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26.06.2022 | 11:06 | DBV-Ernteschätzung 

Pessimistische Prognose: DBV geht von nur 41,2 Millionen Tonnen Getreide aus

Berlin/Dahme - Mit Blick auf die diesjährige Getreideernte gibt sich der Deutsche Bauernverband (DBV) deutlich pessimistischer als die aufnehmende Hand. „Wir erwarten eine unterdurchschnittliche Ernte bei großen regionalen Unterschieden.

Getreideernte 2022
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Der DBV ist damit deutlich pessimistischer als der Raiffeisenverband - Rapsernte wird bei 3,7 Millionen Tonnen gesehen. (c) proplanta
In einigen Regionen haben die lange Trockenheit und die Hitze der letzten Tage deutliche Schäden in den Beständen verursacht, so dass die Ertragserwartungen erneut unter dem langjährigen Mittel liegen“, erklärte DBV-Präsident Joachim Rukwied am Freitag (24.6.) bei der Erntepressekonferenz auf Gut Kemlitz bei Dahme.

Auch der Landesbauernverband (LBV) Brandenburg geht wegen der ausgeprägten Frühjahrstrockenheit in der Region in diesem Jahr von Ertrags- und Qualitätsschäden aus. Für Deutschland insgesamt rechnet der DBV mit rund 41,2 Mio. t Getreide, womit das ohnehin schwache Vorjahresergebnis um 1,2 Mio t und das Mittel von 2015 bis 2020 um 3,0 Mio. t verfehlt würde.

Der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) hatte dagegen in der Woche zuvor ein Getreideaufkommen von 43,2 Mio. t vorausgesagt. Im Einzelnen beziffert der Bauernverband die Weizenerzeugung auf 20,7 Mio. t; das sind fast 2 Mio. t weniger als der Raiffeisenverband erwartet und 775.000 t weniger als im Vorjahr eingebracht wurden.

Das Aufkommen an Wintergerste veranschlagt der DBV auf 8,4 Mio. t, verglichen mit 8,9 Mio. t im Jahr 2021. Der DRV rechnet hier mit zumindest 8,6 Mio. t. Wenig Unterschied besteht zwischen beiden Verbänden hingegen in der Einschätzung der Winterrapsernte. Mit 3,7 Mio. t liegt die Erwartung des DBV um 50.000 t unter der des DRV; die Vorjahresmenge belief sich auf 3,5 Mio. t.

Witterungsverlauf entscheidend

Bei den Herbstkulturen sei der weitere Witterungsverlauf in den Sommermonaten entscheidend, stellte Rukwied fest. Für die nun bevorstehende Getreideernte hofften die deutschen Bäuerinnen und Bauern erst einmal auf beständige sommerliche Witterungsverhältnisse.

Damit Mais, Kartoffeln und Zuckerrübenkulturen ihr volles Ertragspotential entfalten könnten, brauche es aber in den nächsten Wochen ausreichende Niederschläge. Diese seien auch für die tierhaltenden Betriebe wichtig, damit eine gute Grundfutter- und Silomaisernte eingefahren werden könne.

Vorjahr deutlich unterschritten

„Die anhaltende Trockenheit der letzten Monate verleidet vielerorts die Ertragserwartungen. Mittlerweile gehen wir von unterdurchschnittlichen Erträgen aus.“, beschrieb LBV-Vizepräsident Heiko Terno die Situation auf den Brandenburger Feldern. Der Verband schätzt, dass landesweit in diesem Jahr eine Getreidemenge von unter 2,0 Mio. t und damit 0,5 Mio. t weniger als im Vorjahr geerntet werden.

Der Ertrag sei vergleichbar mit den Ergebnissen der Ernte 2019, auf leichten Standorten auch mit dem Trockenjahr 2018, führte Terno aus. Im Vergleich zum fünfjährigen Mittel werde ein Rückgang der Erträge bei Wintergerste um 18 %, bei Winterweizen um 23 %, bei Winterraps um 14 % und bei Roggen um 7 % erwartet. Auch die Getreidequalitäten werden laut dem LBV-Vize landesweit als schlecht eingestuft, da der fehlende Regen zu einer verstärkten Ausbildung von Schmachtkörnern führt.

Magere Ernte in Thüringen

In Thüringen hat die Getreideernte nach einer ausgeprägten Frühjahrstrockenheit Ende vergangener Woche und damit etwas früher als sonst üblich begonnen. Nach Angaben des Thüringer Bauernverbandes (TBV) fielen von Januar bis Mai nur 225 l Niederschlag pro Quadratmeter und damit rund 20 % weniger als im langjährigen Durchschnitt.

Da dieses Wasser in der für die Kornausbildung entscheidenden Wachstumsphase der Pflanzen fehlte, erwartet der Verband bei den Hauptgetreidearten nur unterdurchschnittliche Erträge. Auch bei den Folgekulturen wie Mais sind laut TBV sichtbare Auswirkungen der Trockenheit zu erkennen. Die Pflanzen seien zum Teil klein und kümmerlich. Hier brauche es dringend ausreichende Niederschläge, da der Mais noch in der Lage sei, das Wachstum nachzuholen.
AgE
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