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28.08.2016 | 07:32 | Bienenhaltung 

Bienen sind drittwichtigstes Nutztier

Oppenau - Es summt. Aus fünf Holzkästen in einem Garten im badischen Oppenau fliegen unzählige Bienen heraus, schwirren umher - in einem der Bäume, einem sogenannten Bienenbaum mit schier magischer Anziehungskraft auf die Insekten, ist das Summen besonders laut.

Imkerei
Nach Rind und Schwein gilt die Biene als das drittwichtigste Nutztier der Menschen, auch Obstbauern sind angewiesen auf das kleine Insekt. Wie laufen denn die Geschäfte deutscher Profi-Imker? Ein Ortsbesuch. (c) proplanta
Inmitten dieses Spätsommer-Idylls bei strahlend blauem Himmel steht Imkermeister Christoph Koch. «Meine Bienen», sagt der 58-Jährige mit zärtlichem Blick auf die Kästen. Dann verhärtet sich seine Miene. Es laufe nicht gut. «Dieses Jahr war deutlich schlechter als 2015.» Die Perspektiven seien düster, die Probleme gravierend.

Koch zählt laut Bundesverband der Erwerbsimker zu 2.400 Menschen, die nach EU-Definition Vollzeit-Imker sind in Deutschland. Nimmt man Freizeit-Bienenfreunde und Nebenerwerbler hinzu, sind es gut 100.000 Imker hierzulande. Die Profis sind also deutlich in der Unterzahl.

Kochs Betrieb liegt in der Ortenau, einer für Bienen besonders günstigen Region in Deutschland: Es ist relativ warm, die Pflanzenvielfalt ist groß. In der zweiten Jahreshälfte bringen viele Imker ihre Bienen in die Ortenau, damit ihre von 50.000 auf 10.000 Insekten geschrumpften Völker gut durch den Winter kommen. «Die Toskana Deutschlands», sagt Lokalpatriot Koch sichtlich stolz.

Doch so schön und bienenfreundlich die Gegend im Schwarzwald auch sein mag, für Imker ist die Ortenau alles andere als ein Paradies. «Es wird immer schwieriger», sagt Koch. «Früher habe ich neben Honig auch Bienen verkauft, heute hingegen bin ich froh, wenn ich den Bestand erhalten kann.» Nach seiner Darstellung liegt das besonders an Pflanzenschutzmitteln, welche den Orientierungssinn der Bienen störten und die Populationen dadurch schädigten.

Das Wetter hat ihm in diesem Jahr übel mitgespielt. Es sei mitunter so feucht gewesen, dass der Honig nicht habe reifen wollen. «So schlimm war es noch nie», sagt Koch. Bei dem Dauerregen vergangener Monate seien die Zufahrtswege zu den Standorten so schlammig gewesen, dass er bisweilen nicht zu den Bienen durchkam. «Ich konnte den Honig nicht holen - die Bienen haben den Honig dann selbst aufgegessen», sagt der Imkermeister kopfschüttelnd. Verglichen mit 2015 habe er Honigeinbußen von etwa der Hälfte gehabt.

Mit seiner schlechten Laune wegen der miesen Ernte ist Koch nicht alleine - der Honigertrag sank in Deutschland verglichen mit 2015 laut Bienen-Fachzentrum Mayen um ein Sechstel auf 31,1 Kilo pro Bienenvolk. Allerdings war 2015 ein gutes Jahr, die Lager der Imker sind daher häufig noch gefüllt. Insgesamt gehe es der Branche nicht schlecht, meinen Experten - wobei die Situation regional sehr unterschiedlich sei.

Koch fährt bis zu 100 Kilometer weit, um an die Standorte für seine 200 Bienenvölker zu kommen. Vor einigen Jahren hatte er noch 450 Völker, damals mit zwei Mitarbeitern. Jetzt ist er allein im Betrieb, nur seine Frau hilft noch etwas aus. «Ich habe das alles etwas zurückgefahren», meint Koch.

700 Kilometer entfernt hat ein anderer Bienenfreund weniger Sorgenfalten. «Es läuft gut», sagt der Berliner Imkermeister Christoph Maaßen. «Wir wachsen stetig und vergrößern den Betrieb.» Die guten Geschäfte lägen auch daran, dass der Honigpreis gestiegen sei. «Früher hat billiger Honig aus Asien den Markt überschwemmt, inzwischen hat selbst China Importbedarf an Qualitätshonig.»

Es gebe zwar Widrigkeiten wie höhere Pestizide in der Landwirtschaft und Befall durch Schädlinge wie die Varroamilben, aber im Großen und Ganzen laufe es gut, sagt Maaßen. Der 27-Jährige gründete vor fünf Jahren in Berlin einen Imkerbetrieb, zunächst mit 100 Völkern, inzwischen sind es 300. In diesem Jahr habe er eine gute Ernte eingefahren. «Das relativ trockene Klima in Ostdeutschland kommt uns zugute - bei uns war es in den vergangenen Jahren im Sommer beständiger als in Süddeutschland.»

Die Nachfrage nach regionalem deutschen Honig steige. Und die Billigimporte aus Brasilien oder Mexiko? Kein Problem, sagt Maaßen. «Das ist wie beim Wein: Ob Tetrapack oder 30-Euro-Flasche, beide Produkte finden ihre Käufer, ohne sich Konkurrenz zu machen.»

Auch der badische Imker Koch bestätigt, dass die Nachfrage nach regionalem Honig hoch sei. Deutschland zählt zu den Staaten mit dem höchsten Pro-Kopf-Verbrauch des süßen Saftes, nur etwa ein Fünftel des Bedarfs an Honig kann durch deutsche Imker gedeckt werden. Würde mehr produziert werden, so könnte wohl mehr abgesetzt werden, meint Koch. «Aber: Wir können nun mal nicht mehr produzieren.»

Seit fast einem halben Jahrhundert hat er Bienenvölker, mit 12 habe er die ersten zwei von seinem Vater geschenkt bekommen. «Mit 17 hatte ich daraus 70 gemacht», berichtet Koch. Wie lange geht es noch weiter für ihn? Allzu positiv blickt er nicht in die Zukunft, der Jahresumsatz seines Betriebs sank in den vergangenen Jahren nach eigenen Angaben von 200.000 Euro auf 100.000 Euro. Denkt er an Aufgabe? Unsinn, sagt er. «Was würde denn dann aus meinen Bienen?»
dpa
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