter entfernt von anderen Doldenblütlern befinden.

Von der Eiablage bis zu dem Stadium, an dem die Maden an die Hauptwurzel gehen, dauert es etwa drei bis vier Wochen. Größere Schäden sind deshalb ausgeschlossen, wenn die Möhren in den nächsten drei bis vier Woche geerntet werden – oder vier bis sechs Wochen nach der letzten Insektizidbehandlung.

Raupen:

Die Raupen der Baumwollkapseleule in Tomaten und Salat können sich sehr vielseitig ernähren. Eine besondere Vorliebe haben sie für Fruchtgemüse. Gefährdet sind deshalb neben Tomaten vor allem Zuckermais, Bohnen, Erbsen, Physalis oder Paprika. Dort sind die Schäden oft groß, weil sie zu spät entdeckt werden. Da die Raupen dort gut versteckt unter den Lieschblättern oder in den Früchten fressen, wird man meist erst bei der Ernte oder durch Rückmeldungen von Kunden auf einen Befall aufmerksam. Wird dieser festgestellt, sollte mit einem geeigneten Insektizid behandelt werden.

Praxistipps: Bereits eingebohrte Tiere erwischt man damit nicht mehr. Aber man verhindert vielleicht größere Schäden, weil immer noch Eier abgelegt werden und daraus weitere Raupen schlüpfen. In Salat, wo der Befall einfach zu kontrollieren ist, findet man derzeit Baumwollkapseleulen-Raupen in allen Größen von 5 bis 35 mm Länge, in einzelnen Fällen an über 20% der Pflanzen.

Kontrollen sollten neben den genannten Kulturen unbedingt auch in Kohl durchgeführt werden. Selbst dort fressen die vielseitigen Raupen. In den meisten Fällen sind aber die der Kohleule zahlreicher. Besonders Blumen- und Lagerkohl müssen geschützt werden. Fraßstellen am Kopf sind Eintrittspforten für Fäulniserreger und angefressener Blumenkohl ist kaum vermarktbar.

Wirksam gegen alle Eulenraupen sind z. B. Coragen, Exalt, Minecto One, Mospilan SG, NeemAzal-T/S, SpinTor oder XenTari. Dabei gilt es die Zulassung bei den unterschiedlichen Kulturen zwingend zu beachten.

(Informationen des Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald vom 25.09.2023)
LTZ Augustenberg
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