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07.01.2014 | 10:28 | Ferkelproduktion 
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Systematischer Hormoneinsatz in der Sauenhaltung

Berlin - Sauen in konventioneller Haltung werden einer Studie zufolge systematisch mit Hormonen versorgt.

Ferkelproduktion
(c) proplanta
So solle die Wirtschaftlichkeit der Landwirtschaftsbetriebe verbessert werden, berichtete das NDR-Fernsehen am Montag mit Verweis auf eine Studie im Auftrag des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND).

«Mit den Hormonen werden die Sexualzyklen der Sauen gleichgeschaltet», sagte die BUND-Landwirtschaftsexpertin Reinhild Benning der Nachrichtenagentur dpa. Der BUND warnte vor Umweltbelastungen und fordert ein Verbot der Hormone.

Die Präparate sollen demnach sicherstellen, dass die Sauen möglichst gleichzeitig trächtig werden und abferkeln. Außerdem sollen sie die Leistung der Sauen erhöhen.

Mit Hormonen können die Tiere laut Benning etwa 16 statt der üblichen 12 bis 13 Ferkel bekommen, haben aber normalerweise nur 14 Zitzen zur Ernährung der Jungtiere. Daher bestehe die Gefahr, dass Ferkel nicht versorgt werden können.

Neben tierschutzrechtlichen Problemen weist die Studie auch auf Umweltgefahren hin: Durch die Ausscheidungen der Tiere könnten die Hormone auch in die Umwelt gelangen. Nach Recherchen des NDR schließt auch das Umweltbundesamt Gefahren für die Umwelt nicht aus. Demnach gelten hormonelle Substanzen in der Umwelt beispielsweise als eine Ursache für den Rückgang von Amphibien.

Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) bestätigte dem Sender, dass Hormonpräparate hauptsächlich zur «Brunstsynchronisation oder Geburtseinleitung» eingesetzt werden. In der Sauenhaltung seien 26 hormonhaltige Präparate zugelassen. Sie müssten immer von einem Tierarzt verordnet werden. Der Grund müsse aber nicht unbedingt eine Erkrankung sein.

Dass Hormone in der Sauenhaltung genutzt werden, sei nicht neu, sagte Benning. «Es spricht nur niemand offen darüber. Oft wird nur von Fruchtbarkeitsmanagement gesprochen», sagte sie.

Die Studie «Zum Einsatz von Hormonen in der intensiven Schweinehaltung» des Agrarwirts Bernhard Hörning von der Fachhochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberwalde (Brandenburg) basiert auf einer Auswertung von Fachliteratur. Der BUND will sie an diesem Dienstag in Berlin vorstellen. (dpa)
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Kommentare 
Eckard Wendt, AGfaN e.V. schrieb am 08.01.2014 05:12 Uhrzustimmen(33) widersprechen(55)
Ob nun die hohe Zahl geborener Ferkel auf Zuchtbemühungen beruht oder durch die hormonelle Rauschesynchronisation bedingt ist, sei hier einmal dahingestellt. Fakt ist, daß die Sauen nicht mehr als Mitgeschöpfe geachtet , sondern rein als Produktionsfaktoren angesehen werden. Ist doch eigentlich schade, daß in ihnen noch so ein winzig kleines Stückchen Leben steckt, auf das sich die Tierschützer berufen (können) ... oder nicht? Ich befürchte, viele Sauenhalter wissen gar nicht mehr, daß Sauengruppen in Anwesenheit eines Ebers (oder mehrerer konkurrierender) ihre Empfängnisbereitschaft ebenfalls und das auf natürliche Weise synchronisieren. Ja, und die Eber bemühen sich richtig um ihre "Mädchen", bis diese ihm mit dem Duldungsreflext ihre biologische Bereitschaft zum Akt signalisieren. Dieses Vorspiel und seine Vollendung sind weit mehr, als das "Poppen" in manchen ehelichen Beziehungen.
Huber schrieb am 07.01.2014 18:58 Uhrzustimmen(55) widersprechen(111)
Mal von diesem schwerwiegenden Thema abgesehen, das uns alle angeht, ob Fleischesser, Vegetarier oder Veganer. Es erwischt uns alle, ob wir es glauben oder nicht. Da hilft auch keine Schönfärberei. Das Thema „Hormone“ ist überfällig und muss endlich (genauso wie Antibiotika und andere Medikamente) angepackt werden. Was mich an diesem Artikel stört, ist etwas ganz anderes. Nichts Inhaltliches, sondern das hübsche Foto der Schweinemama mit vielen niedlichen kleinen Ferkelchen in einer Unmenge sauberem Stroh. Ach, wie süß!! Allerdings drängt sich mir die Frage auf, warum Sie nicht die Realität zeigen? Dort wo es derart massiv mit einem Vokabular von Sexualzyklen, Brunstsynchronisation und Fruchtbarkeitsmanagement zur Sache geht, befinden sich die Sauen der Massentierhaltung in Ferkelbuchten und auf Spaltböden, in denen sie KEIN Stroh haben und sich nicht einmal bewegen können. Wir wissen alle, warum das angeblich so sein muss, auch wenn es längst nicht mehr so sein dürfte. Aber das kümmert ja keinen, wohl aber jede Sau!
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