(c) proplanta Wie das staatliche Veterinäramt (SVA) am vergangenen Mittwoch (6.9.) mitteilte, wurde das Virus in einem toten Wildschwein bei Fagersta in der Grafschaft Västmanland, rund 150 km nordwestlich von Stockholm, nachgewiesen. In dem Gebiet wurden seit dem 25. August bisher sieben verendete Wildschweine tot aufgefunden.
Die erste Probe wurde positiv auf den Erreger getestet; andere Untersuchung stehen beim SVA noch an. Die zuständigen Behörden arbeiten nun intensiv an der Lokalisierung, Eindämmung und Kontrolle der Infektion. Eine der ersten Maßnahmen besteht dem Veterinäramt zufolge darin, in Zusammenarbeit mit den Jägerverbänden herauszufinden, wie groß das tatsächlich betroffene Gebiet ist. Dies geschieht durch die Suche nach verendeten Wildschweinen.
Innerhalb eines eingerichteten Sperrgebiets von fast 1.000 km2 gilt ab sofort ein Betretungsverbot. Aktivitäten wie Pilze oder Beeren sammeln, die Jagd oder forstwirtschaftliche Arbeiten sind untersagt. Schwedens Landwirtschaftsminister Peter Kullgren betonte, dass die strengen Maßnahmen eingehalten werden müssten.
„Es handelt sich um eine sehr ernste Situation, die unsere Lebensmittelversorgung ernsthaft beeinträchtigen könnte", so der Minister gegenüber der Presse. Die Expertin von der schwedischen Landwirtschaftsbehörde, Lena Hellqvist Björnerot, erklärte, dass „der Notfallplan, den wir seit langem haben, jetzt umgesetzt wird“. Dabei würden auch die Erfahrungen anderer Länder berücksichtigt, die sich bereits in einer ähnlichen Situation befunden hätten.
Virus macht einen Weitsprung
Derzeit ist unklar, wie die Infektion nach Schweden gelangt ist. Laut SVA handelt es sich um einen „Weitsprung“ der Tierseuche, da infizierte Gebiete in der Europäischen Union weit entfernt liegen. Es werde deshalb davon ausgegangen, dass menschliche Aktivitäten für die Einschleppung verantwortlich seien. Die Öffentlichkeit und Jäger in ganz Schweden - vor allem in dem betroffenen Gebiet - wurden gebeten, Funde von toten Wildschweinen der SVA zu melden.
Die Schweinehalter wurden aufgefordert, ihre Biosicherheitsmaßnahmen zu überprüfen und bei Anzeichen von Krankheiten oder erhöhter Sterblichkeit einen Tierarzt zu informieren. Schweden ist das 14. EU-Land, in dem in diesem Jahr die ASP bei Haus- oder Wildschweinen festgestellt wurde. In dem skandinavischen Land werden rund 1,4 Millionen Nutzschweine gehalten.
Abschuss italienischer Wildschweine
In Italien kam es Mitte August zu einem ersten Ausbruch der ASP in einer Nutzschweinehaltung in der Lombardei, dem Hauptproduktionsgebiet des Landes. Bis vergangenen Freitag (8.2.) erhöhte sich die Zahl der infizierten Betriebe auf acht, die bislang aber auf die Provinz Pavia beschränkt blieben. Nach Behördenangaben wurden bereits 11.500 Schweine gekeult, und täglich sollen 200 Haltungen kontrolliert werden.
Es sei wichtig, alles zu unternehmen, damit sich die Tierseuche nicht auf die ganze Po-Ebene ausbreite, betonte der Veterinärchef der Lombardei, Marco Farioli. Laut einem kürzlich vorgestellten Plan des italienischen Sonderbeauftragten für die ASP-Bekämpfung, Vincenzo Caputo, soll der Wildschweinebestand nun landesweit innerhalb von fünf Jahren drastisch verringert werden.
Für das erste Jahr liegt die Zielmarke bei 612.000 entnommenen Schwarzkitteln. Laut einer Risikoeinstufung anhand verschiedener Parameter sind die Lombardei, Kampanien, Piemont sowie Kalabrien als von der ASP am meisten gefährdete Regionen eingestuft worden.
Gut 2.400 infizierte Schweineherden in Europa
Laut den Daten des europäischen Tierseuchenmeldesystems (ADIS) hat es 2023 bis Anfang September in Europa bereits mehr als 2.400 ASP-Ausbrüche in Nutzschweinehaltungen gegeben. Im gesamten Vorjahr waren es nur 537 gewesen. Besonders intensiv ist das Seuchengeschehen derzeit in Kroatien, wo es vom 1. bis zum 8. September 79 neue Fälle in Schweinehaltungen gab. Mit bisher 669 Nachweisen in diesem Jahr ist das Land trauriger Spitzenreiter in Europa.
In Rumänien wurde das Virus in den ersten Septembertagen in 34 Haltungen neu nachgewiesen; die Gesamtzahl für 2023 stieg damit dort auf 586. Dicht dahinter folgt Bosnien-Herzegowina mit 570 ASP-Ausbrüchen, doch kamen zuletzt keine neuen hinzu. Gleiches galt für Serbien mit unverändert 508 Viruseinschleppungen.
Möglicherweise sind jedoch aus diesen Ländern in der ersten Septemberwoche auch keine Meldungen an ADIS gemacht worden. Bei den entdeckten ASP-Infektionen von Wildschweinen in diesem Jahr führt Polen die Liste mit 2 116 Fällen an, gefolgt von Deutschland mit 820 erkrankten Tieren.
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