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03.08.2008 | 20:36 | Tierschutz 

Wilderer, Bauern und Insektizide setzen dem «König der Tiere» zu

Nairobi/Amboseli - Ein Rudel Löwen liegt im ausgedörrten Gras der Savanne im kenianischen Nationalpark Amboseli, döst vor der nächtlichen Jagd.

Löwe
(c) Mariusz Blach - Fotolia.com
Die Matriarchin des Clans hat sich am Rand der Piste ausgestreckt, wacht aufmerksam, aber ohne sich vom Klicken der Fotoapparate begeisterter Safari-Touristen ablenken zu lassen. Deren Autos halten nur wenige Meter von den Raubkatzen entfernt.

Doch die Idylle im warmen Licht des afrikanischen Spätnachmittags trügt - der «König der Löwen» ist in seiner Heimat zunehmend in Gefahr, bedroht nicht nur von Wilderern, sondern auch von Bauern und Viehhütern, deren Herden mit den Löwen um das Savannengebiet konkurrieren. Im Konflikt Weideland oder Jagdrevier stehen die Raubkatzen häufig auf verlorenem Posten.

Nach Schätzungen des Kenya Wildlife Service (KWS) lebten noch in den 70er Jahren 10.000 Löwen in Kenia. Inzwischen ist ihre Zahl auf 2.500 zurückgegangen, allein in den vergangenen sieben Jahren sank sie um 25 Prozent. Selbst in den Nationalparks und Reservaten, in denen die Raubkatzen eigentlich Schutz genießen, zählen die Wildhüter weniger Löwen. Im Frühjahr wurden außerhalb des Nationalparks Amboseli gleich vier mit Speeren getötete Löwen gefunden. Seit 2001 waren allein in der Umgebung von Amboseli nachweislich mindestens 161 Löwen getötet worden - die tatsächliche Zahl könnte nach Angaben von Naturschutzorganisationen noch höher sein.

Früher war es bei den Massai Sitte, dass ein junger Mann einen Löwen töten musste, um als «moran», als Krieger, akzeptiert zu werden. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass die alten Traditionen trotz offizieller Verbote weiterleben. Zudem sehen die Nomaden und Viehzüchter die Raubtiere als Gefahr für ihre Rinder und Ziegen an.

«Die großen Raubkatzen sind ein Problem für die Farmer», muss auch KWS-Direktor Julius Kipngetich zugeben. Denn da etwa in den vergangenen Dürrejahren die Zahl der Zebras und Antilopen, der Beutetiere der Löwen, ebenfalls zurückgegangen ist, wildern die Großkatzen immer wieder unter den Viehherden.

«Das Töten von Raubkatzen als Vergeltung (für Angriffe auf Viehherden) ist inzwischen so weit verbreitet, dass es die größte Gefahr für Löwen und andere große Raubkatzen bedeutet», stellte Paula Kahumbu von der Naturschutzorganisation Wildlife Direct fest.

Die Bauern machen nicht nur Jagd mit Speeren. Zunehmend werden Überreste von getöteten Beutetieren mit Gift bestäubt oder die Umgebung von Wasserlöchern, an denen Löwen auf Jagd gehen, mit Pestiziden besprüht, berichtet KWS-Biologe Charles Musyoki. Die Löwen, aber auch Beutetiere, die an den Wasserlöchern grasen, verenden oft qualvoll.

Rückzugsgebiete hat der «König der Tiere» immer weniger. Denn durch die Ausbreitung menschlicher Siedlungsgebiete sind viele der alten Jagd- und Wanderrouten der Löwen wie auch anderer Savannentiere unterbrochen, Konflikte zwischen Mensch und Tier geradezu vorprogrammiert.

Trotz ihrer rapide gesunkenen Zahl gelten Löwen in Kenia nicht als gefährdete Art. Noch weiter dürfe die Löwenpopulation des Landes aber keinesfalls zurückgehen, warnt Musyoki. «Alle unsere Bemühungen sind darauf ausgerichtet, die Zahl wieder zu erhöhen.» Neue Reservate etwa sollen den Raubkatzen einen geschützten Raum geben. (dpa)
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