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11.01.2012 | 14:49 | Geflügelmast  

Nordrhein-Westfalen startet Anbibiotika-Datenbank

Berlin/Essen - Nordrhein-Westfalen will Druck machen beim Eindämmen von Antibiotika in der Tiermast und schaltet dafür als erstes Land eine freiwillige Meldedatei frei. Der Bund würde lieber schärfere Kontrollen sehen.

Impfung
(c) Tobilander - fotolia.com
Im Kampf gegen den großflächigen Antibiotika- Einsatz bei Masthähnchen hat Nordrhein-Westfalen im bundesweiten Alleingang eine Melde-Datenbank gestartet. Dort können Tierärzte und Züchter freiwillig ihre verwendeten Antibiotika eintragen. Zudem sind auch landesweite Durchschnittsmengen ablesbar, was einen eigenen übermäßigen Arzneimitteleinsatz erkennbar machen soll, wie Landes- Verbraucherschutzminister Johannes Remmel (Grüne) am Mittwoch zum Start in Essen sagte. Das Bundesverbraucherministerium reagierte mit Kritik und mahnte stattdessen mehr Kontrollen der Landesbehörden an.

Ziel der NRW-Datenbank ist eine deutliche Verringerung der Arznei, die zur Vorbeugung oft mit an gesunde Hähnchen verfüttert wird und so zu Resistenzen beiträgt. Über Lebensmittel können auch Menschen Antibiotika-unempfindliche Keime einnehmen. Nordrhein-Westfalen strebe nach dänischem Vorbild zunächst eine Halbierung der Antibiotikamenge in den nächsten Jahren an, sagte Remmel. Züchter-Verbände hätten eine rege Teilnahme an der Datenbank zugesagt, vorerst bleibe aber alles freiwillig.

Ein Sprecher von Bundesagrarministerin Ilse Aigner (CSU) sagte, Remmel solle aufhören, sich hinter dem Bund zu verstecken. Eine freiwillige Datenbank reiche nicht aus. Nötig seien mehr Kontrollen und die konsequente Ahndung von Verstößen. Laut einer NRW-Studie bekommen 96 Prozent der Hähnchen die Arznei verabreicht. «Wir wollen die Trendumkehr», sagte Remmel. Die Datenbank sei ein Baustein.

Die Bundesregierung will nach einem am Dienstag präsentierten Gesetzentwurf die Regeln zur Anwendungsdauer und Dosierung von Antibiotika in der Tiermast verschärfen. Die Überwachungsbehörden sollen besseren Zugriff auf Daten erhalten. Das Gesetz, dem der Bundesrat zustimmen muss, könnte im Herbst in Kraft treten. Umwelt- und Verbraucherschützer kritisierten die Pläne aber als unzureichend. Remmel monierte, Antibiotika-Nutzer würden nicht klar benannt. Der Aigner-Entwurf sehe nur die Aufschlüsselung von Postleitzahlgebieten vor. Die NRW-Datenbank enthalte dagegen Daten einzelner Betriebe.

Laut Schätzungen der Arzneihersteller hat die Antibiotika-Menge in der Tierhaltung zugenommen. Nach etwa 780 Tonnen im Jahr 2005 dürfte für 2010 eine Dimension von etwa 900 Tonnen plausibel sein, sagte der Geschäftsführer des Bundesverbands für Tiergesundheit, Martin Schneidereit, der dpa auf Anfrage. Damit wurden Informationen der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Mittwoch) bestätigt. Jedoch habe die Tierproduktion über diesen Zeitraum hinweg noch stärker zugenommen, so dass die Menge pro Tier tendenziell eher gesunken sein dürfe.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung wies darauf hin, dass das Problem antibiotikaresistenter Keime bereits seit längerem bekannt sei. So seien in Studien 2009 bei Hähnchenfleischproben zu 22 Prozent verdächtige Keime entdeckt worden, bei Puten zu 42 Prozent. Die Experten empfahlen, vor allem den Einsatz solcher Antibiotika kritisch zu hinterfragen, die auch bei Menschen eingesetzt werden. (dpa)
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