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06.03.2013 | 14:40 | Aktueller Rat zum Pflanzenbau 

Hinweise zur Stickstoff- und Schwefeldüngung 2013

Dresden - Nach erheblichen Problemen im Vegetationsjahr 2012 durch Auswinterung nach starken Kahlfrösten, Trockenphasen, Hagel- und Mäuseschäden konnte in Sachsen unter guten Erntebedingungen noch eine durchschnittliche Ernte eingefahren werden.

Praxis-Tipp Düngung
(c) proplanta
Im Boden verblieb für die Folgefrüchte verfügbarer Stickstoff in einer durchschnittlichen Größenordnung, wobei regional und schlagspezifisch nach geringen Erträgen auch größere N-Überhänge zu verzeichnen waren.

Auf Basis der sehr guten Aussaatbedingungen im August, September und Oktober 2012 und der damit möglichen Aussaat zu optimalen Aussaatzeiten entwickelten sich durch günstige Wachstumsbedingungen im Herbst zumeist gleichmäßige bis üppige Bestände. Leicht überdurchschnittliche Temperaturen förderten die N-Mineralisierung und die N-Aufnahme des verfügbaren Bodenstickstoffs durch die Pflanzen.

Niederschlagsärmere Phasen im September und Oktober schränkten gebietsweise das Bodenwasserangebot zeitweise ein, ermöglichten aber auch die Ausbildung eines kräftigen Wurzelsystems. Regional waren differenzierte und uneinheitliche Bestände zu beobachten, was auf Trockenphasen, aber auch eine P-Unterversorgung oder Strukturschäden zurückgeführt werden kann.
 
Die Nmin-Werte zu Vegetationsende lagen in durchschnittlicher Höhe, wobei starke Unterschiede je nach Standort, Kulturart und organischer Düngung zu verzeichnen waren. Untersuchungsergebnisse belegten, dass eine Herbst-N-Düngung in Bezug auf den Nmin zu Vegetationsende und damit den verlagerungsgefährdeten Stickstoff kritisch zu betrachten ist.

Mit Ausnahme von Winterweizen-Spätsaaten gingen die Bestände meist gut entwickelt in den Winter. Die ersten Fröste traten sehr zeitig bereits Ende Oktober 2012 auf, so dass einige Zwischenfrüchte bereits zu diesem Termin abfroren (z. B. Buchweizen).
 
Nach insgesamt durchschnittlichen Herbst-Niederschlägen war der Witterungsverlauf von November 2012 bis Februar 2013 durch höhere Niederschläge gekennzeichnet. So lag der Wert in der Versuchsstation in Forchheim (Erzgebirge) von November 2012 bis Januar 2013 89 mm über dem langjährigen Mittelwert. In Zusammenhang mit milden Phasen und nur zeitweise flach gefrorenem Boden ist von einer starken Verlagerung von Nitratstickstoff und Schwefel aus dem durchwurzelbaren Horizont auszugehen. Dies betrifft insbesondere leichte und durchlässige Böden.
 
Auf Grund dessen ist aktuell mit sehr geringen Nmin- Gehalten in den Böden unter 30 kg N/ha in 0 - 60 cm und mit Smin-Werten ebenfalls unter 30 kg S/ha zu rechnen. Die Unterschiede zwischen Böden und Kulturarten dürften eher gering sein, wobei mit steigender Bodenqualität und auf bindigeren Böden etwas höhere Werte mit einer leicht erhöhten Schwankungsbreite zu erwarten sind. Unter Winterraps ist mit geringen Nmin-Werten zu rechnen, unter Winterweizen mit etwas höheren.

Nach Düngeverordnung ist vor der Aufbringung wesentlicher N-Mengen der im Boden verfügbare Stickstoff vom Betrieb auf jedem Schlag/Bewirtschaftungseinheit für den Zeitpunkt der Düngung, mindestens aber jährlich zu ermitteln (außer Dauergrünlandflächen). Dies kann durch Untersuchung repräsentativer Proben oder nach Empfehlung der zuständigen Stelle (bzw. einer von dieser empfohlenen Beratungseinrichtung) durch die Übernahme der Ergebnisse vergleichbarer Standorte oder durch fachspezifische Berechnungs-/Schätzverfahren erfolgen.

Auf Grund der starken Unterschiede in Abhängigkeit von Standort, Bewirtschaftung, Vorfrucht und organischer Düngung sind für die N-Düngebedarfsermittlung jedoch schlagspezifische Nmin-Untersuchungen unbedingt zu empfehlen. Dies bietet die beste Gewähr für die Anpassung der N-Düngung an die Schlagspezifika. Die Probenahme muss jedoch zeitnah zur Aufbringung der Düngemittel erfolgen. Bei längeren Zwischenräumen wird die N-Mineralisierung in diesem Zeitraum nicht erfasst, was zu überhöhten Düngungsempfehlungen führen kann.
 
Für die Bemessung der Andüngung sind neben den jeweiligen Nmin-Gehalten u.a. der Pflanzenzustand, die Bestandesentwicklung und die Ertragserwartung zu berücksichtigen. Auf Grund der Komplexität der Düngebedarfsermittlung ist die Verwendung des Programms BEFU dringend zu empfehlen. Dies bietet die Gewähr für eine exakte, auf der Grundlage einer Vielzahl von exakten Versuchsergebnissen beruhenden Düngungsempfehlung, die den jeweiligen Standortbedingungen gerecht wird.

Hierbei ist für Raps auch die Berücksichtigung der N-Aufnahme über die Erfassung der Biomassebildung im Herbst möglich. Auf Grund der beträchtlichen, teilweise mehr als 200 kg N/ha betragenden Stickstoffaufnahme von Raps bis zum Vegetationsende sollte diese dringend berücksichtigt werden, um eine zu hohe N-Gabe zu vermeiden. Die aktuelle BEFU-Programmversion kann unter www.landwirtschaft.sachsen.de/befu heruntergeladen werden.
 
Für die optimale Bemessung der Düngung ist die Einschätzung der Ertragserwartung von zentraler Bedeutung. Dies ist umso schwieriger, als die Erträge und damit auch die Nährstoffentzüge stark schwanken. Hier ist eine Orientierung an den Schlagbezogenen Erträgen der letzten Jahre zu empfehlen. Die Orientierung am Maximalertrag führt in problematischen Jahren mit geringeren Erträgen zu hohen Nährstoffüberschüssen, die die Einhaltung der Bilanzgrenze von max. 60 kg N/ha im dreijährigen Betriebsmittel gefährden und zu Umweltbeeinträchtigungen führen können.
 
Für die erste N-Gabe gilt der Vegetationsbeginn als optimaler Termin. Prinzipiell sollten schwache Bestände und Spätsaaten zuerst und ausreichend hoch mit Stickstoff versorgt werden. Dabei sollte insbesondere für zeitige Applikationstermine und auf leichten Böden der Einsatz von stabilisierten N-Düngern geprüft werden.

Auf Grund der in diesem Frühjahr sehr geringen Nmin-Werte können sich hohe Start-N-Gaben ergeben. Sehr hohe Gaben sollten dann geteilt werden.

Rapsbestände benötigen bei guter Entwicklung keine sehr zeitige N-Düngung. Auch bei der Höhe der Startgabe sollte trotz niedriger Nmin-Werte beachtet werden, dass der N-Versorgung in der Streckungsphase und damit der zweiten N-Gabe große Bedeutung zukommt. Mit einer eher verhaltenen Andüngung bleiben Möglichkeiten zur differenzierten Bestandesführung in der Streckungsphase erhalten.
 
Für die folgenden Stickstoffgaben ist die Bestandesentwicklung unbedingt zu berücksichtigen. Zum Wintergetreide können hier Nitrat-Schnelltest oder N-Tester eingesetzt werden. Insbesondere auf heterogenen Schlägen bringt die sensorgestützte Applikation zusätzliche Vorteile, die sich in effizienter Nährstoffverwertung, aber auch einheitlicher Qualität und Abreife niederschlagen können.
 
Der Schwefelbedarf gewinnt zunehmend an Bedeutung. Auf leichten und flachgründigen Böden ist auch auf Grund von Verlagerungsvorgängen im Winter zu Raps eine Schwefel-Düngung zu empfehlen. Zu Wintergetreide ist diese ebenfalls zu prüfen. Zur Bemessung des Düngebedarfs können hier Smin-Werte, aber auch der Schwefel-Schätzrahmen herangezogen werden.

Um eine hohe N-Effizienz zu gewährleisten und die angestrebten Erträge erreichen zu können, sind alle weiteren acker- und pflanzenbaulichen Faktoren zu optimieren. Zu einem kritischen Punkt hat sich dabei in Sachsen die P-Versorgung entwickelt. Zur Vermeidung von P-Mangel kann im Frühjahr die Ausbringung von NPK- oder NP-Dünger notwendig sein. Dies betrifft insbesondere Flächen mit P-Unterversorgung, P-bedürftige Kulturen wie Raps oder Kulturen mit begrenztem P-Aufnahmevermögen (Sommergerste, Mais in der Jugendphase).
 
Zu beachten ist, dass nach Düngeverordnung Düngemittel mit wesentlichem N- oder P-Gehalt nicht auf überschwemmte, wassergesättigte, gefrorene (durchgängig gefroren, im Tagesverlauf kein oberflächiges Auftauen) oder schneebedeckte (durchgängig > 5 cm) Böden aufgebracht werden dürfen. Desweiteren ist die Befahrbarkeit und damit die Vermeidung von Strukturschäden zu beachten. Derzeit sind die Böden meist wassergesättigt, so dass eine Düngung nach Düngeverordnung nicht möglich ist.

Quelle: Dr. Grunert / LfULG Dresden

Informationen zur Bodenfeuchte und anderen Wetterdaten finden Sie im Proplanta Agrarwetter
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