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27.02.2012 | 08:28 | Aktueller Rat zum Pflanzenbau 

Hinweise zur Stickstoff- und Schwefeldüngung im Frühjahr 2012

Dresden - Die günstigen Bestell- und Wachstumsbedingungen mit ausreichender Bodenfeuchte und überdurchschnittlichen Temperaturen im August und September haben zu einer guten bis zum Teil üppigen Herbstentwicklung von Raps und Getreide geführt.

Praxis-Tipp
(c) proplanta
Die von Mitte Oktober bis Anfang Dezember anhaltende Trockenheit verlangsamte vor allem auf sorptionsschwachen Standorten die Pflanzenentwicklung.
 
Spät gesäter Weizen litt teilweise unter der Trockenheit im November und konnte sich daher nicht optimal entwickeln. Zu Vegetationsende zeigten die Rapsbestände ein differenziertes Bild. Zwar dominierten auf besseren Standorten mit ausreichendem Wasser- und Nährstoffangebot gut entwickelte Bestände, aber auch Schläge mit kleinen, schwachen Pflanzen mit stärkerer Anthocyanverfärbung waren zu beobachten. Als Ursachen kommen Krumenverdichtungen, Strukturschäden, schlechte Saatbettbereitung und verminderte P- bzw. N-Aufnahmen in Frage. Vor allem Schläge mit unzureichender P-Versorgung bei ausgetrockneter Krume zeigten häufig derartige Symptome.
 
Das Wurzelwachstum von Getreide und Raps wurde durch den immer knapper werdenden Bodenwasservorrat gefördert. Die überdurchschnittlichen Temperaturen der Herbstmonate führten zu einer verstärkten N-Mineralisierung. Dieser freigesetzte Stickstoff wurde von den Rapspflanzen und teilweise auch vom Getreide aufgenommen und in Biomasse eingebunden.
 
Die hohen Niederschläge im Dezember und Januar füllten den Bodenwasservorrat vollständig auf. Sickerwasserbildung und damit eine Verlagerung von Stickstoff und Schwefel setzten zunächst verstärkt auf leichten Böden und später auch auf besseren Böden ein.
 
Die Ende Januar beginnende Frostperiode mit Temperaturen bis unter -20 °C ließ den Boden in Regionen ohne bzw. mit geringer Schneehöhe in Tiefen bis unter 70 cm frieren. Die Sickerwasserbildung und damit die Nährstoffverlagerung aus den durchwurzelten Krumenbereichen kamen zum Erliegen.
 
Unter Beachtung der Nmin-Herbstwerte und erster aktueller Analysenergebnisse dürften die entsprechenden Frühjahrswerte auf niedrigem bis mittleren Niveau liegen. Unter kräftig entwickeltem Raps und Getreide sowie auf leichten oder flachgründigen Böden sind geringe Gehalte zu erwarten.
 
Im Einzelfall können die Nmin-Gehalte in Abhängigkeit von Bodengüte, vorangegangener Bewirtschaftung, organischer Düngung und der angebauten Fruchtart stark variieren. Daher werden möglichst schlagbezogene Nmin-Untersuchungen empfohlen. Die Treffsicherheit der N-Düngungsempfehlungen ist um so besser, je weniger Zeitdifferenz zwischen der Nmin-Bodenprobenahme und dem N-Düngungstermin liegt. Eine Probenahme weit vor Vegetationsbeginn ist daher fachlich nicht zu rechtfertigen. Grundsätzlich ist auf eine für den Schlag repräsentative Probenahme zu achten. Das trifft besonders für heterogene Schläge zu.
 
Die sehr strengen Fröste seit Ende Januar besonders in Ostsachsen haben bei fehlender Schneedecke zu Pflanzenschäden bzw. zu Blattverlusten an Raps und Gerste geführt. Geschädigte, aber nicht zum Umbruch anstehende Bestände sollten eine etwas höhere Startgabe erhalten.
 
Bei der Andüngung sind vor allem die jeweiligen Nmin-Gehalte, die Bestandesentwicklung, eventuelle Blattverluste und die Ertragserwartung zu beachten. Letztere kann infolge der Kahlfröste Ende Februar regional beeinträchtigt sein, was bei der Düngebedarfsermittlung zu beachten ist. Bei der biomasseabhängigen Rapsdüngung können die häufig auftretenden geringfügigen Blattverluste über Winter ignoriert werden. Da zumindest ein Teil des in der abgestorbenen Biomasse enthaltenen Stickstoffs im Verlauf des Frühjahrs erneut pflanzenverfügbar wird, ist das für die Düngebedarfsermittlung ohne große Bedeutung. Treten jedoch erhebliche Blattverluste auf (> 50 % der gebildeten Blattmasse sind abgestorben), wie es vermutlich in einigen Landesteilen der Fall ist, sollten die im Bestand vor dem Winter ermittelten N-Mengen nicht im vollen Maße angerechnet werden. Bedeutsam ist dies in jedem Fall für die Bestände, die vor Winter mehr als 100 kg N/ha in der oberirdischen Biomasse eingebunden haben.
 
Schwache Bestände sind zuerst und ausreichend mit N zu versorgen, um so die Bestockung und die Regeneration des Blattapparates zu fördern. Normal entwickelte Bestände sollten nicht erhöht angedüngt werden, um den Aufbau zu dichter Bestände vor allem auf leichten Böden wegen der Trockenstressgefahr zu vermeiden. Da das volle Ausmaß der Auswinterungsschäden erst nach Einsetzen der Vegetation deutlich wird, sind gefährdete Schläge eher verhalten anzudüngen (Teilung der ermittelten 1. N-Gabe). Im Falle eines Umbruchs kann viel vorgelegter Stickstoff die Nachbaumöglichkeiten einschränken. Eine erste Information über die Vitalität erhält man durch Aufschneiden des Stängels bei Raps bzw. durch Freilegen des Vegetationskegels bei Getreide.
 
Die Anschlussgabe ist zeitlich und mengenmäßig so zu steuern, dass keine N-Angebotslücke entsteht. Bei hohem Andüngungsbedarf wird eine Gabenteilung empfohlen. Dadurch erhält man sich die Option, während der Bestockung bis zum Schossen mit einer Nachdüngung auf die Bestandesentwicklung korrigierend eingreifen zu können. Zuviel vorgelegter Stickstoff hingegen schränkt die Handlungsmöglichkeiten ein und begünstigt die Lagerbildung.
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