Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
29.08.2014 | 14:54 | Schafzucht 

Hessens Schäfer plagen Zukunftssorgen

Kassel/Lauterbach - Immer weniger Weideflächen und immer weniger Einkommen - das macht in Summe immer weniger Schäfer und Schafe in Hessen. Helfen soll die Landesregierung, finden Politiker. Doch die blockt ab.

Schäfer Hessen
(c) proplanta
Hessens Schäfer und Schafzüchter plagen große Zukunftssorgen. Landesweit gebe es keine echten Wanderschäfer mehr, sagte Hubertus Dissen (56), stellvertretender Vorsitzender des Hessischen Verbands für Schafzucht und -haltung.

«Es gibt nur noch Standortschäfereien, die auch mal fremde Flächen bearbeiten.» Grund dafür sei eine tiefgreifende Veränderung in der Landwirtschaft und Flächennutzung. «Die Nachnutzung von Wiesen und Feldern durch Schafe ist nicht mehr gegeben. Nach einem Mähdrescher ist für Schafe da nicht mehr viel zu holen.»

Nach Angaben des Statistischen Landesamtes in Wiesbaden ist der Bestand innerhalb von zehn Jahren um etwa 40 Prozent auf nur noch rund 109.000 Schafe geschrumpft. Ähnlich ist es bei den Betrieben, die Schafe halten. Hier waren es 2013 mit gut 800 nur noch etwa ein Drittel der rund 2.300 Betriebe, die es zehn Jahre zuvor noch gab.

Wie ist dieser Rückgang zu erklären? «Die Ertragssituation ist nicht gut, gute Flächen werden knapp, vor allem durch Biogasanlagen. Die Schäfer sind nicht in der Lage, diese Pachtpreise zu bezahlen», sagt Dissen, der bei Kassel eine Zucht mit rund 1.000 Muttertieren hat.

Dabei seien die Preise für Fleisch derzeit recht gut, betont er. «Aber wir verdienen unser Geld in erster Linie mit Landschaftspflege. Das ist eine Dienstleistung an der Bevölkerung, indem wir die Flächen erhalten. Aber es bleibt nicht viel übrig.» Daraus resultieren auch Nachwuchssorgen, weil kaum ein junger Mensch den Beruf ergreifen wolle.

Derzeit gibt es nach seinen Angaben nur noch etwa 120 Vollerwerbs-Schäfer. Viele davon seien Ende 50 und fänden keinen Nachfolger - übrigens nicht nur in Hessen. Und das liegt laut Dissen nicht daran, dass es keine Interessenten gibt, sondern vor allem am mangelnden Einkommen. «Die Arbeit an sich ist nicht das Problem.» Dissen forderte, die Flächenprämie, die derzeit bezahlt wird, anzuheben. «Die liegt 50 bis 70 Prozent unter dem, was bezahlt werden müsste», betont er.

Auch die Landräte des Vogelsbergkreises und des Wetteraukreises, Manfred Görig und Joachim Arnold (beide SPD), sehen die Schäfer in einer «prekären Lage». Görig sagte: «Die geringen Einkommen der Betriebe und der hohe Arbeitsaufwand bei den Schafhaltern machen Investitionen in die Betriebe nahezu unmöglich und fördern die Abwanderung der Schäfer und deren Nachwuchs in andere Berufe.»

Dabei sei der Beitrag der Schäfer für den Naturschutz groß. Sie sorgten mit ihren Tieren dafür, dass seltene Lebensräume erhalten blieben und umweltgerecht erzeugtes Fleisch auf die Teller der Verbraucher komme. Leider stünden aber viele Betriebe mit dem Rücken zur Wand. Viele von ihnen erwirtschafteten nicht einmal ein Mindestlohnniveau.

Die beiden Landräte forderten die Landesregierung auf, die Schäfer besser zu unterstützen. Die Wiedereinführung einer an die Zahl der Tiere gekoppelten Weideprämie sei laut EU-Vorgaben möglich. Länder wie Frankreich gingen diesen Weg, Deutschland lehne dies jedoch ab. «Eine Pro-Kopf-Prämie gekoppelt an die Bewirtschaftung von Flächen in Natura2000-Gebieten würde direkt wirken und hoffentlich die Schafzahlen stabilisieren», befanden die Landräte.

Den Forderungen erteilte das hessische Umweltministerium aber eine klare Absage. «Die Schäfer haben ihre Bedenken vorgetragen. Aber eine Pro-Kopf-Prämie für Schafe wird es nicht mehr geben», betonte Ministeriumssprecher Mischa Brüssel de Laskay. (dpa/lhe)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Erneuter Wolfsangriff in Mecklenburg-Vorpommern?

 Gute Preise für Lammfleisch im Ostergeschäft

 Etwas mehr Schafe in Sachsen-Anhalt

 Schafhaltung in der EU auf Rückzug

 Schafbestände in Bayern wachsen

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken