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23.07.2014 | 00:05 | Aktueller Rat Sachsen 

Nährstoffbilanzen im Ökolandbau beachten

Dresden - Die Nährstoffbilanzierung ist eine Methode zur Überprüfung des Nährstoffeinsatzes und zur Beurteilung der Nährstoffeffizienz durch Erfassung der Nährstoffzufuhr (z. B. Düngung) und -abfuhr (z. B. Nährstoffentzug durch die Ernten).

Bodenuntersuchung
(c) proplanta
Sie errechnet sich nach folgender Gleichung: Nährstoffzufuhr minus Nährstoffabfuhr = Nährstoffsaldo.

Hierfür sind schlagbezogene Aufzeichnungen des Acker- und Grünlandes (Schlagkartei) und der Tierhaltung (Stallbuch) zur Dokumentation der Anbauabfolge des gesamten Betriebes ständig zu führen. Diese Aufzeichnungen dienten für eine Untersuchung des Nährstoffmanagements von 32 ökologisch wirtschaftenden Betrieben in Sachsen (ca. 1/3 der Ackerfläche).

Unter Zugrundelegung der Bezugsebene Ackerschlag (bzw. als aggregierte Schlagbilanz für den Gesamtbetrieb) und eines Bilanzzeitraumes (i.d.R. eine vollständige Fruchtfolge) konnten Ergebnisse mit hoher Aussagekraft zur Versorgungslage mit den Grundnährstoffen Phosphor (P) und Kalium (K) ermittelt werden.

Der betriebsbezogene mittlere Nährstoffsaldo für P beträgt hiernach -8 kg/ha und Jahr (-16 bis +2 kg/ha). Die K-Salden liegen im Durchschnitt bei -37 kg/ha und Jahr (-84 kg bis +28 kg/ha). Nach diesen als repräsentativ anzusehenden Untersuchungen weisen annähernd 90 % der Betriebe negative Salden auf.

Geben diese Ergebnisse zur Sorge Anlass?

Eine ausreichende P-Versorgung kann zunächst für die meisten Standorte gewährleistet werden, wenn die Salden den Wert von 0 kg P/ha und Jahr nicht deutlich unterschreiten. Nährstoffsalden von bis zu -5 kg/ha und Jahr können durch Nachlieferung und Deposition ausgeglichen werden.

Die Ergebnisse der K-Bilanzierungen müssen im Zusammenhang mit der Bodenart interpretiert werden. Auf leichten Böden, besonders bei erhöhter Auswaschungsgefahr, reichen in der Regel ausgeglichene Salden nicht aus, um die Bodenversorgung auf gleichem Niveau zu halten, da ein bestimmter Anteil dieser Nährstoffe der Verlagerung und Auswaschung unterliegt. Die Salden müssen daher leicht positive Werte aufweisen.

Auf den mittleren und schweren Böden ist dagegen eine erhöhte Nachlieferung dieser Nährstoffe aus den Bodenvorräten bei der Saldo-Interpretation zu berücksichtigen. Auf diesen Böden können nach den bisherigen Erfahrungen auch negative Salden von 20 - 40 kg K/ha und Jahr auf Dauer akzeptiert werden.

Werden jedoch die genannten Mindestwerte an P- und K-Salden unterschritten, so ist damit zu rechnen, dass mit der Zeit die Gehalte an pflanzenverfügbaren Bodennährstoffen abnehmen. Ob langfristig eine Gefährdung der Bodenfruchtbarkeit zu befürchten ist, hängt von den Standortbedingungen und den Ergebnissen der Bodenuntersuchung ab.

Durch spezielle Feldversuche konnte nachgewiesen werden, dass im Allgemeinen die Gehaltsklasse B des Bodens für die Grundnährstoffe im ökologischen Landbau als ausreichend anzusehen ist, um ein optimales Ertragsniveau abzusichern. Ein Absinken der pflanzenverfügbaren P- und K-Gehalte des Bodens auf Gehaltsklasse A ist jedoch auf jeden Fall zu verhindern, denn es können dann Ertragsausfälle zwischen 20 - 50 % auftreten.

Entscheidend ist allerdings, ob unter den jeweils schlagspezifischen Bedingungen ein Nährstoffbedarf besteht oder nicht. Hierzu müssen die Ergebnisse der Nährstoffbilanzierung mit der Bodenuntersuchung in Beziehung gesetzt werden, wozu von Seiten der Beratung oder der Untersuchungslabore das Programm BEFU genutzt wird. Der Landwirt führt hierzu möglichst alle 3 - 4 Jahre die Bodenuntersuchung der Ackerflächen durch.

Zur ordnungsgemäßen Ausfüllung der Datenerfassungsbelege ist darauf zu achten, dass für jeden Schlag die Fruchtarten und die Erträge, die Behandlung der Koppelprodukte und die bereits getätigten Düngungsmaßnahmen der gesamten letzten Fruchtfolge genau aufgeführt werden, damit eine repräsentative Düngungsbemessung erstellt werden kann. Bei sehr heterogenen Flächen ist auch im Ökolandbau zu überlegen, ob Verfahren der teilflächenspezifischen Düngung Vorteile bringen können.

Quelle: Dr. Hartmut Kolbe / LfULG Dresden

> Weitere Informationen finden Sie im Pflanzenbauberater
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