Sie bilden für Menschen und Tiere gefährliche Gifte (sogenannte Mykotoxine), die die Qualität unserer Lebens- und Futtermittel beeinträchtigen. Auf der 56. Deutschen Pflanzenschutztagung nimmt das Thema „Fusarien“ mit mehr als 40 Vorträgen und Postern daher einen hohen Stellenwert ein.
Besonders zu erwähnen sind die Arbeiten von Dr. Marco Beyer von der Christian-Albrechts-Universität (CAU) in Kiel. Er wurde während der Tagung mit dem Julius Kühn Preis für erfolgreiche Nachwuchswissenschaftler geehrt. Der Leiter des Instituts für Phytopathologie der CAU und Mitveranstalter der Tagung, Prof. Dr. Joseph-Alexander Verreet, zum Ziel der mehrjährigen, fachübergreifend durchgeführten Untersuchungen: „Es galt herauszufinden, an welcher Stelle der Produktionskette am effektivsten angesetzt werden kann, um den Giftgehalt beim Weizen zu minimieren.“ Dazu haben die Wissenschaftler nicht nur die Prozessschritte von der Aussaat bis zur Ernte analysiert, sondern auch anschließend beleuchtet, wie sich die Verfahren zur Lebensmittelaufbereitung auf den Gehalt an Pilzgiften auswirken.
Es konnte klar belegt werden, dass der Landwirt die wirksamsten und nachhaltigsten Eingriffsmöglichkeiten hat, um die unerwünschten Pilzgifte im Weizen bereits bei der Produktion zu vermeiden. Er trägt derzeit die Hauptverantwortung dafür, dem Markt sichere und qualitativ hochwertige Lebensmittel zur Verfügung zu stellen.
Im Einzelnen wurden die Vorfrucht, die Art der
Bodenbearbeitung, die
Weizensorte und die Fungizidanwendungen als wichtigste Einflussfaktoren gesehen, die beim Anbau von Weizen die Bildung von Pilzgiften beeinflussen. Gemessen wurde das häufig vorkommende Leittoxin Deoxynivalenol (kurz: DON). Bei einer sachgerechten Anwendung von Pflanzenschutzmitteln aus der Wirkstoffgruppe der Triazolfungizide konnte der DON-Gehalt im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle um ca. 50 % gesenkt werden. Schlecht wirkt sich aus, wenn Mais als Vorfrucht auf dem Feld angebaut wird. Wenig anfällige Sorten senken den DON-Gehalt um 70 - 80 %. Damit ist zurzeit der Anbau wenig anfälliger
Weizensorten die wirksamste Strategie des Landwirtes, um den DON-Gehalt im Weizen zu senken.
Die Pflanzenschützer zeigten in einem Verbundprojekt mit den Lebensmitteltechnikern der CAU (Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Karin Schwarz), dass viele gängige Verfahren bei der Lebensmittelaufbereitung von Weizen den Gehalt des „Leittoxins“ DON ebenfalls verringern. Dazu gehört z. B. das Backen oder Fermentieren oder das Waschen und Einweichen von Weizenkörnern in Wasser oder Milch. So nahm der DON-Gehalt beim Backen von Brötchen bei Temperaturen zwischen 220 und 250 Grad Celsius linear ab.
DON ist bedingt wasserlöslich, was beim Einweichen von Körnern eine Rolle spielt. Dieser Effekt wird durch Kochen beschleunigt und intensiviert. Gibt man Natriumcarbonat (z.B. Natron) zum Kochwasser, kann der Gehalt an dem giften DON auf unter 10% gesenkt werden. Das DON-Molekül wird durch den hohen pH-Wert instabil. Allerdings kann heute noch nicht sicher gesagt werden, ob alle Abbauprodukte der Gifte identifiziert wurden. Zudem bleibt die Unsicherheit, dass maskierte Gifte bei Standardanalysen mitunter nicht entdeckt werden.
Grundsätzlich war die Mykotoxinbelastung im Weizen in den letzten Jahren witterungsbedingt als gering einzustufen. Dennoch gilt es für die Zukunft praktikable Instrumentarien zu entwickeln, um erhöhten Belastungen in befallsfördernden Jahren entgegenwirken zu können.
Der Preisträger, Dr. Beyer, denkt in die Zukunft: „Wenn wir verstehen, wie die Pilze den schädlichen Auswirkungen ihrer eigenen Gifte entgehen, können wir mit denselben Mechanismen möglicherweise auch andere Lebewesen vor Pilzgiften schützen.“ (
JKI)