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18.10.2022 | 17:43 | Aktueller Rat Pflanzenbau 

Winterraps: Einzelne Bestände ganz verzettelt

Karlsruhe - Die versierte Backnanger Pflanzenschutz- und Anbauberaterin A. Bäuerle vom Landwirtschaftsamt Backnang berichtet heute, dass der regionale Winterraps je nach Lage der Fläche, Vorfrucht, Saatzeitpunkt, Nähe zu alten Rapsflächen, … ein unterschiedliches Bild zeigt.

Winterraps
(c) proplanta
Einzelne Bestände sind etwas verzettelt in ihrer Entwicklung, andere sehr gut entwickelt. Deshalb der Tipp der Expertin aus dem Rems-Murr-Kreis: „Raps muss stark schlagbezogen im Blick behalten werden“.

Ackerschnecken sind zum Teil ein Problem. Hier ggf. nochmals mit Randbehandlungen arbeiten. Bei den Erdflöhen war - von Einzelfällen abgesehen - der Druck in den amtlichen Gelbschalen eher gering. Das 3-Blatt-Stadium ist in aller Regel überschritten, so dass jetzt die Schadensschwelle bis zum 6-Blatt-Stadium über die Gelbschale (50-75 Käfer in 3 Wochen) kontrolliert werden kann. Der Hauptschaden entsteht durch den Minierfraß der Larven.

Neben den bekannten Präparaten hat das BVL zwei Notfallzulassungen für die einmalige Anwendung im Kalenderjahr den Insektiziden Exirel und Minecto Gold mit dem Wirkstoff Cyantraniliprole erteilt. Dieser Wirkstoff hat einen anderen Wirkmechanismus als die Pyrethroide. Es werden sowohl die Käfer als auch ihre Larven in der Pflanze erfasst. Deshalb ist der Einsatz ab Oktober nach Schlupf der Larven zu bevorzugen.

Die Saat von mit Lumiposa gebeiztem Saatgut gilt nicht als Anwendung. Die Anwendungsbestimmungen und Auflagen der Notfallzulassungen (Bienengefährdung, Anwen-dungshäufigkeit, Zeitpunkt der Anwendung, …) sind unbedingt zu beachten. Weitere Ausführungen zur den beiden Notfallzulassungen können direkt beim BVL abgerufen werden.

Praxistipps: Erste Schwarze Kohltriebrüssler wurden in den Gelbschalen gesichtet. Wie bei den Erdflöhen handelt es sich um Kühlbrüter. Der Käfer fliegt nach einer Sommerruhe, die er im Bodenstreu von Waldrandpartien verbringt, ab Mitte/Ende September in die Bestände ein. Er ist schwarz mit rötlichen Borstenbüscheln auf dem Halsschild, ca. 2,5-3,5 mm groß und hat „rote Schuhe“.

Bislang wurden nur wenige Exemplare gefangen, so dass keine Gefahr im Verzug ist. Ein Blick in die eigenen Gelbschalen ist aber angeraten. Die Schadensschwelle liegt bei 10 Käfern in 3 Tagen. Denken Sie an die Überwachung und Dokumentation im Rahmen von IPSplus in den entsprechenden Schutzgebieten!

In weiter entwickelten Beständen spätestens ab dem 5-6-Blattstadium über eine Wachstumsreglereinsatz nachdenken. Im Mittelpunkt der Überlegungen steht dabei vor allem die Erhöhung der Winterfestigkeit und die Verhinderung der Sprossachsenstreckung. Der Wirkstoff Mepiquat - z.B. in Carax - hat die stärkste einkürzende Wirkung (nicht wenn Belkar eingesetzt wurde, verträgt sich nicht mit Metconazol-haltigen Präparaten), passt aber nicht zu uneinheitlichen Beständen. Tebuconazolhaltige Produkte wie Orius oder Folicur sind schonender zu kleinen Rapspflanzen und eignen sich deshalb besser für ungleiche Bestände und einem früheren Stadium. 150-200 g/ha Bor als Blattdünger ergänzen.

Hinweis: Weitere Informationen zu Schneckenkorn, Insektizide und Wachstumsregler im Winterraps können dem Merkblatt „Integrierter Pflanzenschutz 2022 – Ackerbau und Grünland“ auf den Seiten 20, 88-91 entnommen werden.

(Informationen des Rems-Murr-Kreis vom 17.10.2022)
LTZ Augustenberg
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