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12.04.2024 | 04:02 | Tierschutz 
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Waschbären-Jagd nicht zielführend

Wiesbaden - Die hessische Tierschutzbeauftragte Madeleine Martin weist darauf hin, dass das Management invasiver Arten nicht immer heiße, sie zu töten.

Wildtiere
Seit seiner Aussetzung in Nordhessen vor 90 Jahren breitet sich der Waschbär nahezu ungehindert aus. Die Landestierschutzbeauftragte hält die Bejagung der invasiven Art für unwirksam. (c) proplanta
«Natürlich kann eine Bejagung erkrankter Tiere im Seuchenfall dem Tierschutz dienen, aber allein um den Bestand zu verringern, ist sie nicht zielführend», sagte sie in Wiesbaden laut Mitteilung anlässlich des 90. Jahrestags der Aussetzung zweier Waschbärpaare am Edersee in Nordhessen am 12. April 1934. Sie gilt als das für die Verbreitung des ursprünglich aus Nordamerika stammenden Raubtiers in Europa wichtigste Ereignis. Zudem flohen 1945 nach einem Bombentreffer im Zweiten Weltkrieg auf eine Pelztierfarm bei Strausberg in Brandenburg einige Tiere. Ohne natürliche Feinde konnten sie sich seither nahezu ungehindert verbreiten. Seit 2016 werden sie auf der sogenannten Unionsliste geführt, die invasive Arten in der EU enthält.

«Hätten 70 Jahre Jagdausübung auf Waschbären zu einer effektiven Verringerung des Bestandes beigetragen, müssten wir heutzutage doch kaum mehr darüber reden», erläuterte Martin. Populationsökologisch sei klar, dass Bejagung oder Fang mit dem Ziel, die Populationsdichte zu reduzieren, zumeist ohne Erfolg blieben. «Waschbären können Populationsverluste durch eine vermehrte Fortpflanzungsrate ausgleichen und neue Tiere rücken bei einer «Entnahme» aus den umliegenden Gebieten in dann unbesetzten Lebensraum nach.»

Auch wenn viele Menschen es glaubten: Töten sei nach der EU-Verordnung nicht die einzige «allein selig machende» Maßnahme, so Martin. Es werde unterschieden, ob ein Tier in der Region schon heimisch geworden sei, oder erst wenige Exemplare eingewandert seien. «Je vielseitiger und strukturierter die Natur, umso geringere Auswirkungen hat der Waschbär auf andere Arten.» Laut Martin sollte vielmehr der Schutz der Lebensräume im Vordergrund stehen und nicht eine Bejagung des Waschbären die Konsequenz sein.

«Beim Management von Wildtieren sollten wir moderne, wissenschaftlich basierte, zeitgemäße Ansätze verfolgen, die dann auch hinsichtlich ihrer Wirksamkeit bewertet werden können. Das Staatsziel Tierschutz schließt auch jagdbare Wildtiere und invasive Arten mit ein», betonte sie.
dpa/lhe
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Kommentare 
Till Eugenspiegel schrieb am 12.04.2024 23:04 Uhrzustimmen(0) widersprechen(1)
WILDBIOLOGIE
Einfluss von Waschbären: Warum die Bejagung wichtig ist
Über den Einfluss von Waschbären auf heimische Arten sind die Meinungen geteilt.
Dabei ist der Schaden schon deutlich zu sehen.
REINHARD SCHNEIDER | 08. APRIL 2024
AUS:
https://www.pirsch.de/jagdwissen/wildbiologie/einfluss-von-waschbaeren-warum-die-bejagung-wichtig-ist-38772

EIN FILM FÜR STARKE NERVEN:
WASCHBÄR FRISST UHU-KÜKEN AUF
Die Uhu-Dame „Lotte“ mit ihren zwei Jungen wurde zum Internet-Star.
Per Webcam konnte man zusehen, wie sie ihre beiden Küken aufzog.

https://djz.de/ein-film-fuer-starke-nerven-waschbaer-frisst-uhu-kueken-auf/

https://uhu.webcam.pixtura.de/tagebuch/seite/3/
Till Eugenspiegel schrieb am 12.04.2024 22:34 Uhrzustimmen(0) widersprechen(0)
Es geht hier um den Waschbären, der weder Trophäenträger noch reiner Vegetarier ist,
UND dem EU Recht unterliegt!

Folgende Forderung ist genau so unqualifiziert wie der Kommentar von maximilian.

- Laut Martin sollte vielmehr der Schutz der Lebensräume
im Vordergrund stehen und nicht eine Bejagung des Waschbären die Konsequenz sein. -

Untersuchungen in Städten zeigen, dass der lernfähige Kleinbär dort in Dichten vorkommen kann, die diejenigen in natürlichen Habitaten um ein Vielfaches übertreffen können.
In Kassel, der „Hauptstadt“ des Waschbären in Deutschland,
wurden bis zu 100 Waschbären pro 100 Hektar Fläche ermittelt.
Die Größe der Streifgebiete variiert sehr stark in Abhängigkeit vom Lebensraum.
So kann das Revier eines Weibchens in der Stadt gerade einmal 0,03 Quadratkilometer umfassen,
während es in Waldgebieten erheblich größer ist
und in offenen Graslandschaften bis zu 49 Quadratkilometer für Männchen betragen kann.
Die Streifgebiete der Männchen sind dabei wesentlich größer als die der Weibchen.

AUS
https://www.wildtier-kataster.uni-kiel.de/pages/tierarten/saeugetiere/waschbaer.php
maximilian schrieb am 12.04.2024 19:35 Uhrzustimmen(1) widersprechen(0)
Staatsziel ist die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen für die nachfolgenden Generationen. Die Jagd hat dazu wenig bis gar nichts beigetragen, weil Trophäenträger gehegt und gepflegt werden in den Staatsforsten.
Die Abschusszahlen werden nicht eingehalten, sodass ein Wildüberbestand die Waldverjüngung auffrisst.
Die scharfe Bejagung der Wildschweine hat deren Bestand nicht wirklich verringern können. Denn sie folgen dem Vorbild der Waschbären und füllen die Rotten durch Nachwuchs wieder auf.
Till Eugenspiegel schrieb am 12.04.2024 10:04 Uhrzustimmen(0) widersprechen(1)
Zitat aus dem Artikel:
- «Hätten 70 Jahre Jagdausübung auf Waschbären zu einer effektiven Verringerung des Bestandes beigetragen,
müssten wir heutzutage doch kaum mehr darüber reden», erläuterte Martin
...
Das Staatsziel Tierschutz schließt auch jagdbare Wildtiere und invasive Arten mit ein», betonte sie -

Wo wären wir denn ohne Bejagung?
Staatsziel?

Der Waschbär, der in Deutschland seit längere Zeit beheimatet ist,
wurde von der EU-Kommission
durch die am 3. August 2016 in Kraft getretenen Durchführungsverordnung (EU) 2016/1141 in die Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung gemäß der Verordnung (EU) Nr.

Man kann natürlich viele Millionen Euro Steuergelder so verbrennen,
für Katzen, Nutrias und auch Waschbären.
Hier dürfte allein in Niedersachen die Summe der letzten Jahre bei fast
2 Millionen Euro liegen, nur für Katzen.

" 2023
An der Aktion teilnehmen können Tierschutzvereine, Tierheime und ehrenamtliche Betreuer*innen von kontrollierten Futterstellen.
In diesem Jahr wird seitens des Landes Niedersachsen für die

Kastration von Streunerkatzen

ein Betrag von 250.000 Euro zur Verfügung gestellt. "
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