Um europaweit eine zukunftsfitte Landwirtschaft zu schaffen, brauche es geeignete Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Produktion, nämlich finanzielle Anreize, eine umfassende Ausbildung der
Bauern und ein intensiver Austausch zwischen Forschung, Beratung, Landwirtschaft, Zivilgesellschaft, Politik und
Konsumenten, so die Stoßrichtung der IGP bei ihrer Dialog-Veranstaltung, die am Mittwoch (6.10.) in Wien stattfand.
IGP-Obmann Christian Stockmar wies darauf hin, dass der Green Deal aus Sicht der Pflanzenschutzmittelhersteller keine Antwort auf die Frage gebe, wie die von der
EU-Kommission formulierten Ziele eigentlich erreicht werden sollten. Hier könnte ein „Innovation Deal“ die Lösung aufzeigen, nämlich die Zielerreichung mit Fortschritt und Neuerungen.
Stockmar hob hervor, dass die Industrie durch bessere Formulierungen, effizientere Wirkstoffe und eine moderne Ausbringtechnik die Einsatzmenge von Pflanzenschutzmitteln weltweit um 95 % reduziert habe. Um diese Erfolgsgeschichte fortzuführen, investiere die Industrie bis 2030 insgesamt 10 Mrd. Euro in digitale Lösungen und 4 Mrd. Euro in Biologicals. Der Präsident des Industrieverbandes Agrar (IVA), Dr. Manfred Hudetz, stellte klar, dass die Industrie gegen pauschale quantitative Reduktionsziele sei.
„Wir müssen die Produktivität hoch halten, weil die
Weltbevölkerung wächst und die Umwandlung von Natur in
Ackerfläche unerwünscht ist. Um mit der bestehenden Fläche eine wachsende Bevölkerung ernähren zu können, wird es Pflanzenschutzmittel brauchen“, erklärte der Verbandschef. Nach seinen Worten ist die Digitalisierung in der Landwirtschaft bereits angekommen, und man werde in den nächsten Jahren einen Quantensprung erleben. Eine Anschubfinanzierung sei jedoch notwendig, um eine Marktdurchdringung von 70 % bis 80 % zu erreichen. Hier könne die EU einen Beitrag leisten.
Keine Eliteproduktion aufbauenFür den Direktor der Generaldirektion Landwirtschaft der EU-Kommission, Dr. Georg Häusler, ist es wichtig, dass mit dem Green Deal alle drei Bereiche der
Nachhaltigkeit -
Ökologie, Wirtschaft und Soziales - berücksichtigt werden. Klar sei, dass dabei die Menschen mitgenommen werden müssten und bei allen Akteuren eine Bewusstseinsveränderung hin zu Nachhaltigkeit erreicht werden solle.
„Lebensmittel sollen künftig zumindest umweltneutral erzeugt werden, aber ohne eine Eliteproduktion aufzubauen, sondern zu erschwinglichen Verbraucherpreisen“, so Häusler. Dazu sei es notwendig, die landwirtschaftlichen
Betriebe zu modernisieren, wofür die EU-Kommission auch Mittel zur Verfügung stelle.
Ursula Bittner von
Greenpeace warnte indes vor dem Schaffen von Abhängigkeiten durch den stärkeren Einsatz von Technik und Digitalisierung in den Betrieben. „Innovation ist die kontrollierte Veränderung zu etwas Neuem und soll Probleme lösen, in der Folge aber nicht wieder selbst zu Problemen führen“, erklärte die Wirtschaftsreferentin. In der Vergangenheit hätten Innovationen oft zu Abhängigkeiten und zu einer zunehmenden
Spezialisierung der Landwirte geführt.