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03.06.2013 | 10:15 | Aktueller Rat zum Pflanzenbau 

Neue Fakten über den Humus und die Versorgung mit organischer Substanz

Dresden - Bisher war die Lehrmeinung weit verbreitet, dass es nach einer organischen Düngung im Boden über die Bildung von langkettigen, komplexen Huminstoffen auch zu einer dauerhaften Anhebung der Humusgehalte kommt.

Boden
(c) proplanta
Aus speziellen Experimenten der Grundlagenforschung konnte jedoch nachgewiesen werden, dass es diese Huminstoffe gar nicht gibt. Vielmehr sind es relativ kleine organische Verbindungen verschiedener Art, die bei Vorhandensein entsprechender Bodenorganismen auch vollständig abgebaut werden können. Zudem konnte aus Dauerversuchen ermittelt werden, dass nach Beendigung von entsprechenden Düngungsmaßnahmen die zwischenzeitlich angestiegenen Humusgehalte bis auf das Ausgangsniveau wieder abfallen.

Nach heutiger Vorstellung besteht Humus aus mindestens zwei wichtigen Kategorien. Der weitaus größte Anteil der Humusvorräte des Bodens kann als Dauerhumus bezeichnet werden. Diese stabile Fraktion ist durch extrem lange Verweilzeiten gekennzeichnet, da sie bereits nach der letzten Eiszeit im Rahmen der Bodenbildung entstanden und z.B. durch Bindung an den Ton- und Feinschluffgehalt des Bodens vor einem Abbau geschützt wird.

Durch Bewirtschaftungsmaßnahmen kann daher der Dauerhumus quasi nicht mehr beeinflusst werden. Die über die Ernte- und Wurzelrückstände der Fruchtarten sowie die organischen Düngemittel dem Boden zugeführten organischen Materialien gehören zur Fraktion des Nährhumus. Bereits innerhalb weniger Monate wird die organische Substanz mit engen C/N-Verhältnissen von den Bodenlebewesen als Nahrungs- und Energiequelle genutzt und zu Kohlendioxid veratmet (z.B. Gründüngung). Die restlichen organischen Verbindungen dieser labilen Humusfraktion reichern sich entsprechend dem Grad der Abbauresistenz im Boden zunächst etwas an, bis sie im Zeithorizont von einigen Jahren bis Jahrzehnten auch vollständig abgebaut sind.

Der aktuelle Humusgehalt bzw. das aktuelle Versorgungsniveau mit organischer Substanz eines Bodens wird daher heute als offenes Fließgleichgewicht zwischen Zufuhr und Abbau der organischen Bodensubstanz angesehen.

Die durch Mineralisation verloren gegangene organische Substanz muss also im Sinne einer Bilanz immer wieder durch Zufuhr neu gebildeter Ernte- und Wurzelrückstände aus dem Anbau der Fruchtarten und den organischen Düngern ersetzt werden, um einen bestimmten Humusspiegel zu erhalten.

Auch für die Aufrechterhaltung wichtiger Funktionen der Bodenfruchtbarkeit ist eine stetige Zufuhr an umsetzbarer organischer Substanz erforderlich.

Somit geben nicht die absoluten Gehalte an Humus an einem Standort Auskunft über das Versorgungsniveau, sondern es müssen Methoden zum Einsatz kommen, mit denen auch Aussagen zum Umsatz der organischen Substanz getätigt werden können.

Durch Anwendung von Methoden der Humusbilanzierung kann das Versorgungsniveau mit organischer Substanz recht sicher eingeschätzt werden. Hierzu können aktuelle Berechnungsergebnisse für eine Vielzahl an Standorten, Anbauverfahren, Fruchtfolgen und Betriebsintensitäten mit und ohne Viehhaltung aus dem Internet entnommen werden: Quelle: Dr. H. Kolbe / LfULG Dresden


> Weitere Informationen finden Sie im Pflanzenbauberater
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