Starkregen, Sturm und Hagel im Juli - Landvolk Niedersachsen berichtet von teils enormen Schäden. (c) proplanta
Wie das Landvolk Niedersachsen am Donnerstag (27.7.) in Hannover mitteilte, unterbrachen zuletzt Starkregen, Sturm und Hagel die Erntearbeiten und verursachten regional enorme Schäden auf dem Acker. Davon betroffen seien beispielsweise die Weizen- und Rapsbestände. Trotz des Regens war es laut dem Vorsitzenden des Landvolk-Ausschusses Pflanze, Karl-Friedrich Meyer, als Folge der langen Dürre bis einschließlich Juni unter dem Strich aber nach wie vor zu trocken.
Südöstlich von Hannover seien am 22. und 23. Juli zwar mehr als insgesamt 100 l/m² Regen gefallen. Dagegen seien an der Nordsee aber teils weniger als 20 l/m² für den ganzen Monat verzeichnet worden. Derweil verzögerte das unbeständige Wetter auch im Rheinland die Ernte. Nach Angaben des Rheinischen Landwirtschafts-Verbandes (RLV) waren am Mittwoch (26.7.) in der Region zwischen Bonn und Kleve gut 60 % der Weizen- und rund 40 % der Rapsernte eingefahren.
Kein Brotweizen in Roten Gebieten
Beim Weizen zeichne sich ein eher durchschnittliches Ergebnis ab, berichtete der Rheinische Landwirtschaftsverband weiter. Die gemeldeten Erträge schwankten regional stark und reichten von rund 60 dt/ha in den Trockengebieten bis zu 110 dt/ha auf den Gunststandorten am Niederrhein und der Köln-Aachener Bucht. Auch die Qualitäten seien durchwachsen. In den Roten Gebieten, die große Teile des Rheinlandes umfassten, hätten die für die Brotweizenproduktion notwendigen Eiweißgehalte von mehr als 12 % teilweise nicht erreicht werden können. Der RLV kritisierte vor diesem Hintergrund die von der EU verordnete „starre“ Reduzierung der Stickstoffdüngung als „völlig überzogen“.
Horper: „Kein Anlass zur Freude“
Unterdessen rechnete der Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau, Michael Horper, im Verbandsgebiet für den Winterweizen mit leicht unterdurchschnittlichen Erträgen. Mehr als 70 dt Weizen pro Hektar würden voraussichtlich selten sein, wobei aber die Eiweißgehalte den Qualitätsnormen für Brotweizen entsprechen dürften. Spitzenqualitäten seien in der Regel jedoch nicht zu erwarten. „Auch die Rapsernte gibt keinen Anlass zur Freude. Die Erträge werden 2023 sehr unterschiedlich sein und sich zwischen 20 dt/ha und 40 dt/ha bewegen“, prognostizierte Horper am Donnerstag (27.7.) in Koblenz. Der spürbare Ertragsrückgang sei auf die Witterungsschwankungen und fehlende Pflanzenschutzmittel zurückzuführen.
Grünlandschnitt fehlt
Indes sei die Situation in der Viehhaltung problematisch, stellte Horper fest. Den Betrieben fehlten häufig der zweite und dritte Grünlandschnitt und somit mehr als 40 % des Jahresertrags. Derweil habe der Mais zwar unter der Trockenheit gelitten, könne aber mit dem aktuellen Regen noch Vegetationsrückstände kompensieren. Eine weitere längere Trockenheitsphase wäre allerdings fatal, so der BWV-Präsident. Derweil berichtete das Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsministerium, dass sich die Futtersituation im Vergleich zu Mitte Juni wegen des Regens in den vergangenen vier Wochen deutlich verbessert habe.
Die Pflanzenbestände seien nun landesweit vorerst mit Wasser versorgt. Allerdings gebe es durchaus einige tierhaltende Landwirtschaftsbetriebe, die auf Zusatzfutter angewiesen sein dürften. Unterdessen habe eine Nachfrage des Bundes bei der EU-Kommission ergeben, dass die Futtergewinnung von Bracheflächen ab dem 1. August nicht richtlinienkonform sei.