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30.08.2020 | 09:21 | Schweinemarkt 

Deutschland hinkt beim EU-Schweinepreisanstieg hinterher

Bonn - In vielen Ländern der Europäischen Union ist das Schlachtschweineangebot Ende August im Verhältnis zur Nachfrage knapp bemessen und die aktuellen Notierungen ziehen an.

VEZG-Notierung Schlachtschweine
VEZG-Preis bei Schweinen bleibt mit 1,47 Euro stabil. (c) proplanta
In Deutschland warten die Schweinemäster hingegen nach dem Preiscrash Anfang Juli infolge der coronabedingten Tönnies-Schließung bereits seit Wochen auf wieder anziehende Preise. Eine Anhebung der maßgeblichen Notierung der Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) erfolgte aber auch am Mittwoch (26.8.) nicht; sie blieb mit 1,47 Euro/kg SG das achte Mal in Folge unverändert. „Die am Markt vorherrschende Nachfrage kann durch das Angebot schlachtreifer Schweine problemlos gedeckt werden“, berichtete die VEZG.

Andere Analysten stuften den Lebendmarkt ebenfalls als ausgeglichen ein. Während im Süden Deutschlands schlachtreife Tiere eher in kleinen Stückzahlen zur Verfügung standen, waren weiter im Norden und Westen die Schweine immer noch reichlich vorhanden. Hinzu kommt, dass für die personalintensive Fleischzerlegung in den Unternehmen Arbeitskräfte aus dem Ausland fehlen sollen und der Absatz von Schweinefleisch den gewohnten Schwung gegen Ferienende noch vermissen lässt.

Danish Crown (DC) in Dänemark berichtete, dass die Nachfrage am EU-Binnenmarkt moderat bleibe und vor allem im Süden Europas die Verkäufe wegen der Corona-Folgen schwächer als üblich ausfielen. Dafür gebe es eine wieder zunehmende Nachfrage in Asien, insbesondere aus China. Durch die hohen Gefrierkapazitäten könne DC diesen lukrativen Markt gut bedienen und Schwächen in Europa ausgleichen. Davon können auch die Mäster des Unternehmens profitieren; Danish Crown hob seinen Ankaufspreis für Schlachtschweine für diese Woche um umgerechnet 4 Cent auf 1,45 Euro/kg SG an. In Belgien wird Westvlees seinen Schweinelieferanten 1 Cent/kg Lebendgewicht mehr zahlen; gleiches gilt für die Danis-Gruppe.

Österreichs Notierung steigt

In Frankreich ging es am vergangenen Donnerstag mit der Notierung am Marché du Porc Breton ebenfalls nach oben, und zwar im Vorwochenvergleich um 2 Cent/kg SG. Noch immer laufen dort die großen Verkaufsaktionen für Schweinefleisch in den Supermärkten, weshalb das Lebendangebot für den Bedarf nur knapp ausreicht.

In Österreich können sich die Mäster ebenfalls über etwas mehr Geld für ihre Tiere freuen; der Verband landwirtschaftlicher Veredlungsproduzenten (VLV) hob die nationale Notierung um 2 Cent auf 1,58 Euro/kg SG an. Selten zuvor war der Preisabstand zu Deutschland bei den Schlachtschweinen so groß. Doch in der Alpenrepublik ist das Lebendangebot schon seit Wochen knapp und teilweise müssen Tiere vorgezogen werden. Ohne die „Preisbremse Deutschland“ mit seinen speziellen Überschussproblemem nach der Tönnies-Schließung wäre der Notierungsanstieg in den vergangenen Wochen wahrscheinlich noch höher ausgefallen, erklärten dortige Experten.

Auch in Spanien wird der Preisstillstand in Deutschland von der Schlachthofseite ins Feld geführt, um einen Anstieg der Notierung am Mercolleida zu verhindern. Am vergangenen Donnerstag gelang dies erneut; die Notierung blieb mit 1,30 Euro/kg LG unverändert. Dagegen setzte sich in Italien die Preisrally der Vorwochen fort; die Notierung gewann 3,7 Cent/kg LG hinzu. Allerdings stößt der Anstieg auf immer größeren Widerstand der Fleischhersteller, deren Marge durch die Rohstoffverteuerung mittlerweile negativ sein soll. Sie wollen nun mit gedrosselten Schlachtungen reagieren.

EU-Durchschnittpreis stabil

In der Europäischen Union war in der Woche zum 23. August in den meisten Mitgliedstaaten von festeren Preisen für Schlachtschweinen noch nicht viel zu spüren. Nach Angaben der EU-Kommission zahlten die Schlachtbetriebe für Tiere der Handelsklasse E im Mittel 150,61 Euro/100 kg; das waren 0,26 Euro oder 0,2 % weniger alsin der Vorwoche. Hierbeischlug zu Buche, dass die Schlachtschweinepreise in Polen um 1,4 % und in Rumänien um 1,2 % sanken.

Geringe Abschläge zwischen 0,2 % und 0,6 % mussten die Erzeuger in Estland, Finnland und Schweden hinnehmen. In den großen Produzentenländern Deutschland, Niederlande, Dänemark und Spanien änderte sich die Auszahlungsleistung der Schlachtbetriebe kaum; gleiches galt für Österreich und Ungarn. In Frankreich tendierten die Schlachtschweinepreise etwas fester und legten um 0,7 % zu. Über noch höhere Zuschläge in einer Bandbreite von 2,1 % bis 3,1 % konnten sich die Mäster in Belgien, Litauen und Lettland freuen.
EU-Marktpreise für Schlachtschweine (Woche vom 17. bis 23.8.2020)Bild vergrößern
EU-Marktpreise für Schlachtschweine (Woche vom 17. bis 23.8.2020)
AgE
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