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11.07.2014 | 13:03 | Erntestart 2014 

Getreideernte in Schleswig-Holstein startet

Helmstorf/Rendsburg - Trotz des wechselhaften Wetters mit vielen Schauern hat im Süden Schleswig-Holsteins auf den leichteren Böden die Wintergerstenernte be-gonnen oder steht kurz bevor.

Getreideernte 2014
(c) proplanta
Auch in Helmstorf ist der Mähdrescher start klar. In anderen Landesteilen weiter im Norden ist mit dem Erntebeginn in einigen Tagen zu rechnen.

Claus Heller, Präsident der Landwirtschaftskammer sagte anlässlich des Pressetermins zu den Ernteerwartungen in Schleswig-Holstein auf dem Gut Helmstorf von Magnus von Buchwaldt im Kreis Plön: „Wir Landwirte brauchen nun am besten anhaltendes Hochdruckwetter für eine erfolgreiche Abreife der Bestände. Wenn das Wetter stimmt, sind das gute Voraussetzung für Menge und Qualität und damit eine erfolgreiche Ernte 2014."

"Wir beginnen jetzt zumindest im Süden und im Plöner Raum mit der Bergung der Wintergerste und dann folgen etwas später die Raps- und Weizenernte. Mein Fazit: Wir hatten bisher ein gutes Anbaujahr und rechnen mit einer guten, Getreide- und Rapsernte. Allerdings haben wir die Ernte noch nicht unter Dach und Fach und gute Mengenerträge sind oft mit niedrigeren Proteinwerten beim Getreide verbundenwarten wir die Qualitätsergebnisse also ab. Die Preise sind derzeit unter Druck, dennoch hoffen die Landwirte auf eine wirtschaftlich erfolgreiche Ernte."

Witterungsverlauf der vergangenen Saison



Die Witterungsbedingungen bei der Aussaat im vergangenen Herbst waren sehr gut, die Bestände sind in weiten Teilen Schleswig-Holsteins hervorragend aufgelaufen und konnten gut entwickelt in den Winter gehen. Aufgrund des milden Winters blieben Auswinterungsschäden glücklicherweise überwiegend aus.

Der Vegetationsbeginn lag dieses Jahr deutlich früher als im Vorjahr, das durch einen langen und kalten Winter geprägt war. Im Frühjahr betrug der Wachstumsvorsprung teilweise zwei bis drei Wochen, sodass zunächst mit einer sehr frühen Ernte gerechnet worden war. Durch regelmäßige Niederschläge und gleichzeitig oft niedrige Temperaturen in den vergangenen Wochen verzögerte sich die Abreife jedoch, sodass wir heute einen durchschnittlichen Ernteauftakt mit der Wintergerste haben.

Aufgrund der guten Wachstumsbedingungen sehen fast alle Kulturen gut aus und lassen auf eine gute Ernte hoffen. Örtliche Unterschiede sind in jedem Jahr vorhanden: Besonders auf den leichten Standorten auf der Geest und Teilen der Ostküste wurde beispielsweise im Juni das Wasser knapp, dafür gab es im Nordwesten des Landes zu viel in den Wintermonaten. Noch ist die Ernte nicht unter Dach und Fach. Für ein abschließendes Urteil ist es daher noch viel zu früh, aber im Moment erwarten wir ein gutes Ernteergebnis.

Anbauflächen 2014 und Ernteschätzungen



Insgesamt beläuft sich die Getreideanbaufläche nach Angaben des Statistikamtes Nord in diesem Jahr in Schleswig-Holstein auf ca. 298.900 ha, das sind 7 % mehr als im Vorjahr. Die Getreideerntemenge dürfte sich auf 2,6 Mio. t belaufen, das ist 13 % mehr als im Vorjahr. Winterweizen hat dabei an der Getreideerntemenge insgesamt einen Anteil von 67 %.

Die Erntemenge an Brotgetreide (Weizen und Roggen) wird auf knapp 2,0 Mio. t geschätzt, das sind rund 14 % mehr als im Vorjahr. Auf 621.000 t wird die Menge der Futtergetreidearten Gerste, Hafer, Sommermengengetreide und Triticale geschätzt, das sind rund 2 Prozent mehr. Zu erwähnen ist, dass einige Landwirte anstelle von Mais zur Futter- und Energieerzeugung auch Getreide als GPS (Ganzpflanzensilage) einsetzen wie z. B. Roggen, Triticale, Hafer und Sommerweizen.

Die Anbaufläche von Wintergerste blieb gegenüber dem Vorjahr mit 54.700 ha etwa konstant (53.400 ha). Die Ernteerwartungen liegen hier bei rund 474.000 t, das sind 4 % mehr als im Vorjahr. Die Ertragserwartungen sind im Vergleich zum Vorjahr etwas höher (87 dt/ha).

Die Winterweizenfläche liegt im Lande blei 190.000 ha, das ist deutlich mehr als im Vorjahr (+20 %), wo wegen der schlechten Bedingungen im Herbst 2012 deutlich weniger Winterweizen ausgesät worden war. Die Erntemenge für Winterweizen wird dementsprechend 2014 auf 1,7 Mio. t geschätzt, das ist 22 % mehr als im Vorjahr. Für Winterweizen ist nach derzeitigem Stand davon auszugehen, dass das langjährige Ertragsmittel von ca. 90 dt/ha 2014 überschritten werden könnte. Zur Qualität und Menge der diesjährigen Weizenernte sind jedoch erst im Ernteverlauf sichere Bewertungen möglich, da bei Weizen die Kornfüllphase, die über den Ertrag entscheidet, noch nicht abgeschlossen ist.

Winterroggen steht auf rund 27.800 ha im Lande. Die Fläche liegt damit um 5 % über der Anbaufläche des Vorjahres (26.500 ha). Bei etwas geringerer Ertragserwartung (75 dt/ha) als im Vorjahr werden rund 208.000 t Roggen erwartet, das sind ca. 3 % mehr als im Vorjahr.

Triticale steht als Futtergetreide auf 8.200 ha, das ist 41 % mehr als 2013 (5.800 ha). Hier spielt die Nutzung als Ganzpflanzensilage als Futter und zur Energiegewinnung eine Rolle in Bezug auf die vergleichsweise schlechte Maisernte im Vorjahr. Die zu erwartende Erntemenge wird infolge der Anbauausweitung höher eingeschätzt als im Vorjahr.

Sommergetreide steht zur Ernte 2014 auf rund 18.300 ha. Gegenüber dem Vorjahr sind das fast 50 % weniger. Dabei hat sich die Sommerweizenfläche mit 3.900 ha fast um 72 % reduziert. Auch hier sind dafür der Grund die guten Bestellbedingungen für Winterweizen im vergangenen Herbst. Die erwarteten Erntemengen liegen durch den geringeren Anbau für die Sommergetreidearten 2014 deutlich unter Vorjahresniveau: Für die Ernte 2014 werden knapp 29.900 t Sommerweizen, rund 27.600 t Sommergerste und 54.200 t Hafer erwartet.

Winterraps steht in diesem Jahr auf rund 99.300 ha, das sind 12 % (-14.000 ha) weniger als im Vorjahr. Diese Anbaufläche entspricht noch gerade dem für Schleswig-Holstein üblichen Anbauniveau. Die erwartete Erntemenge wird derzeit auf 432.000 t geschätzt, das ist 6 % weniger als im Vorjahr. Der Winterraps steht allgemein gut, es konnte termingerecht ausgesät werden, die Bestände haben sich gut entwickelt. Regional war es jedoch zu trocken. Die Ertragserwartungen liegen je nach Region derzeit zwischen 40 und 45 dt/ha.

Silomais hat in diesem Jahr eine Anbaufläche von rund 176.000 ha, das ist etwas weniger als im Vorjahr. Der Maisanbau ist damit gegenüber dem Vorjahr nicht ausgedehnt worden und somit ist der Winterweizen stärkste Kultur unter den Ackerfrüchten. Bisher war der Witterungsverlauf für den Mais regional nicht immer günstig, sodass eine frühzeitige Ernteprognose noch nicht gegeben werden kann. Die Ernte beginnt Ende September.

Preise



Auf Erzeugerebene werden Weizenpreise um die 170 €/t geboten. Einige Erzeuger haben bereits seit der Aussaat im vergangenen Jahr Vorkontrakte für Teilmengen geschlossen, teils konnten dabei Preise um die 200 €/t realisiert werden.

Derzeit werden für Wintergerste Preise um die 145 €/t geboten. Konkurrenz aus der Schwarzmeerregion und die erwartete große Körnermaisernte machte sich mit Preisdruck am Gerstenmarkt bemerkbar.

Der Brot-Roggenpreis liegt derzeit bei rund 150 €/t. Er ist damit etwas höher als der Gerstenpreis. Allerdings ist die Ernte noch nicht eingebracht. Die tatsächliche Brotroggenmenge hängt entscheidend vom Wetter ab. Bei Regen könnten die Brotroggenqualitäten nicht mehr erreicht werden.

Derzeit wird Raps zu Preisen zwischen 320 und 330 €/t gehandelt. Den Erzeugern ist dieser Preis zu gering, sie halten sich mit den Verkäufen zurück. Ohnehin sollen 1/3 der Ernte in Vorkontrakten mit höheren Preisen von bis zu 370 €/t vermarktet worden sein. Ob sich der Rapsmarkt erholt, wird skeptisch gesehen. Hier sorgt die Veränderung in der Biokraftstoffpolitik für Verunsicherung. Aufgrund einer weltweit größeren Ölsaatenernte gerät der Markt zusätzlich unter Druck. Auch bei Rapsschrot sind eher schwächere Preise zu erwarten. (lk-sh)
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