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21.10.2022 | 09:52 | Aktueller Rat Pflanzenschutz 

Pflanzenschutz: Im Herbst weniger Resistenzgefahr

Karlsruhe - Der versierte Pflanzenschutzberater und Anbauexperte A. Lohrer vom Landwirtschaftsamt berichtet heute über den aktuellen Stand der Kulturen im Landkreis Tübingen.

Pflanzenschutz
(c) proplanta
Winterraps:
Die Bekämpfungsrichtwerte beim Rapserdfloh wurden nach unseren Beobachtungen bisher nicht überschritten, eine Insektizidanwendung ist somit derzeit nicht notwendig.

Maßnahmen zur Wuchsregulierung sind ebenfalls nur in dichten, weit entwickelten Beständen notwendig, bzw. wurden schon durchgeführt. Die stärkste einkürzende Wirkung haben Carax oder Toprex. Carax und andere Metconazol-haltige Fungizide (z.B. Caramba, Efilor) werden beim Einsatz von Belkar auf derselben Fläche nicht empfohlen. Hier bleiben dann nur Toprex oder verschiedene Mittel mit dem Wirkstoff Tebuconazol (Tilmor, Folicur...) zur Auswahl. Die Zugabe von 150 bis 200 g/ha Bor verbessert ebenfalls die Winterhärte.

Wintergetreide:
Bei Flächen mit hohem Ackerfuchsschwanzdruck kann es sinnvoll sein einzelne, besonders problematische Schläge erst später auszusäen und aufgelaufenen Fuchsschwanz nochmals mechanisch zu beseitigen. Die aktuellen Vorhersagen lassen auch nächste Woche noch auf gute Aussaatbedingungen schließen. Herbizidbehandlungen im Herbst sind weniger resistenzgefährdet als Frühjahrsanwendungen.

Um gute Wirkungsgrade zu erzielen muss die Anwendung der Bodenherbizide früh erfolgen da die Wirkstoffe überwiegend über die Wurzel oder den Keimspross aufgenommen werden. Hier haben sich Anwendungstermine im Vorauflauf bis spätestens zum Spitzen des Getreides (wenn die Reihen gerade erkennbar sind) bewährt. Walzen nach der Saat verbessert die Herbizidwirkung, da eine gleichmäßig feste und ebene Oberfläche geschaffen wird.

Der wichtigste Wirkstoff gegen Ackerfuchsschwanz ist Flufenacet, idealerweise noch um weitere Wirkstoffe ergänzt um die Wirkung zu verbessern. Aufgrund der Vielzahl der Mittel im Folgenden nur einige Beispiele: Boxer + Cadou SC, Herold SC, Battle Delta + Beflex, Mateno Duo + Cadou SC, Malibu, Pontos + Quirinus.

In amtlichen Versuchen konnte durch die Zugabe von 2,5 bis 3 Liter/ha Boxer in allen Varianten eine Wirkungsverbesserung erzielt werden. Wichtig ist aber eine gleichmäßige Saatgutablage auf ca. 3 cm Tiefe um mögliche Schäden am Getreide abzuwehren. Beim Einsatz der Wirkstoffe Prosulfocarb (Boxer, Jura) oder Pendimethalin (Agolin, Stomp, Malibu) unbedingt die Auflagen beachten:
  • mind. 300 Liter/ha Wasser
  • max 7,5 km/h Fahrgeschwindigkeit
  • Abdriftminderungsklasse der Düsen 90% auf der gesamten Fläche
  • max 3m/s Windgeschwindigkeit
Achtung: Bei Dinkel dürfen nicht alle Mittel eingesetzt werden, mit dem Wirkstoff Flufenacet stehen z.B. nur Broadcast, Carpatus SC, Herold SC, Liberator Pro und Naceto zur Verfügung.

Auch ist bei Mitteln mit gleichen Wirkstoffen ist auf unterschiedliche Gewässerabstände (abhängig von Abdriftminderungsklasse und Aufwandmenge) zu achten. So muss z.B. auch bei 90% Abdriftminderung bei voller Aufwandmenge ein Abstand von 15m bei Carpatus SC, Broadcast und Battle Delta eingehalten werden, bei Activus SC, Mateno Duo, Sempra beträgt der Mindestabstand noch 10m.

Beim Wirkstoff Chlortoluron (CTU) (z.B. Lentipur, Carmina) bitte die Sortenverträglichkeit in Winterweizen beachten. Zudem ist der Einsatz auf drainierten Flächen verboten (ausgenommen Trinity; Einsatz nur vom 1.11 bis 15.3 nicht erlaubt)

Wintergerste:
Ab sofort auch auf Blattläuse als Virusvektoren achten! Eine Behandlung mit Pyrethroiden bei Überschreitung des Bekämpfungsrichtwertes von mehr als 20% mit Blattläusen besiedelten Pflanzen ist erst bei ausreichend Blattmasse ab dem 2-bis 3-Blattstadium der Gerste sinnvoll. Auf von uns kontrollierten Schlägen wurde der Bekämpfungsrichtwert bisher nicht überschritten. Zur Bestimmung des Befalls an 5 Stellen im Bestand je 5 Pflanzen auf Blattläuse untersuchen. Der Bekämpfungsrichtwert von 20% ist erreicht, wenn an 5 Pflanzen Blattläuse gefunden werden.

Sonstiges: Legen Sie auch außerhalb der IPSplus–Gebiete ein Spritzfenster an um die Wirkung der durchgeführten Maßnahmen zu überprüfen. Dies ist oft sehr aufschlussreich. Das Spritzfenster sollte nach den IPSplus - Vorgaben 10m lang und 2 Teilbreiten (oder mindestens 5m) breit sein.

(Informationen des LRA Tübingen vom 19.10.2022)
LTZ Augustenberg
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