Nach Meinung südafrikanischer Experten haben die Raubkatzen eine natürliche Resistenz gegen den gefürchteten Löwen-Lentivirus (LLV) - eine Art Katzen-Aids - entwickelt. Die Anzahl der Löwen nehme zwar ab, aber es gebe keine Befürchtungen, dass die Tiere in den kommenden Jahren aussterben, meint Professor Mauritz van Vuuren von der Universität Pretoria.
«Das immunschwächende Virus existiert schon lange bei den Katzen, vermutlich schon seit 1.000 Jahren», meint der Akademiker, der sich auf das Thema spezialisiert hat. Das Virus habe sich in Afrika überwiegend unter Löwen ausgebreitet, so dass die existierenden Populationen resistent geworden sind und sich der Virus-Evolution angepasst haben. Der Bestand auf dem gesamten Kontinent war nach einer 2006 in Johannesburg vorgestellten Studie von 200.000 Tieren Mitte der 1980er Jahre auf heute 30.000 geschrumpft.
Tierschützer sorgen sich jedoch, weil sich Tuberkulose-Bakterien unter den Löwen verbreiten. Wenn die Raubkatzen an TB erkrankte Büffel oder andere Paarhufer fressen, stecken sie sich mit den Bakterien an. 1992 waren bereits im Krüger-Nationalpark 500 Büffel zu Forschungszwecken getötet worden. Die Experten wollten damit hoch rechnen, wie viele der 1.500 bis 2.000 Löwen im Park sich beim Fressen der kranken Büffel anstecken.
Van Vuuren: «Obwohl Tuberkulose ernsthafte gesundheitliche Probleme bei Löwen hervorrufen kann, ist es unwahrscheinlich, dass eine Kombination mit LLV eine noch schlimmere Gefahr darstellt - es ist aber sicher, dass Tuberkulose allein die Überlebenschancen der Tiere minimiert.» In Kombination mit anderen Krankheiten sei Tuberkulose sicher gefährlicher für die Raubkatzen.
Markus Hofmeyer, leitender Tierarzt in den südafrikanischen Nationalparks (SANPark), teilt diese Ansicht. «Anders als die Büffel entwickeln die Großkatzen stärkere Symptome in einer viel kürzeren Zeit», erklärt er. Bei Löwen breche die Krankheit innerhalb weniger Monate aus. Zudem seien Löwenmännchen häufiger betroffen, was für die Fortpflanzung zum Problem werden könnte. Hofmeyer: «Um die Auswirkungen der Löwen-Tuberkulose langfristig und gründlich erforschen zu können, müssen Gewebeproben entnommen werden», erklärt der Tierarzt. Es gebe noch keine Lösung, die Löwen optimal zu behandeln, die Arbeit an möglichen Impfstoffen gehe aber weiter. «Wir können ihnen schließlich nicht täglich Tabletten verabreichen».
Vor allem in Angola, Botswana, Sambia und Simbabwe sei die Zahl der Löwen dramatisch gesunken, hatte Kate Nicholls von der Organisation Lion Aid 2006 auf einer Konferenz in Johannesburg erklärt. Dr. Rob Little von der Umweltorganisation World Wide Funds for Nature (
WWF) in Südafrika dagegen gibt zu bedenken: «In diesen Ländern schwankt die Löwenpopulation je nach Beutevorkommen häufig». Der natürliche Lebensraum der Löwen sei zudem vor allem wegen der Menschen bedroht, die ihren Lebensraum erweiterten. (dpa)