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25.03.2016 | 08:43 | Nordseefischerei 

Fangverbote für Teile der Nordsee in Planung

Berlin / Kiel / Bremen - Zum Schutz von Schweinswalen, Vögeln, Riffen und Kleingetier am Meeresboden will der Bund in großen Gebieten der Nordsee die Fischerei zum Teil ganzjährig verbieten.

Fangverbot in der Nordsee
Angemessen oder überzogen? Der Bund möchte, dass weniger Schweinswale und Vögel qualvoll in Fischernetzen verenden und plant deshalb für die Nordsee massive Eingriffe. Vom Fischerei-Verband kommt Kritik. (c) proplanta
Verbände der Fischer reagierten am Mittwoch mit scharfer Kritik, weil sie Einbußen befürchten. Nach ihrer Ansicht schießen die Pläne über das Ziel hinaus. Widerspruch gibt es auch aus der Landespolitik.

Betroffen ist vor allem die Fischerei mit Grundschleppnetzen und Stellnetzen in den Schutzgebieten Östliche Deutsche Bucht und Sylter Außenriff vor der schleswig-holsteinischen Küste, Borkum Riffgrund vor Niedersachsen und Doggerbank, die noch weiter draußen liegt.

«Es ist gut für die Natur, aber es ist auch gut für die Fischer, wenn es Schutzzonen gibt, in denen sich die Bestände erholen können», sagte Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) den Zeitungen der Funke-Mediengruppe, die zuerst über die Pläne berichtet hatten.

Hendricks erntete harsche Kritik: Wenn der Bund 30 Prozent der deutschen Nordseefläche sperren wolle, sei das nicht hinnehmbar, sagte ein Sprecher des Deutschen Fischerei-Verbandes am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur: «Das ist so, als nähme man einem Bauern ein Drittel seiner Fläche weg.» Deutschland sollte wie andere Länder die Verbotszonen viel präziser definieren und nicht riesige Flächen ausweisen. Der Verband hält die Pläne zum Teil für rechtswidrig.

Für ein zielgenaueres Vorgehen ist auch der Kieler Fischerei- und Umweltminister Robert Habeck (Grüne). Die heimischen Krabbenfischer drohten unverhältnismäßig stark belastet zu werden. Er werde sich dafür einsetzen, dass dies verhindert wird. Insgesamt begrüßt die Landesregierung in Kiel laut Habeck aber die Absicht, Schweinswale, Seevögel, Riffe und Sandbänke besser zu schützen.

Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) betonte, die Fischerei sei abhängig von einer intakten Umwelt: «Eine verlässliche Zukunft für die Fischwirtschaft kann es nur geben, wenn die Fischerei nachhaltig, das heißt, im Einklang mit der Natur und in Vorsorge für künftige Generationen betrieben wird.» Die Pläne müssen noch mit den anderen Nordsee-Ländern abgestimmt werden.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace begrüßte die Pläne grundsätzlich, forderte aber auch ähnliche Regelungen für die Ostsee und mehr Einschränkungen für die Krabbenfischerei. Fischereiexperte Thilo Maack kritisierte, Deutschland habe es nach der Ausweisung der Schutzgebiete im Jahr 2007 in sechs Jahren nicht geschafft, dort die menschlichen Aktivitäten zu beschränken und sich deshalb ein Vertragsverletzungsverfahren der EU eingehandelt.

Die Erzeugergemeinschaft der Deutschen Krabbenfischer in Cuxhaven lehnt die Pläne ab. Wenn 30 Prozent der Fangfläche gesperrt würden, senke das nicht den Fischereidruck, sagte Geschäftsführer Kai-Arne Schmidt. «Die Fischerei verlagert sich nur auf die übrigen 70 Prozent, was für diese Gebiete auch Konsequenzen hätte.»

Die EU-Staaten hatten sich im Dezember 2015 auf die Fangmengen für die Nordsee in diesem Jahr geeinigt. Demnach dürfen die Fischer rund 36 Prozent mehr Schellfisch fangen als 2015, 19 Prozent mehr Scholle, 16 Prozent mehr Hering und 15 Prozent mehr Kabeljau. Bei Seelachs bleibt die Quote konstant. Bei der Makrele sinkt sie um 14 Prozent.
dpa
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