Die Vereinigung der
Erzeugergemeinschaften für
Vieh und Fleisch (VEZG) ignorierte erneut die Forderung der „roten Seite“ nach einer Preissenkung und hielt stattdessen ihre Leitnotierung für Schlachtschweine mit 1,48 Euro/kg Schlachtgewicht (SG) stabil. Ihr zufolge fällt das Lebendangebot fortgesetzt klein aus und kann vermarktet werden.
Laut Daten der
Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) nehmen die Schlachtzahlen von Schweinen saisonal ab und beliefen sich in der Woche zum 4. Juli nur noch auf 767.208 Stück. Das waren 2,2 % weniger als in der Vorjahreswoche, obwohl damals das große Werk von Tönnies in Rheda-Wiedenbrück wegen Corona geschlossen war.
Gegenüber der Vergleichswoche von 2019 kamen 14,2 % weniger Schweine an den Haken und sogar 17,3 % weniger als 2018. Dies zeigt, dass das aktuelle Schweineaufkommen, welches die VEZG bei ihren Mitgliedern mit 88 % des Normalumfangs angibt, tatsächlich stark unterdurchschnittlich ist.
Die Daten der
BLE offenbaren zudem, dass die zuletzt gezahlten
Schlachtschweinepreise in der Handelsklasse S mit 1,54 Euro/kg SG und 1,51 Euro/kg SG in der Klasse E eher der VEZG-Basisnotierung entsprechen und nicht den Hauspreisen von 1,40 Euro/kg der großen Schlachtbetriebe. Gleichwohl verweisen diese nicht unbegründet auf die überaus schwierige Vermarktungssituation für
Schweinefleisch im heimischen und internationalen Markt.
Dort übersteigt nach dem weitgehenden Ausfall der Chinaexporte das große Angebot die schwache Nachfrage. Die Verkaufspreise für Schweinefleisch sind zwar zuletzt nicht mehr so stark gefallen, befinden sich aber auf einem für alle Seiten zu niedrigen Niveau, was sich so schnell voraussichtlich auch nicht ändern wird.
ISN kritisiert SchlachtbetriebeHart ins Gericht mit den Schlachtbetrieben und ihrem Versuch, die eigenen Margen durch Senkung der Erzeugerpreise aufzubessern, ging die
Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN). Sie forderte am Mittwoch (7.7.) ein „Ende der Preisdrückerei“, da die Erzeuger bereits seit Monaten in der Verlustzone wirtschaften würden.
Zwar bereite der Absatz von Schweinefleisch auf dem EU-Markt Probleme, doch befinde sich Deutschland bereits am unteren Ende des Vergleichs der Schweinepreise. Der Abstand zu Spanien beträgt laut
ISN je Kilogramm Schlachtgewicht 50 Cent, zu Dänemark 20 Cent und zu Frankreich 18 Cent. „Der massive Druck der führenden
Schlachtunternehmen ist völlig fehl am Platze.
Am Lebendmarkt zeigt sich, dass sich die Tiere reibungslos vermarkten lassen“, stellte der Geschäftsführer des ISN Tochterunternehmens ISW, Matthias Quaing, fest. Kaum jemand müsse tatsächlich zu Hauspreisen verkaufen. Und aus dem Fleischverkauf sei zu hören, dass Preisabsenkungen für Schlachtschweine einfach komplett durchgereicht würden.
„Diese Preisdrückerei muss endlich ein Ende haben“, forderte Quaing, denn die Schmerzgrenze für alle Schweinehalter sei schon bei 1,48 Euro/kg längst unterschritten. Während die Schweinehalter um ihr berufliches Überleben kämpften, verlangten viele Lebensmitteleinzelhändler die Umstellung auf höhere Haltungsstufen. Die Investitionen dafür müssten die Schweinehalter tätigen, doch dafür sei bei diesen Preisen kein Geld vorhanden.
Deutscher „Preiskrieg“Nach Angaben von
Danish Crown (DC) schaut ganz Europa auf Deutschland, wo es „einen offenen Krieg“ um den
Preis für Schlachtschweine gibt. Daher würden Fleischeinkäufer abwarten, ob die deutsche Notierung weiter nach unten gedrückt werde, oder das sinkende Angebot zu einer Stabilisierung führe.
DC selbst ließ seinen Ankaufspreis für Schlachtschweine unverändert. Die Absatzlage am EU-Fleischmarkt sei nicht gut, jedoch hätten die Preise zuletzt nicht mehr so stark nachgegeben. Auch in Österreich blieb die Leitnotierung unverändert, was ausschließlich dem kleinen Lebendangebot und nicht dem schleppenden Fleischabsatz geschuldet war.
In Frankreich stört zusätzlich zur schwierigen
Marktsituation in dieser Woche der Nationalfeiertag die Schweinevermarktung; die Notierung am Marché du Porc Breton gab im Vorwochenvergleich um 4,6 Cent auf einen Basiswert von 1,387 Euro/kg SG nach. Auch in Italien war die Notierung nicht zu halten; sie ging um 2,3 Cent/kg LG zurück.
Am härtesten vom Stocken des Chinaexports ist deren einstiger Profiteur Spanien betroffen. Trotz saisonal kleinem Lebendangebot kam es am Mercolleida am vergangenen Donnertag zu einem Notierungsabschlag von 5 Cent auf 1,41 Euro/kg Lebendgewicht (LG). Innerhalb von vier Wochen summiert sich das Minus bei den Schlachtschweinepreisen dort nun auf 14,3 Cent/kg LG. Das hat es zu dieser Jahreszeit noch nie gegeben.
Talfahrt hält anIn der Woche zum 4. Juli hatten sich die teilweise deutlichen Preisabschläge am Schweinemarkt fortgesetzt. Nach Angaben der
EU-Kommission wurden Tiere der Handelsklasse E im Mittel der Mitgliedstaaten mit 157,39 Euro/100 kg SG abgerechnet; das waren 3,24 Euro oder 2,0 % weniger als in der Vorwoche. Besonders hart traf es dabei die Erzeuger in Lettland und Litauen mit Abzügen von 9,1 % beziehungsweise 7,7 %.
Zudem sanken die Schlachtschweinepreise in Spanien, Portugal, Ungarn, den Niederlanden und Belgien zwischen 2,9 % und 3,7 % und damit ebenfalls überdurchschnittlich stark. Die
Mäster in Italien, Deutschland, Polen und Frankreich erhielten jeweils gut 2 % weniger Geld von ihren Schlachtunternehmen.
Zu moderateren Abzügen in einer Spanne von 0,1 % bis 0,9 % kam es dagegen in Österreich, Bulgarien, Finnland, Schweden und Dänemark. Lediglich aus zwei Mitgliedstaaten wurden der EU-Kommission steigende Schlachtschweinepreise gemeldet; das waren Rumänien mit einem Plus von 1,0 % und Estland mit 1,5 %.