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19.07.2010 | 01:48 | Fischwirtschaft 

Forensische Techniken stärken Rückverfolgbarkeits-Programm des MSC

Berlin - Unabhängige DNA-Tests bei 240 zufällig ausgewählten Stichproben haben bestätigt,  dass MSC-zertifizierter Fisch [1] in Sachen Rückverfolgbarkeit gute Ergebnisse liefert.

Fischwirtschaft

Alle Stichproben stammten mit dem auf der Verpackung angegebenen Fisch überein und keiner der getesteten Artikel war falsch gekennzeichnet. DNA-Tests helfen, dem Missbrauch von Umweltsiegeln entgegenzuwirken, und so plant der MSC im Laufe des Jahres weitere Tests durchzuführen.
 
Diese erste Serie an DNA-Tests wurde für drei Arten entwickelt: Alaska Wildachs (Oncorhynchus sp.), Alaska Seelachs (Theragra chalcogramma) und Schwarzer Seehecht aus Südgeorgien (Dissostichus eleginoides). Wissenschaftler entnahmen MSC-zertifizierten Fischereien Referenzproben dieser drei Arten und analysierten deren DNA-Profile. Im Anschluss wurden die Referenzproben mit MSC-gekennzeichneten Artikeln verglichen, die in vier wichtigen Märkten gekauft wurden (USA, Großbritannien, Deutschland und Japan). Alle Artikel beinhalteten die Spezies, die auf den Verpackungen angegeben waren. In Kombination mit der Überprüfung der Rückverfolgbarkeit von MSC-gekennzeichneten Produkten entlang der gesamten Lieferkette, welche Bestandteil des in 2007 ins Leben gerufenen „Projektes zu Rückverfolgbarkeit und Gewährleistung in der Lieferkette“ [2] sind, liefern DNA-Tests zusätzlich Sicherheit, dass in Produkten mit MSC-Siegel tatsächlich Fisch aus MSC-zertifizierten Fischereien enthalten ist.
 
Evi Mateboer, MSC Supply Chain Manager, kommentiert: „Diese Ergebnisse sind sehr ermutigend - nicht nur für unsere jetzigen Partner, sondern auch für die weitere Entwicklung des Marktes für nachhaltig gefangenen Fisch und für jene Produzenten, die eine MSC-Zertifizierung anstreben. Rückverfolgbarkeit ist ein wichtiges Thema in der Fischwirtschaft: Fehlerhafte Deklaration ist ein altbekanntes Problem, welches das Vertrauen in die Lieferkette schwächt. Die Tests bestätigen, dass der Rückverfolgbarkeits-Standard des MSC ein zuverlässiges Instrument ist und dafür Sorge trägt, dass nur MSC-zertifizierter Fisch auch als solcher gekennzeichnet wird.“
 
„DNA-Tests ermöglichen die Identifikation von Arten, doch sie beweisen nicht, dass das Erzeugnis tatsächlich aus einer MSC-zertifizierten Fischerei stammt. Zusammen mit den strengen Anforderungen unseres Rückverfolgbarkeits-Standards bieten die Tests allen Einkäufern und Konsumenten jedoch zusätzliche Sicherheit, dass Produkte mit MSC-Siegel korrekt gekennzeichnet sind. DNA-Analysen stützen also zusätzlich das MSC-Engagement unserer Partner.“
 
Rupert Howes, Geschäftsführer des MSC, fügt hinzu: „Mit der Verbreitung des MSC-Programms und der steigenden Nachfrage nach MSC-zertifiziertem Fisch erhöhen sich auch die Anreize, das MSC-Siegel zu missbrauchen. DNA-Tests helfen, das Vertrauen in Produktbeschaffung und Kennzeichnung zu stärken. Rückverfolgbarkeit ist ein wesentlicher Bestandteil vieler Unternehmen und der MSC wird weiter daran arbeiten, Systeme zu entwickeln, die das Engagement, den Markt und die Reputation unserer Partner schützen.“
 
Während der nächsten Phase des DNA-Test Programms werden zum einen weitere Produkte mit Alaska Wildlachs, Alaska Seelachs und Schwarzem Seehecht aus Südgeorgie getestet, zum anderen werden neue Tests für weitere Arten entwickelt: Pazifischen Kabeljau (Gadus macrocephalus), Seehecht (Merluccius paradoxus und M. capensis), Hoki (Macruronus novaezelandiae) und Hering (Clupea harengus). (MSC)
 
_______________________________________

[1] Der MSC (Marine Stewardship Council) ist eine internationale gemeinnützige Einrichtung, die Lösungen für das Problem der Überfischung vorantreibt. Der MSC verwaltet das einzige ökologische Zertifizierungs- und Kennzeichnungsprogramm für Fischereibetriebe des Wildfangs, das sowohl den „Code für vorbildliches Setzen sozialer und ökologischer Standards” von ISEAL wie auch die FAO-Kriterien für Fischereizertifizierungen erfüllt. Die „Richtlinien für die Öko-Kennzeichnung von Fisch und Fischereiprodukten aus mariner Fischerei“ der FAO fordern von glaubwürdigen Zertifizierungs- und Kennzeichnungsprogrammen:

  • Objektive, unabhängige Fischereibewertungen, basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen,
  • transparente Prozesse, die eine Konsultation mit Externen und die Möglichkeit zur Einspruchnahme umfassen,
  • Standards, welche die Nachhaltigkeit der Zielspezies, der Ökosysteme und der Managementpraktiken berücksichtigen.

Der MSC hat Büros in London, Seattle, Tokio, Sydney, Den Haag, Edinburgh, Paris, Berlin und Kapstadt.

Insgesamt nehmen über 200 Fischereibetriebe am MSC-Programm teil. 89 sind derzeit zertifiziert und über 120 befinden sich in Bewertung nach MSC-Standard. Weitere 40 bis 50 durchlaufen eine vertrauliche Vorbewertung. Zusammen fangen die Fischereibetriebe im MSC-Programm knapp sieben Millionen Tonnen Fisch und Meeresfrüchte, was etwa 12 Prozent des weltweiten Fangs für den menschlichen Verzehr entspricht. Die bereits zertifizierten Fischereien fangen fast vier Millionen Tonnen Fisch und Meeresfrüchte - mehr als sieben Prozent des weltweiten Fangs für den menschlichen Verzehr. Rund um den Globus gibt es derzeit über 5.000 MSC-gekennzeichnete Fisch- und Seafooderzeugnisse.

Weitere Informationen zum MSC finden Sie auf
www.msc.org/de

[2] Projekt zu Rückverfolgbarkeit und Gewährleistung in der Lieferkette (= Traceability and Assurance in the Supply Chain TASC)

Im Februar 2007 hat der MSC das „TASC“-Projekt ins Leben gerufen, um sein Bewertungs- und Zertifizierungsprogramm sowie seinen Rückverfolgbarkeits-Standard noch robuster zu machen. Das Projekt wurde mit Hilfe wichtiger Interessengruppen entwickelt und wird von einer Arbeitsgruppe bestehend aus Mitgliedern des  MSC Fachberatungsgremiums und weiteren Experten in diesem Bereich unterstützt. 

DNA-Tests und  die Rückverfolgung von Produkten sind Schlüsselelemente für die Verifizierung der Produktekette. Weitere Schwerpunkte des TASC-Projektes sind:

  • Zugänglichkeit erhöhen, um die Anwendbarkeit des MSC-Rückverfolgbarkeits-Standards für Unternehmen jeden Typs und jeder Größe sicherzustellen.
  • Überwachen, Kontrollieren und Stärken des MSC-Rückverfolgbarkeits-Standards und der zugehörigen Methodologie.
  • Unterstützen der unabhängigen Zertifizierer, die Bewertungen nieh MSC-Standard durchführen.
  • Sicherstellen, dass die Lizensierung  des MSC-Siegels und die Produktketten-Zertifizierung sich gegenseitig ergänzen und eine klare Kommunikation an Einkäufer und Verbraucher gewährleisten. 

[3] MSC-Produktketten-Zertifikate werden für drei Jahre durch unabhängige, zugelassene Zertifzierer ausgestellt. Bei Betriebsbesichtigungen vor Ort prüfen sie, ob ein angemessenes Rückverfolgbarkeitssystem etabliert ist, um MSC-zertifizierten Fisch von nicht zertifizierter Ware zu trennen. Derzeit sind mehr als 1.000 Unternehmen nach dem MSC-Rückverfolgbarkeits-Standard zertifiziert und damit Teil von lückenlos rückverfolgbaren Lieferketten. Eine Liste mit Unternehmen, die nach MSC-zertifiziert sind,  können Sie unter http://www.msc.org/where-to-buy/find-a-supplier abrufen.

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