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11.01.2011 | 08:20 | Dioxin-Skandal 

Bio-Eier ausverkauft

Kassel - Die Verbraucher haben nach dem Dioxin-Skandal die Regale mit Bio-Eiern leer gekauft.

Bio-Eier

«Bio-Eier sind ausverkauft», sagte Prof. Ulrich Hamm, Experte für Lebensmittelmarketing im Fachbereich Ökologische Agrarwissenschaften der Uni Kassel, in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Dies hätten zahlreiche Händler und große Erzeuger berichtet. Hamm forscht seit 30 Jahren über den Absatz von Bioprodukten.

«Es gibt keine amtliche Statistik, aber die Nachfrage ist stark gestiegen», sagte der Vorstandsvorsitzende Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft Felix Prinz zu Löwenstein der dpa. Mancherorts gebe es Engpässe. «Wir sprechen von einem kleinen, schon bisher ziemlich unterversorgten Markt», betonte Löwenstein, der auch Ökobauer ist.

Die Bio-Supermarktkette Alnatura beispielsweise verzeichnete einen Zuwachs beim Verkauf von Bio-Eiern um 30 Prozent in der vergangenen Woche, wie Sprecherin Stefanie Neumann im hessischen Bickenbach sagte. Absolute Zahlen nannte sie nicht. Bio-Fleisch sei seit dem Bekanntwerden von Dioxin in Futtermitteln aber noch nicht stärker nachgefragt. «In unseren Filialen sind derzeit jedoch lauter neue Kunden zu finden.»  

Der Bedarf an Bio-Produkten lasse sich momentan nicht befriedigen, sagte Wissenschaftler Hamm. «Wo sollen wir die Eier hernehmen - die Hühner legen ja nicht plötzlich zwei am Tag.» Öko-Händler mit langfristigen Lieferverträgen hätten weniger Probleme, Ware zu bekommen als Discounter, die erst kurz im Bio-Geschäft seien.

Der Run auf die Bio-Eier werde aber bald nachlassen, glaubt der Forscher. Bei jedem Skandal komme die Frage auf, ob es sich nicht doch lohne, für Bio-Produkte mehr Geld auszugeben. Später lasse das Interesse wieder nach. Allerdings blieben nach jedem Skandal auch einige Verbraucher den Bio-Produkten treu, so dass das Geschäft mit Öko-Ware immer noch überdurchschnittlich zulege. Im vergangenen Jahr sei der Umsatz nach ersten Schätzungen vermutlich um rund fünf Prozent gewachsen.

«Zu wenige Landwirte haben auf Öko umgestellt», sagte Hamm. Das sei bei Schweine-, Hühner- und Eierproduktion besonders schwierig. «Das Schlimmste ist der Stall-Umbau.» Die Ställe müssten komplett verändert werden, um den Tieren mehr Auslauf zu geben. Bei großen Betrieben mit Tausenden von Tieren sei das fast unmöglich - «diese Riesenbetriebe umzustellen, ist ganz, ganz schwer - die Fläche für Bio ist gar nicht da.» Problematisch sei es auch, Futterlieferanten zu finden, die den Bio-Standard erfüllen. (dpa)

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