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23.11.2006 | 14:22 | Kartoffelmarkt 

Pflanzkartoffeln lassen sich teurer bezahlen

Bonn - Die Preise für zertifizierte Pflanzkartoffeln sind Anfang November veröffentlich worden, allerdings gibt es fast nur Preise von sehr frühen und frühen Sorten.

Pflanzkartoffeln
(c) proplanta
Nach der vergleichsweise späten Ernte und entsprechend verzögerten Testungen auf Pflanzguttauglichkeit lässt sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch sehr wenig über das Angebot im kommenden Frühjahr aussagen. Weitere Fragezeichen setzen die Haltbarkeit sowie das noch ungewisse Preisniveau der Konsumware Anfang 2007.

Bei Kursen für Konsumware, die bereits im Herbst bei über 20 Euro je Dezitonne lagen und noch Potenzial nach oben haben, sind auch die Pflanzkartoffeln deutlich teurer geworden. So kosten sehr frühe Sorten im Großhandel ab Versandstation zwischen 45 und 50 Euro je Dezitonne und frühe Sorten zwischen 40 und 45 Euro. Damit werden je nach Sorte und Züchter zwischen 10 und 17 Euro je Dezitonne mehr verlangt als im Herbst 2005.

Die meisten Züchterhäusern gehen von einem um 20 bis 30 Prozent kleineren Pflanzgutaufkommen aus der Bruttoernte 2006 aus. Den bisher vorliegenden Laborergebnissen zufolge gibt es zwar bei einigen Sorten mitunter erhebliche Aberkennungen wegen des Befalls mit dem Y-Virus, insgesamt betrachtet wird die Aberkennungsrate aber normal eingeschätzt. Wie dies bei den später reifenden Sorten aussieht, ist ungewiss, in einigen Regionen werden allerdings etwas größere Verluste erwartet als sonst üblich.
2007 mehr Speisefrühkartoffeln aus dem Ausland?
Schon Mitte November war das Gros der frühen und sehr frühen Sorten ausdisponiert. Teilweise floss etwas mehr Ware in Länder rund ums Mittelmeer, woran sich Spekulationen über eine kräftige Ausdehnung bei Speisefrühkartoffeln anknüpfen.

Möglicherweise wird es diese aber nur punktuell geben. So haben Israel und Marokko angeblich mehr geordert. In Ägypten schöpft die Landwirtschaft aus einem umfangreicheren Nachbau der recht großen Pflanzgutbezüge 2005/06. In Südeuropa dürften die hohen Forderungen für Pflanzkartoffeln einige Erzeuger von der Ausdehnung des Areals abhalten.

In Italien und Spanien haben in den vergangenen Jahren eine Reihe von Landwirten den Kartoffelanbau aufgegeben und werden wohl kaum erneut einsteigen. Ein Teil der gesteigerten Exporte kam außerdem durch Lieferungen nach Osteuropa zustande.

In Deutschland wirkt sich die Situation auf dem Pflanzgutmarkt stark bremsend auf eine Anbausdehnung 2007 aus. Dazu trägt zunächst das geringere Gesamtangebot bei, das bei frühen Sorten von extrem hohen Kosten begleitet wird. Da die Züchterhäuser die Sortiermaße auf 55 mm nach oben gesetzt haben, wird die Pflanzgutmenge je Hektar noch über den sonst üblichen Bedarf hinausgehen. Bei sehr frühen Sorten kommen so Kosten je Hektar von 1.500 bis 1.800 Euro zusammen.

Nachbau kaum umfangreicher möglich
Der Wunsch vieler Landwirte, aufgrund der genannten Rahmenbedingungen eigenen Nachbau zu betreiben, dürfte groß sein. Aber auch hier gibt es deutliche Bremsen: Im Speisefrühkartoffelanbau ist es in vielen Gebieten üblich, ausschließlich zertifiziertes Pflanzgut einzusetzen. Dort, wo man nachbaut, wussten die Landwirte zum Zeitpunkt der Ernte noch nichts von den extrem hohen Preisen der Saison 2006/07 und haben deshalb auch nicht mehr Konsumware für den nächstjährigen Anbau zurückgehalten.

Viel schwerwiegender bei der Anbauplanung 2007 dürfte allerdings sein, dass Pflanzkartoffeln aufgrund der Hitze und Trockenheit eine genauso schlechte Kondition für die Langzeitlagerung aufweisen wie Konsumware. Ohne mechanische Kühlung vom ersten Tag nach der Ernte dürfte es vielfach überhaupt nicht möglich sein, die Kartoffeln bis ins nächste Frühjahr hinein zu halten. Dort, wo es gelingt, könnte dann aber die Triebkraft stark gelitten haben. Unter ungünstigen Bedingungen zur Pflanzzeit 2007 sind somit erhebliche Probleme zu erwarten.

Anbaualternativen
Auf den Kartoffelanbau 2007 wird bei den Landwirten aber nicht nur aus dem Blickwinkel der Pflanzgutversorgung geschaut. Besonders Erzeuger, die bisher umfangreich Stärke- oder Verarbeitungskartoffeln unter Vertrag angebaut haben, werden die Enttäuschungen in der laufenden Saison zum Anlass nehmen, auf lukrative Alternativen umzusteigen. So ist Getreide nicht nur viel problemloser im Anbau und in der Vermarktung, sondern dazu noch vergleichsweise teuer.

Biogasanlagen wollen mit Mais gefüttert werden und bieten langfristige Perspektiven, genauso wie die zunehmende Rapserzeugung für Biodiesel. Dem schwindenden Zuckerrübenanbau für die Zuckerproduktion steht der Rübenanbau für die Ethanol-Erzeugung gegenüber, die sich ab nächstes Jahr kräftiger zu entwickeln scheint. So werden wohl die Hersteller von Kartoffelprodukten ihre Vertragskonditionen stark überdenken müssen, um ihre bisherigen Lieferanten zu halten.

Quelle: ZMP Agrarmarkt 23.11.2006
© ZMP
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