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29.03.2012 | 12:25 | Imkerei 
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Imker fordern den Bienenführerschein

Bonn - Klaus Maresch ist eigentlich Politologe. Aber sein Hobby, die Imkerei, hat er mittlerweile zum Beruf gemacht.

Imker
(c) proplanta
Wenn er Berichte hört, wonach bis zu 300.000 Bienenvölker diesen Winter nicht überlebt haben, wird er ärgerlich.

«Das muss alles nicht sein», sagt er. Wenn alle 90.000 Imker im Land über die Varroa-Milbe informiert und in der Anwendung der geeigneten Bekämpfungsmittel geschult seien, würde die Gefahr für die Bienen stark verringert, sagt Maresch.

Die Milbe gilt als einer der Hauptgründe für das Bienensterben. Da aber Kursangebote auf freiwilliger Grundlage offensichtlich zu wenig genutzt würden, fordert er den «Bienenführerschein» für jeden Imker.

Bienen stellen in der Landwirtschaft einen Milliarden schweren Wirtschaftsfaktor dar. Nach Rind und Schwein ist die Biene das wichtigste Nutztier. Etwa 90.000 Imker kümmern sich derzeit um rund eine Million Bienenvölker und die Tendenz ist steigend. Imkerei liegt im Trend. Der Zuwachs ist in den Städten besonders stark.

Dass auch immer mehr junge Leute sich mit der Imkerei befassen, freut Werner von der Ohe vom Institut für Bienenkunde in Celle. Aber er warnt auch: Bienen seien Tiere, um die man sich ständig kümmern müsse. Bei Modeerscheinungen sei die Gefahr groß, dass das Interesse nach kurzer Zeit nachlasse. In einem solchen Fall habe ein Bienenvolk keine Überlebenschance.

Einen Teil seiner Bienen hat Klaus Maresch auf dem Dach der Bundeskunsthalle in Bonn untergebracht. Zwölf Völker haben dort überwintert.

«Alle haben die Zeit gut überstanden», sagt er. Das liege an der umsichtigen Pflege. Die Varroa-Milbe bekämpft er mit dem Verdunsten von Ameisensäure. Im Winter wendet er Oxalsäure an.

Bei diesen biologischen und biotechnischen Verfahren lagerten sich keine Rückstände im Wachs ab und der Honig könne als Bioprodukt geerntet werden, sagt Bienenkundler Peter Rosenkranz von der Universität Hohenheim.

Die Honigbiene sei ein Nutztier, das nicht im Stall gehalten werde, sondern wildlebend sei. So reflektiert sie dem Experten zufolge auch, was in der Umwelt passiert. Daher müssten Bienenhalter Veränderungen frühzeitig erkennen.

Die Bienen-Institute unterstützen die Imker. Sie warnen beispielsweise auf ihren Internetseiten vor Wetterlagen, die für die Varroa-Milbe günstig sind. Eine standardisierte Methode zur Bekämpfung der Milbe gibt es allerdings nicht - da sind sich die Experten einig.

Was notwendig sei, sei mehr individuelle Beratung. Aber bei der riesigen Zahl der Imker stoße ein solches Vorhaben schnell an seine Grenzen.

Mehr Zusammenarbeit über Verbände und Vereine fordert Werner von der Ohe. «Wir wünschen uns eine verbesserte Kommunikationskultur.» Seit einiger Zeit bieten die Institute Schulungen nach dem Schneeballsystem an. So können die Kursteilnehmer ihre Imkerkollegen anschließend über das Gelernte informieren. Auf die Bienenhalter solle ein positiver Druck erzeugt werden, sich weiterzubilden und zu informieren.

Maresch aber reicht das nicht. Die aktuellen Todeszahlen zeigten, dass diese Maßnahmen keine Wirkung hätten. Gemeinsam mit mehreren Gleichgesinnten setzt er sich für die Einführung eines verpflichtenden Imker-Sachkundenachweises ein. In der Imkerei sei die Forderung nicht populär.

Die Vereine hätten Angst um ihre Mitglieder oder kritisierten die in Deutschland herrschende Regelungswut. Die aktuelle Situation sei aber aus seiner Sicht nicht hinnehmbar. «Imker halten Tiere», sagt er. Sie seien ihre eigenen Tierärzte und sie produzierten Lebensmittel. Da ist die Forderung nach einem Qualifikationsnachweis laut Maresch nicht übertrieben. (dpa)
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Kommentare 
Der Kämpfer... schrieb am 04.05.2012 00:39 Uhrzustimmen(126) widersprechen(75)
Diese Idee kann nur von ein Bio Imker kommen. Klar ist Bildung wichtig aber nicht Lösung des Bienensterben. Die Lösung wäre wir würden den Manager von Bayer und Co die selbe Menge Ihres Gilft nehmen was Sie unseren Bienen zumuten je gewichtseinheit. Noch was zu den Bio Imker ich finde es ja gut bin ja auch fast einer aber bei uns gibt es nur herkömliche Bauern die in übermassen Mais für dieBiogasanlagen angebaut wirdund seit 2 Jahren auch noch Raps. Ein Bio Imker muss Raps und Mais der herhömlich angebaut wird meiden. Das können aber nur ca 10% der Imker wo sollen die anderen 90% hin?
Querdenker schrieb am 30.03.2012 12:06 Uhrzustimmen(192) widersprechen(57)
Das halte ich für nicht durchsetzbar! Wo sollte denn das Niveau angesidelt werden, insbesondere wenn auch Kinder und Jugendliche an die Imkerei herangeführt werden? Bestimmt nicht auf Ebene Fischer- bzw. Jägerprüfung! Und selbst dort gibt es bei der Ausübung vieles rechliches zu beachten, was auch von entsprechenden Aufsehern kontrolliert und geahndet wird. Ein Bienenführerschein ist kein geeignetes Instrument, wenn anschließend beispielsweise keine verbindlichen detaillierten Bienen-Haltungsvorschriften existieren und keine staatliche Kontrolle erfolgt, bzw. sich einige nicht daran halten. Wer will das? Was soll das? Müssen den Führerschein dann auch diejenigen machen, welche schon lange Imkerei betreiben oder eine agrarische Ausbildung haben? Ich kenne das noch von der EU Tiertransportverordnung vor einigen Jahren. Da mussten sich Leute, die beruflich seit jahrzehnten Tiere transportieren von einem jungen beamten in einer 3 stündigen Veranstaltung sagen lassen, wie man Tiere transportiert. Abgeschlossen wurde dies mit 3 Multible Choice Fragen, welche gemeinsam beantwortet wurden - und schon gab es den Sachkundenachweis. So könnte es dann auch in der Imkerei kommen. Zudem steht igrndwo im BGB, dass Landwirtschaft jeder ausüben darf (Jedermannsrecht)- auch ohne irgendwelche Prüfungen - er muss lediglich die Vorschriften einhalten.
der Bien schrieb am 29.03.2012 17:32 Uhrzustimmen(143) widersprechen(106)
Rd. 25 Jahre Varroa, rd. 25 Jahre Viren, die Bienen ertrugen sie ohne die jetzige Dramatik erkennen zu geben. Seit fast zehn Jahren aber haben immer mehr Imker immer weniger Freude an ihren Völkern und lassen immer öfter immer mehr Völker eingehen. Abhilfe soll nun der Bienenführerschein bringen. Wenn der aber nicht helfen sollte, was durchaus zu befürchten ist, wem dürfen dann dafür entstandene Aufwendungen in Rechnung gestellt werden, überlegt der Bien.
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