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05.06.2022 | 11:11 | Ernteprognose 2022 

Weizen- und Maisernte der Ukraine etwas höher geschätzt

Kiew - Nach dem Ukrainische AgriBusiness Club (UCAB) hat jetzt auch der Ukrainische Getreideverband (UGA) eine erste Prognose zur diesjährigen Getreide- und Ölsaatenernte in dem kriegsgeschüttelten Land abgegeben.

Ernteprognose Ukraine
Ukrainischer Getreideverband rechnet mit einem Aufkommen von 66,5 Millionen Tonnen Getreide und Ölsaaten. (c) proplanta
Mit 66,5 Mio. t bestätigte der UGA praktisch die Vorhersage des UCAB. Dieser hatte das Aufkommen in der vorletzten Woche auf 66,0 Mio. t und damit um rund 40 % niedriger als das Ergebnis von 2021 veranschlagt. Im Einzelnen zeigte sich der Getreideverband jetzt bei Weizen und Mais optimistischer als der Partnerverband, allerdings bei den Ölsaaten deutlich pessimistischer.

Nach Einschätzung des UGA könnte die Weizenernte 2022 bei 19,2 Mio. t liegen. Das wäre zwar immer noch ein drastischer Einbruch im Vergleich zu den 32,2 Mio. t des Vorjahres, aber immerhin 1,2 Mio. t mehr als UCAB in der Vorwoche erwartet hatte. Auch die Maisernte wird mit 26,1 Mio. t höher geschätzt, und zwar um rund 500.000 t.

Damit würde das Aufkommen gleichwohl um annähernd 40 % hinter der Vorjahresmenge bleiben. Deutlich reservierter als UCAB bleibt der Getreideverband hinsichtlich der Ernteaussichten bei Sonnenblumen. Er rechnet hier lediglich mit 9,0 Mio. t, statt der vergangene Woche vom UCAB in Aussicht gestellten 10,6 Mio. t.

Das Aufkommen von 2021 mit damals mehr als 16,0 Mio. t dürfte aber in jedem Fall weit verfehlt werden. Die ukrainische Rapsernte soll nach der jüngsten Prognose 1,5 Mio. t erreichen. Das wäre erheblich weniger als im Vorjahr mit 2,9 Mio. t und weicht auch deutlich von den von UCAB geschätzten 2,7 Mio. t ab.

Hohe Übergangsbestände

Auf Basis eigener Erhebungen geht der Getreideverband davon aus, dass die Ukraine mit Übergangsbeständen von rund 25 Mio. t Getreide und Ölsaaten in das neue Wirtschaftsjahr 2022/23 gehen wird. Die Exportmöglichkeiten sieht er im optimistischsten Szenario im kommenden Vermarktungsjahr bei 30 Mio. t. Dies würde allerdings eine Verdopplung der derzeitigen Transportkapazitäten jenseits der von Russland blockierten Seehäfen bedingen.

Sollte dies nicht gelingen und auch keine Freigabe der ukrainischen Schwarzmeerhäfen erfolgen, dürften die Ausfuhren laut UGA 18,0 Mio. t kaum überschreiten. Damit dürfte der Mangel an Lagerraum in den kommenden Monaten ein drängendes Problem für die ukrainischen Landwirte werden. Nach Angaben des Nachrichtensenders „CNN“ ist sich die US-Regierung dessen bewusst und arbeitet bereits mit weiteren Staaten an der Beschaffung von Containern und anderen Hilfsmitteln zur provisorischen Lagerung des Getreides und der Ölsaaten aus der neuen Ernte. So sollen absehbare Nachernteverluste möglichst minimiert werden.

Rege Exporte vor dem Angriff

Trotz des russischen Angriffs und der Blockade der Schwarzmeerhäfen hat die Ukraine im laufenden Vermarktungsjahr 2021/22 nach derzeitigem Stand deutlich mehr Getreide exportiert als im Vorjahr. Nach Angaben der staatlichen Zollbehörde wurden von Juli 2021 bis Ende Mai 2022 insgesamt 46,9 Mio. t Getreide und Hülsenfrüchte ins Ausland verkauft; das waren 5,0 Mio. t mehr als im Vorjahreszeitraum.

Die Weizenexporte beliefen sich in diesen elf Monaten auf 18,6 Mio. t, nach 15,9 Mio. t ein Jahr zuvor. An Mais wurden 22,2 Mio. t ins Ausland geliefert, was einem Plus von 1,1 Mio t entsprach. Die Ausfuhrmenge von Gerste wird mit 5,7 Mio. t angegeben, womit die vergleichbare Vorjahresmenge um 1,5 Mio. t übertroffen wurde.

Starker Einbruch

Der deutliche Anstieg resultiert aus der Rekordernte 2021 und den sehr lebhaften Ausfuhren bis Anfang 2022. Diese sind mit Beginn der Kriegshandlungen und der Abschottung der ukrainischen Seehäfen, über die mehr als 90 % der Exporte liefen, allerdings stark eingebrochen. Zwischenzeitlich wurde ein Teil der Exporte auf die Schiene und Straße verlagert.

Wegen der begrenzten Kapazitäten der alternativen Transportmittel konnten laut ukrainischer Zollbehörde im Mai mit 1,06 Mio. t aber gerade einmal ein Sechstel der sonst üblichen Monatsausfuhren erreicht werden. Damit dürfte der Vorsprung bei den diesjährigen Ausfuhren bis Ende des Wirtschaftsjahres weitgehend wegschmelzen.
AgE
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