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26.12.2022 | 13:30 | Hochpathogene Aviäre Influenza 

Geflügelpest: Impfung für Hühner kurzfristig nicht in Sicht

Maisons-Alfort - Auch mit einer Impfung von Hühnern kann der Ausbreitung der Geflügelpest in der Europäischen Union kurzfristig nicht begegnet werden.

Impfung gegen Geflügelpest
(c) proplanta
Davon geht das französische Amt für Gesundheitsschutz in Ernährung, Umwelt und Arbeit (ANSES) aus. Laut ANSES ist zwar einer von weltweit insgesamt fünf verfügbaren Impfstoffen gegen die Hochpathogene Aviäre Influenza (HPAI) in der EU für Hühner zugelassen. Dieser stamme jedoch aus dem Jahr 2006 und sei seitdem nicht aktualisiert worden. Deshalb sei der Schutz gegenüber den aktuell zirkulierenden Virusstämmen ungewiss.

Hinzu komme, dass der Aufbau der Immunität nach der Impfung drei bis vier Wochen in Anspruch nehme und somit auch eine „Notimpfung“ in der Umgebung von Ausbrüchen nicht zielführend sei. Einer zeitnahen Impfkampagne stehen dem ANSES zufolge außerdem die geringen Vorräte des fraglichen Vakzins im Weg.

Nach Einschätzung der Behörde würde es mehrere Monate dauern, bis ausreichend Impfdosen hergestellt werden könnten. Derzeit werde der Großteil der Produktion in Ländern verbraucht, in denen die Vogelgrippe dauerhaft etabliert sei.

In der EU werde die Impfung aktuell hingegen nur zum Erhalt seltener Arten in Zoos eingesetzt, so dass die potentiell zur Verfügung stehenden Mengen nicht für die Nutztierbestände ausreichten.

Nach Einschätzung des ANSES muss eine Impfstrategie zur Bekämpfung der Ausbreitung der Seuche außerdem zwingend Enten einbeziehen. Diese seien am empfindlichsten für die HPAI und aufgrund ihrer Haltungsformen zudem häufig die Ursache für die Einschleppung in die Betriebe. Entsprechende Impfstoffe befänden sich in der Entwicklung, würden aber in dieser Saison nicht mehr zur Marktreife gelangen.

Entenküken bleiben Mangelware

Die Ausbreitung der Geflügelpest schreitet unterdessen voran. Im Zeitraum vom 1. August bis zum 21. Dezember wurden in Frankreich insgesamt 226 Ausbrüche in gewerblichen Geflügelhaltungen registriert. Die Nachweise konzentrieren sich zu etwa 70 % auf die Départements Vendée, Maine-et- Loire und Deux-Sèvres. Hier sind unter anderem zahlreiche Zucht- und Vermehrungsbetriebe angesiedelt, vor allem für Enten.

Branchenkenner gehen bereits davon aus, dass sich die immer noch eingeschränkte Verfügbarkeit von Entenküken in absehbarer Zeit wieder verschlechtern dürfte. Das Landwirtschaftsministerium verschärfte zuletzt die Seuchenschutzvorgaben nochmals.

Für Haltungen mit eingeschränktem Auslauf wird im Zeitraum zwischen 15. November und 15. März ein Biosicherheits-Audit zur Voraussetzung gemacht; nicht ermöglicht werden soll der Auslauf allerdings in Sperrzonen sowie in der Nähe von Feuchtgebieten. Außerdem wird das Ministerium eine Studie anfertigen lassen, in der die Rolle von Freilandhaltungen bei der Ausbreitung der HPAI untersucht werden soll.

Infektionsdruck steigt

Auch der jüngste Bericht der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) bestätigt die anhaltende Ausbreitung der Seuche in der EU. Im Zeitraum vom 10. September bis zum 2. Dezember wurden laut der Behörde insgesamt 1.163 HPAI-Nachweise in 27 Mitgliedstaaten registriert; davon entfielen 398 Nachweise auf Nutzgeflügel und 151 auf Haustiere.

Bei den Wildvögeln hat sich das Infektionsgeschehen gemäß dem Bericht inzwischen von Kolonie-brütenden Seevögeln auf Wasservögel verlagert. Die ununterbrochene Zirkulation des Erregers unter Wildvögeln habe regelmäßige Einträge in gewerbliche Haltungen begünstigt, heißt es weiter. Dabei seien wahrscheinlich vor allem Wasservögel beteiligt, so dass der Infektionsdruck in den kommenden Monaten wieder steigen dürfte.

Laut EFSA wurden seit September elf verschiedene Genotypen von HPAI-Viren nachgewiesen, von denen nur drei im Sommer zirkuliert waren. Die Behörde stellte in der vergangenen Woche eine interaktive Informationsplattform vor, die Informationen zur Entwicklung des Seuchenzuges bündelt. (hpai.efsa.aus.vet/)
AgE
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