Am Freitag beginnt Brandenburg mit dem Bau von Wildschutzzäunen, wie das Verbraucherschutzministerium am Donnerstag mitteilte. Das Risiko der Einschleppung durch infizierte
Wildschweine aus Westpolen nach Deutschland werde größer, hieß es.
Die ersten Zäune sollen bei Guben im Landkreis Spree-Neiße errichtet werden. Schwerpunkte der vorbeugenden Maßnahmen sind zudem der Landkreis Oder-Spree sowie die Stadt Frankfurt (Oder). Verbraucherschutzministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) und Landrat Harald Altekrüger (
CDU) werden sich vor Ort ein Bild von der Lage machen.
In Deutschland ist bisher kein Fall der ASP bei einem Wild- oder Hausschwein bekannt, in Westpolen wurden hingegen bereits mehr als 50 Fälle von ASP bei toten Wildschweinen registriert. Anfang Dezember wurde das Virus bei einem verendeten Wildschwein rund 40 Kilometer von der Grenze zu Deutschland entfernt gefunden. Brandenburg und Polen haben einen gemeinsamen Grenzverlauf von etwa 280 Kilometern.
Aufgestellt werden entlang von Neiße und Oder mobile Elektro- und Duftzäune. Dazu kommen Abwehrnetze, auf deren Pflöcken «Duftschalen» mit einem bestimmten Geruch installiert sind. Sie sollen die Tiere abhalten.
Die Wildschutzzäune sollen auf einer Länge von 120 Kilometern lokal und zeitlich begrenzt zum Einsatz kommen. Das bedeutet, dass sie nicht durchgängig sondern nach Gefahrenlage aufgestellt werden, wie der stellvertretende Ministeriumssprecher Gabriel Hesse erklärte. «Wir wollen den Zaun wieder abbauen, wenn die Gefahr gebannt ist.» Deshalb könnten auch keine Vergleiche mit den Maßnahmen Dänemarks an der Grenze zu Schleswig Holstein gezogen werden.
Dänemark hat auf einer Länge von 70 Kilometern von der Ost- bis zur Nordsee einen Wildschweinzaun fertiggestellt - allerdings einen stationären. Er ist einen halben Meter tief im Boden verankert und 1,50 Meter hoch.
Die Kosten für den Aufbau der Wildschutzzäune in Höhe von insgesamt etwa 160.000 Euro übernimmt das Land Brandenburg; den Aufbau und die Entscheidung über den genauen Verlauf der Zäune treffen die Landkreise. Sie müssten in Kooperation mit den Landesforst - und Wasserbetrieben auch regelmäßig kontrollieren, ob die Zäune noch intakt sind, erläuterte Hesse.
Allein in Frankfurt (Oder) soll der Zaun nach Angaben der Stadt auf eine Länge von 16 Kilomtern gebaut werden. Einen genauen Termin für die Errichtung gibt es nach Aussage von Stadtsprecher Udo Meier noch nicht - dies liege in der Hand des Landesforstbetriebs. Das Technische Hilfswerk werde beim Zaunbau helfen, wenn zusätzliche Arbeitskräfte gebraucht würden.
Schon ein Wurstbrot oder kontaminierte Produkte könnten «definitiv» ausreichen um die
Seuche einzuschleppen, sagte die Leiterin des Referenzlabors für Afrikanische
Schweinepest am Friedrich Löffler Institut, Sandra Blome, der Deutschen Presse-Agentur.
Zäune seien ein «wichtiges Werkzeug» zur Bekämpfung der ASP. Ein absolut dichter Zaun gegen Wildschweine sei aber kaum möglich. «Es geht um eine Barriere, die mit anderen Maßnahmen zusammen eine Eindämmung bewirken kann.»
Der
Landesbauernverband (
LBV) begrüßte die Maßnahmen der Landesregierung. Die Einschleppung der ASP nach Deutschland hätte schwerwiegende wirtschaftliche Folgen für die Schweinehalter. Der derzeit gute
Schweinepreis würde sofort unter Druck geraten, außerdem gelten dann Handelsbeschränkungen bis hin zu Einfuhrverboten.