Der Leiter Technischer Service Deutschland und Österreich, Dr. Michael Käsbohrer, prognostizierte gestern in Maintal vor Journalisten langfristig einen europaweiten Umsatzeinbruch von derzeit 11,4 Mrd. Euro auf 7,3 Mrd Euro. Marktlücken entstünden nämlich durch den Verlust von Registrierungen, und Innovationszyklen verlängerten sich.
Allein rund 60 % der Getreidefungizide enthielten Wirkstoffe, die wahrscheinlich in den nächsten Jahren wegfielen, erklärte Käsbohrer. In Deutschland sei der Nettoinlandsumsatz mit Pflanzenschutzmitteln 2018 laut den Zahlen des Industrieverbandes Agrar (
IVA) im Vorjahresvergleich um 7,4 % auf 1,282 Mrd. Euro geschrumpft. Damit habe sich eine langjährige Entwicklung fortgesetzt.
Der Leiter Business Sustainability bei Syngenta, Peter Hefner, erinnerte im Zusammenhang mit der pessimistischen
Marktprognose daran, dass derzeit 16 neue EU-Prüfrichtlinien geplant seien. Als Beispiele nannte er die Bienenprüfrichtlinie und die Auswirkungen von Herbiziden auf Nicht-Ziel-Pflanzen. Diese Fülle an neuen Auflagen sei aber „regulatorisch nicht handhabbar“. Einen Lichtblick sieht Hefner in der deutlich gesteigerten Anzahl der Zulassungsentscheidungen seit 2017. Eine Strategie zum Abbau des Antragstaus fehle aber weiterhin. Außerdem bleibe der Rückstau aus den Vorjahren bestehen.
Deutsche Landwirte haben Hefner zufolge somit weiterhin darunter zu leiden, dass ihnen Innovationen im Bereich Pflanzenschutz später als den Berufskollegen der zentralen Zulassungszone zur Verfügung stehen. Ein wesentlicher Grund dafür bestehe auch darin, dass sich die zuständigen Behörden in Deutschland nicht an die Regeln der Ländergemeinschaft hielten.